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Banshee Titan und Rune V3: Neues 29er-Enduro mit 155 mm, Rune mit 26″-Option

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Banshee überrascht kurz nach der Eurobike mit neuen Bikes: Das Banshee Rune kommt als Version 3 und mit Laufrad-Optionen für 26″ und 27.5″, eine weitere Neuheit ist aber ein Long-Travel-29er: Das Banshee Titan ist ein brachiales Enduro-Bike mit 29″ und 155 mm Federweg am Heck. Hier gibt’s die ersten Infos zu den neuen Bikes!

Banshee Rune V3: Infos und Preise

  • Federweg 170 mm/160 mm
  • Laufradgröße 27.5″ oder 26″
  • Farben schwarz, silber, orange
  • Verfügbarkeit in zwei bis drei Wochen
  • www.bansheebikes.net
  • Preis ab 2.299 € für die Framesets inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse
Rune V3 27,5" – Raw
# Rune V3 27,5" – Raw - Die Rahmensets gibt es ab 2.299 € und in drei Farben – inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse.

Nicht nur die Bikes sind neu – auch das Hinterbausystem hat eine Überarbeitung erfahren, dieses hört jetzt auf den Namen KS2 Link. Auch bei der Geometrie deckt man einen größeren Bereich ab, inklusive Flaschenmontage-Möglichkeit im Hauptrahmen. Man habe die letzten drei Jahre an den beiden Enduro-Bikes gearbeitet, so Banshee – Prototypen wurden in Aluminium und Carbon gefertigt und im Labor wie auch auf den Trails getestet. Herausgekommen sind zwei sehr moderne Aluminium-Bikes in einer jeweiligen ersten Auflage von 100 Stück weltweit.

Diashow: Banshee Titan und Rune V3 - Neues 29er-Enduro mit 155 mm, Rune mit 26″-Option
Dank senkrechter Dämpfer-Anordnung konnte der Schwerpunkt zentriert und abgesenkt werden
Rune V3 27,5" – Orange
Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden
Banshee Titan – Raw
Rune V3 27,5" – Raw
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Rune V3 27,5" – Schwarz
# Rune V3 27,5" – Schwarz
Rune V3 27,5" – Orange
# Rune V3 27,5" – Orange

Geometrie

Banshee Rune V3 27,5″

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge405 mm425 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge568 mm595 mm620 mm645 mm
Steuerrohrlänge120 mm120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°
Sitzwinkel76,2°/76,7°76,2°/76,7°76,5°/77°76,5°/77°
Kettenstrebenlänge437/435 mm437/435 mm437/435 mm437/435 mm
Tretlagerhöhe344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm
Radstand1178 mm1204 mm1233 mm1263 mm
Stack602 mm604 mm610 mm619 mm
Reach420 mm445 mm470 mm495 mm

Banshee Rune V3 26″

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge405 mm425 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge568 mm595 mm620 mm645 mm
Steuerrohrlänge120 mm120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°
Sitzwinkel76,2°/76,7°76,2°/76,7°76,5°/77°76,5°/77°
Kettenstrebenlänge428/426 mm428/426 mm428/426 mm428/426 mm
Tretlagerhöhe319/337 mm319/337 mm319/337 mm319/337 mm
Radstand1178 mm1204 mm1233 mm1263 mm
Stack602 mm604 mm610 mm619 mm
Reach420 mm445 mm470 mm495 mm
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Gründer, Designer und Bike-Nerd Keith Scott hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die neuen Räder zu entwickeln
# Gründer, Designer und Bike-Nerd Keith Scott hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die neuen Räder zu entwickeln - Neben verschiedenen Materialien hat man bei Banshee auch die aktuell stark im Trend liegenden, eher extremen Geometrien ausprobiert. Auf der Suche nach einer guten Balance ist aber vor allem die Kettenstrebe gewachsen, während der Hauptrahmen gerade so unter der 500-mm-Reach-Marke am XL-Rad liegt.

Banshee Titan: Infos und Preise

  • Federweg 170/155 mm
  • Laufradgröße 29″ oder 27.5″ gemixt
  • Farben schwarz, silber, rot
  • Verfügbarkeit in zwei bis drei Wochen
  • www.bansheebikes.net
  • Preis ab 2.299 € für die Framesets inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse
Das Banshee Titan kommt in ähnlichem Look wie das Rune V3, das Frameset kostet ebenfalls 2.299 € mit Dämpfer und Zubehör
# Das Banshee Titan kommt in ähnlichem Look wie das Rune V3, das Frameset kostet ebenfalls 2.299 € mit Dämpfer und Zubehör
Banshee Titan – Raw
# Banshee Titan – Raw
Banshee Titan – Rot
# Banshee Titan – Rot

Geometrie

RahmengrößeMLXL
Sitzrohrlänge430 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge595 mm623 mm650 mm
Steuerrohrlänge120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64,5°/65°64,5°/65°64,5°/65°
Sitzwinkel76,75°/77,25°76,75°/77,25°76,75°/77,25°
Kettenstrebenlänge452 mm452 mm452 mm
Tretlagerhöhe344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm
Radstand1235 mm1265 mm1293 mm
Stack635 mm644 mm653 mm
Reach445 mm470 mm495 mm

Im Detail

Optisch wie technisch ist einiges neu bei Banshee Rune und Titan: Der Dämpfer steht nun senkrecht im Rahmen und das ganze System ist etwas geschrumpft, um nun Platz im Hauptrahmen für eine Flasche zu haben. Das KS-Link genannte System gibt es auch in den neuen Bikes – verfügt aber als aktualisierter Nachfolger jetzt über eine „2“ im Namen. Die Infos im Detail gibt es hier.

Optimierter Tretlagerbereich
# Optimierter Tretlagerbereich - Anstatt auf ein aufwändiges Frästeil im Tretlagerbereich zu setzen, verwendet man 3D-geschmiedete Hälften, die zu einem Teil zusammengefügt werden.
Dank senkrechter Dämpfer-Anordnung konnte der Schwerpunkt zentriert und abgesenkt werden
# Dank senkrechter Dämpfer-Anordnung konnte der Schwerpunkt zentriert und abgesenkt werden - Außerdem ist im Hauptrahmen Platz für einen Trinkflaschenhalter – dem KS-Link bleibt man trotzdem treu.
Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden
# Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden - Bei 800 mm Abstand zwischen Sattel und Tretlagermitte liegt der Sitzwinkel bei S und M bei 75,5° bzw. 76,6° sowie bei 75,9° und 77,4° an L und XL.
Banshee gibt in der Geometrietabelle auch die Werte für längeren Stützenauszug an
# Banshee gibt in der Geometrietabelle auch die Werte für längeren Stützenauszug an - Bei 800 mm Abstand zwischen Sattel und Tretlagermitte liegt der Sitzwinkel immer noch bei angenehm steilen 76,1° bzw. 76,6° in neutraler Einstellung.
Innenverlegte Züge gab es an den letzten Banshee Modellen noch nicht
# Innenverlegte Züge gab es an den letzten Banshee Modellen noch nicht - Die neue Modellreihe bricht damit, Brems-, Schalt- und Dropper-Leitung verschwinden in den Rahmen.
Übersetzungsverhältnis
# Übersetzungsverhältnis - Mit einem geringeren Übersetzungsverhältnis am Dämpfer (unter 2.5:1) kann man nicht nur geringere Drücke fahren. Auch die Einstellbarkeit des Dämpfers dürfte besser nutzbar sein. Je nach Vorliebe kann man Dämpfer mit großer oder kleiner Luftkammer verwenden, um die Charakteristik des Hinterbaus zu beeinflussen.
Axlepath
# Axlepath - Zu Beginn soll der etwas nach hinten gerichtetete Weg des Hinterrades helfen die eckigen Hindernisse etwas besser abzufedern. In Kombination mit mehr Anti-Squat am Anfang des Federwegs soll dadurch auch mehr Geschwindigkeit generiert werden wenn man im Gelände in Wellen pusht.

Anti-Squat-Profil
# Anti-Squat-Profil - Im Sagbereich wurde optimiert um mehr Vortrieb zu generieren. Tiefer im Federweg wird der Wert geringer, um Pedalrückschläge zu minimieren.
Anti-rise
# Anti-rise - Hier wurde optimiert um eine gute Traction unter harten Bremsmanövern zu gewährleisten. Man soll später bremsen können für schnellere Abfahrten.
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Meinung @MTB-News

Banshee Bikes konnten uns in der Vergangenheit bei Tests immer wieder mit einem extrem spaßigen und sicheren Fahrverhalten überzeugen. Jetzt holt der kleine Hersteller aus Kanada seine beiden wichtigsten Modelle in die Moderne: Mit einer neuen Geometrie und jeder Menge Updates an Kinematik und Rahmenform. Auf dem Papier sieht alles sehr vielversprechend aus – wir sind auf einen ersten Test gespannt!

Zurück in die Zukunft in Alu? Werden die beiden Modelle bei eurer nächsten Kaufentscheidung berücksichtigt?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Banshee

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike

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Mountainbikes sind sehr komplexe Sportgeräte. Sie sind so unterschiedlich wie die unzähligen Ausrichtungen der Sportart und die Menschen, die sie betreiben. Wie viele Bikes ich in Summe besessen habe oder probegefahren bin, weiß ich nicht mehr. Klar ist aber: Jedes einzelne davon hatte seine ganz spezifischen Vor- und Nachteile. Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre innerhalb der Geometrien, so sind Tendenzen ablesbar – dennoch gehen immer noch wenige Hersteller ein Risiko ein und greifen vor. Seit Jahren stelle ich mir die Frage, wohin die Reise bei Rahmengrößen und Form sowie Setup gehen wird, und da diese von bestehenden Konzepten am Markt nicht beantwortet wurde, beschloss ich, Ende 2013 die Realisierung eines Konzept-Bikes auf eigene Faust anzugehen …

Vorab

(Noch eine Information zur Diskussion: Soweit es geht, werde ich wie immer versuchen, auf alle Fragen und Kommentare einzugehen.)

Das Projekt nahm wortwörtlich Gestalt an. Zielsetzung dafür: Ein Bike, das eine moderne Geometrie und Setup besitzt und mit dem man eine Menge Spaß in einem sehr breiten Spektrum haben kann. In dieser achtteiligen Artikelserie werde ich meine Untersuchungen, die Realisierung des Prototypen und den Fahreindruck schildern. Holt euch schonmal einen Kaffee und macht es euch bequem, denn das wird in Summe etwas länger dauern!

Mit den oben beschriebenen Überlegungen war und bin ich natürlich nicht alleine. Auch andere arbeiteten parallel an Ideen für modernere Mountainbikes: Mondraker, Nicolai/Mojo und Pole, um nur einige zu nennen. Manche Ideen dieser Firmen gingen in andere Richtungen und manche Teile überschnitten sich mit meinen und wurden sogar zwischenzeitlich schon recht ähnlich am Markt angeboten. Ärgerlich? Eher eine Bestätigung, dass ich an etwas arbeitete, das so falsch nicht sein kann.

Den großen Vorteil, den ich dabei hatte, war, dass ich kein Bikehersteller bin und somit nichts verkaufen muss. Wirtschaftlichen Druck hatte ich somit schon mal keinen und konnte mir (fast) alle Zeit der Welt nehmen, um jeden Parameter genauestens zu untersuchen, mit unterschiedlichsten Fahrern zu testen, zu messen und zu vergleichen.

Ganz nach dem Grundsatz „wer nichts weiß, muss alles glauben“ ging ich bei der Wahl der Geometrie bewusst über die Grenzen dessen hinweg, was am Markt als richtig oder verspielt eingestuft wird.

Ganz nach dem Grundsatz „wer nichts weiß, muss alles glauben“ ging ich bei der Wahl der Geometrie bewusst über die Grenzen dessen hinweg, was am Markt als richtig oder verspielt eingestuft wird. Damit öffnete ich die Büchse der Pandora und jede Antwort, die ich auf meinem Weg fand, enthielt weitere Fragen, zu scheinbar gesetzten Normen und Zusammenhängen, zwischen einzelnen Parametern, die es zu untersuchen und zu verstehen galt. Am Ende stand ich vor einem Berg an Erkenntnissen, die mir einen völlig neuen Zugang zu Mountainbikes eröffnet haben.

In dieser achtteiligen Artikelserie möchte ich einen Einblick in meine Arbeit geben. Sie ist in folgende Teile gegliedert:

1. Meine Bike-Vorgeschichte der letzten 21 Jahre und eine Analyse bestehender Geometrien (dieser Artikel)

2. Warum sind Rahmengrößen, wie sie sind und wie beeinflusst die Körpergröße das Fahrverhalten?

3. Glaubensfrage: Kettenstrebenlänge

4. Vorbaulängen und die Abhängigkeit beim Fahrverhalten

5. Sitzwinkel, Sitzrohrlänge

6. Federweg und Lenkwinkel

7. Eigenschaften meines Prototyps

8. Fahreindruck

Die Idee

Grundsätzlich lässt sich zu Beginn sagen: Ein Fahrrad ist ein sehr komplexes System mit sich gegenseitig beeinflussenden Parametern, welches bergauf und bergab bewegt wird. Gleichzeitig wirkt eine sehr große Masse von oben auf das System ein, verlagert sein Gewicht und erzwingt Richtungsänderungen. Geschwindigkeit, Masseträgheit, Reibung und Impulse – Fahrradfahren unterliegt sehr vielen Bereichen der Physik und das Verständnis der Theorie dahinter hilft einem, ein besseres Fahrerlebnis zu generieren.

Damit nicht genug – es gibt unterschiedlich schwere Fahrer und verschieden große Fahrer, deren Hauptmassen und Krafteinwirkungspunkte unterschiedlich verteilt sind. Von Klickpedalen und Flats und den damit verbundenen verschiedenen Fahrpostionen ganz zu schweigen: Also wo welche Kraft wirkt und wie stark, ist nicht in einer einfachen Formel mit einheitlichem Ergebnis darstellbar. Um hierfür ein Verständnis zu bekommen, wurden zwei Größen-Versionen meines Konzept-Bikes knapp drei Jahre lang von über 30 MountainbikerInnen bewegt. Doch bevor ich auf den Fahreindruck zu sprechen komme, gilt es, die Theorie hinter dem Projekt zu erklären.

Alles begann mit einer simplen Idee
# Alles begann mit einer simplen Idee - An diesem Punkt war zwar klar, dass hinter diesen Zeilen viel Arbeit stecken würde, aber was die Büchse der Pandora für mich bereithielt, war mehr als ich dachte.

Exkurs – Meine Bike-Vorgeschichte der letzten 21 Jahre

Auf der Suche nach einem Mountainbike landete ich immer wieder bei sehr schrägen Lösungen, die als unfahrbar deklariert wurden. Sei es ein Rocky Mountain RM6 mit Manitou X-Vert Carbon, ein Stumpjumper EVO in Rahmengröße S bei 1,91 m Körpergröße oder einem Slopestyle-Fully mit 160 mm Gabel… Das war glücklicherweise nicht nur für einige verwirrte Blicke anderer Biker oder Lacher im Freundeskreis gut. Mit jedem Experiment nahmen Wissen und Erfahrung zu, und sei es nur, dass ich danach wusste, was ich eben nicht als Eigenschaft an einem Bike wollte. Zu jedem neuen Rad, das sich in meinem Besitz befand oder mit jedem Testbike oder neuem Produkt am Markt, fing ich auch an, immer mehr Dinge in Frage zu stellen:

  • Warum gibt es Lenker nur bis 700 mm für Downhilleinsatz?
  • Warum kommen kleinere Rahmen mit kürzeren Vorbauten als große Rahmen?
  • Warum untersteuert ein M-Rahmen unter mir weniger als ein L-Rahmen?
  • Warum ist ein L von Hersteller A größer als ein L von Hersteller B?
  • Warum brauche ich einen längeren Vorbau, um Druck aufs Vorderrad zu bekommen?
  • Warum kann ich meinen Sattel nicht weit genug versenken, obwohl meine Sattelstütze lang genug wäre?
  • Warum wächst ein vorderer Rahmen über die Größen hinweg mit aber die Kettenstrebe nicht?
  • Warum kann man flache Lenkwinkel nicht auch an CC-Bikes haben?
  • Warum ist man, was Laufradgrößen angeht, so sehr auf einen Einsatzbereich beschränkt?
Kurzer Reach und Radstand, schmaler Lenker, (zwischenzeitlich) steiler Lenkwinkel
# Kurzer Reach und Radstand, schmaler Lenker, (zwischenzeitlich) steiler Lenkwinkel - Ein Bike war vor 10 Jahren weitaus schwerer zu kontrollieren als heute.

Nicht alle dieser Fragen sind heute noch relevant, denn die Entwicklung blieb natürlich nicht stehen. Dennoch wuchs die Liste der Fragen immer weiter an und kann nur jedem Biker ans Herz legen, neugierig zu bleiben und Hintergründe und Funktionsweisen oder die eigenen Vorlieben immer wieder in Frage zu stellen. Viel zu oft findet man sich mit einem Umstand oder einer Eigenheit eines Produktes ab, ohne nach einer Lösung zu suchen, die möglicherweise sehr einfach zu erreichen wäre und zu einem sehr viel entspannteren oder spaßigeren Fahrerlebnis führen würde. Man muss sich nur mal die Zeit nehmen, ein paar ältere Fahrfotos oder -videos anzuschauen, um einen bestimmten Aspekt zu erkennen: Man sieht Fahrer fast durchgängig eine rückwärtige Fahrposition einnehmen, welche durch kurze Reachwerte begünstigt wird.

Hoch und über der Front – eine ungünstige Kombination mit einem kurzen Radstand und steilem Lenkwinkel
# Hoch und über der Front – eine ungünstige Kombination mit einem kurzen Radstand und steilem Lenkwinkel - Ging man aktiv nach vorne, um Anpressdruck auf das Vorderrad zu bekommen, lief man aufgrund des kurzen Radstandes, des steilen Lenkwinkels, als großer Fahrer mit langen Beinen und entsprechend hohem Schwerpunkt, sehr leicht Gefahr, in einer brenzligen Situation über den Lenker zu gehen.

Über die Jahre kam ich als Tester in Kontakt mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Philosophien über Rahmenkonzepten und Fahrverhalten. Die Chance, die sich hier auftat, war gigantisch und jede Gelegenheit, einen Entwickler eines Bikes oder einer Suspension mit dem „Wieso, weshalb, warum…“ zu löchern, nahm ich wahr. Unterschiede in Geometrien, Fahrverhalten und Ausrichtung an eine bestimmte Nutzergruppe kristallisierten sich heraus und es wurde mir bewusst: Ein Rad, deklariert für einen bestimmten Einsatzbereich, von dem einen Hersteller, muss sich nicht zwangsläufig mit den Ideen oder dem Fahrverhalten eines anderen Herstellers decken, auch wenn beide für den gleichen Einsatzbereich gedacht sind. Nicht jede Eigenheit funktioniert für jeden und so beschloss ich, meinem eigenen Forschungsdrang freien Lauf zu lassen, indem ich meine eigenen Ideen in einem eigenen Rad realisieren würde.

Dass die Verhältnisse hier nicht passen sieht – heute – jeder auf den ersten Blick.
# Dass die Verhältnisse hier nicht passen sieht – heute – jeder auf den ersten Blick.
Immer wieder fanden auch Prototypen ihren Weg mit mir auf die Trails.
# Immer wieder fanden auch Prototypen ihren Weg mit mir auf die Trails.

Mountainbike oder BMX?
# Mountainbike oder BMX? - Ein größerer Rahmen wurde damals von diesem Hersteller nicht angeboten.

Analyse allgemeiner Parameter

Körpergröße und Fahrstil

Mit genau 1,91 m und einem Gewicht in Radbekleidung von über 95 kg (mit Rucksack gerne auch mal 100 kg) sowie einem eher aktiven Fahrstil entstehen bei mir durchaus hohe Betriebslasten. Gleichzeitig benötige ich Platz, um meine Arme und Beine unterzubringen. Dazu leitet mein Gewicht, in Kombination mit der Fahrweise, ein hohes Maß an Energie in das Gesamtsystem Fahrrad ein. Eine entsprechende Abstimmung der Federelemente und Haltbarkeit der Komponenten steht somit schon immer auf der Agenda.

Die Erfahrung auf einer Vielzahl an Fahrrädern hat gezeigt, dass diese Faktoren von vielen Herstellern zugunsten leichterer Fahrer, einem niedrigeren Gesamtgewicht oder Fahreigenschaften des Bikes anders bewertet und priorisiert werden. Das ist keineswegs eine falsche Herangehensweise. Hierzu ein Beispiel aus einer anderen Branche, welches sehr gut nachvollziehen ist: Wenn es primär Leute gibt, die in weite T-Shirts der Größe M passen, ist es aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll, primär dieses Produkt anzubieten.

Im Gespräch stellte sich dann oft heraus, dass man als Großgewachsener viele der Einschränkungen einfach hinnimmt

Allerdings scheint es da draußen auch viele Leute mit anderer Statur zu geben, die sich gerne ein passendes T-Shirt – in unserem Fall natürlich Bike – kaufen würden. Denn wie ich im Laufe der letzten Jahre glücklicherweise lernen durfte, bin ich mit meinen Anforderungen an ein Rad absolut nicht alleine. Ich habe viele Biker über 1,91 m kennen gelernt, die oftmals sehr seltsame Lösungen an ihren Bikes hatten, um es für sich passend zu machen. Im Gespräch stellte sich dann oft heraus, dass man als Großgewachsener viele der Einschränkungen einfach hinnimmt. Sei es, weil man nicht weiß, dass es eine Alternativen gäbe (bei einem Nischenhersteller, der nicht so bekannt ist wie die großen Marken) oder einfach, weil manche Optionen zu teuer wären (Maßrahmen, der am Ende vielleicht doch nicht passt). Mein Projekt-Bike sollte also auf jeden Fall größer sein als das, was es aktuell am Markt gibt und was ich in der Vergangenheit fahren konnte.

Wie geht es weiter?

Dies war der Beginn einer langen Reise und endlosen Stunden der Analyse aktueller Bikes und Geometrien der letzten 21 Jahre. In den kommenden Wochen wird jeweils dienstags das nächste Kapitel veröffentlicht. Darin werden alle einzelnen Parameter der Untersuchung einzeln erklärt und wie diese dann in den Prototyp einflossen – bis dieser dann schlussendlich tatsächlich auf zwei Rädern stand.

Was sind eure Erfahrungen mit Rahmengrößen? An welcher Stelle musstet ihr so lange herumwerkeln, bis euch das Bike wirklich passte?


Alle Artikel zum Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie:

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike erschien zuerst auf MTB-News.de.

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (2/8): Wie entstehen Rahmengrößen?

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Warum sind Rahmengrößen, wie sie sind? Alles begann mit der Frage, warum es wenige bis keine Bikes in großen Größen gibt. Die Antwort dämmerte mir nach einigen Jahren, in denen ich Hausbesuche für MTB-News gemacht habe oder mit Entwicklern über den Testprozess reden konnte. Ich traf in den allerseltensten Fällen einen Testfahrer oder Entwickler mit meiner Körpergröße. Weiterhin werden Prototypen bei vielen – nicht allen – Firmen nach wie vor lediglich in Rahmengröße Medium gefertigt und die restlichen Größen daraus am Rechner adaptiert. Welche Schwierigkeiten daraus entstehen, möchte ich hier vereinfacht darstellen.

Natürlich braucht Entwicklung immer Zeit. Dieser Aufwand steht immer in Konkurrenz mit dem anstehenden Erscheinungstermin des Rades und letzten Endes wirtschaftlichen Interessen. Wer nur entwickelt, aber nichts verkauft, kann den Laden dichtmachen – das ist in jeder Branche so. Früher war das jährliche Event für Neuheiten die Eurobike und glücklicherweise lösten sich viele Hersteller von diesem fixen Termin, um (unter anderem) der Entwicklung die Zeit zu geben, die sie braucht.

Was bedeutet dies für die Entwicklung eines Fahrradrahmens in bis zu 5 Größen?

Verlängert man einen Rahmen, verändern sich so ziemlich alle Eigenschaften, obwohl er aus dem gleichen Rohrsatz wie sein kleineres Pendant gefertigt ist. Obwohl? Besser gesagt: gerade deswegen. Hebelverhältnisse, Steifigkeitswerte, Nachgiebigkeit, Flex und nicht zuletzt die komplette Stabilität unterliegen plötzlich komplett neuen Parametern. Nicht zu vergessen, dass ein Fahrer mit mehr Körpergröße in der Regel mehr Körpergewicht mit sich bringt, was zu höheren Lasten auf den Rahmen in jeder Fahrsituation führt.

Ändert man eine Rahmengröße, ändern sich Hebelverhältnisse, Steifigkeitswerte, Nachgiebigkeit, Flex und nicht zuletzt die komplette Stabilität. Alles unterliegt plötzlich komplett neuen Parametern.

Letztendlich kann sich niemand in den Körper eines anderen hineinversetzen, um sprichwörtlich am eigenen Leib zu erfahren, warum ein leichterer Fahrer bei schnellen Kurvenmanövern weniger Probleme mit schleifenden Reifen im Hinterbau hat oder wie sich das andere Verhältnis zwischen Front-Center (Abstand der Vorderradachse zum Tretlager) zu Hinterbaulänge am kleineren Rahmen anfühlt. In unserer Testredaktion-Süd und in meinem Bekanntenkreis finden tagtäglich endlose Gespräche über Bikes und Anbauteile zwischen Fahrern unterschiedlichster Könnerstufen, Körpergrößen und Fahrstilen statt. Es zeichnete sich immer mehr das Bild ab, dass man als Radfahrer abseits des Durchschnittsgewichts und der Durchschnittsgröße (egal ob am oberen oder unteren Spektrum) schneller an Grenzen stößt, als einem lieb wäre. Aber wie schon im ersten Artikel erwähnt – es sind nicht wenige Leute, die mangels Alternativen diese Einschränkungen nach wie vor einfach hinnehmen.

Das Dilemma mit der Vergleichbarkeit der Größen

Wenn ein Testfahrer auf MTB-News ein Rad fährt, welches oberhalb der Herstellerempfehlung für seine Körpergröße liegt, sind manche Kommentare vorprogrammiert: „Kann nichts werden. Aber da verfälscht sich doch der Testeindruck. Die Herstellerempfehlung ist anders bei der Körpergröße …“

Dann aber kam in den letzten Jahren der Wert „Reach“ hinzu. Alles wird besser! Alles wird vergleichbar. Denkste.

Argumente gegen solches „Upsizing“ haben zumeist einige Vertreter. Wer aber einen genaueren Blick in die Geometrieangaben der Hersteller wirft, der wird schwer überrascht sein: Medium bei Hersteller A ist nicht unbedingt das gleiche Medium wie bei Hersteller B und dann wäre ja da noch der Vorbau in unterschiedlichen Längen, die Lenkerbreite und die Lenkerhöhe.

Niedrige Stackwerte fressen den Reach auf
# Niedrige Stackwerte fressen den Reach auf - Durch Spacertürme wandert die Lenkerposition zurück in Richtung Tretlager. Letztendlich sind Geometrietabellen nicht ganz einfach vergleichbar.

Dann aber kam in den letzten Jahren der Wert „Reach“ hinzu. Alles wird besser! Alles wird vergleichbar. Denkste. Und dann gibt es ja noch etwas – den Stack-Wert: Ein Rad mit mehr Stack bei gleichem Reach ist letztendlich wieder größer und schon ist wieder alles durcheinander. Somit kann niemand, ohne ein komplexes Verständnis zu all diesen Zusammenhängen, mit einer simplen Größeneinteilung losziehen und herstellerübergreifend ein Bike nur anhand der Geometrie-Tabelle auswählen. Aber sind wir mal ehrlich: Bei Schuhen oder Hosen passt uns der eine Hersteller auch besser als der andere und da akzeptieren wir diesen Umstand.

Größenverhältnisse zwischen Bike und Fahrer

Wichtig für das grundsätzliche Fahrverhalten eines Mountainbikes sind die Größenverhältnisse innerhalb des Rahmens. Bei genaueren Untersuchungen in diesem Bereich bekommt man eine genauere Vorstellung davon, wie sich manche Verhältnisse ändern (oder gleich bleiben). Mit genügend Erfahrung lassen sich hier auch bereits erste grobe Einschätzungen zu den Eigenheiten auf dem Trail ableiten.

Wirklich spannend wird diese Rechnung allerdings, wenn man die Fahrergröße mit in Betracht zieht. Nachfolgend eine stark vereinfachte Rechnung* darüber, wie sich ein Rad in den Größen und seinen Verhältnissen ändert.

Reach an einem fiktiven Endurobike in zwei Größen:

  • Rahmengröße S 380 mm
  • Rahmengröße XL 460 mm

Beide Rahmengrößen verfügen über die gleiche Kettenstrebenlänge von 430 mm.

Daraus entstehen folgende Verhältnisse. Reach- zu Kettenstrebenlänge an Rahmengröße S:

Verhältnis zwischen Kettenstrebenlänge und Reach bei unterschiedlichen Rahmengrößen
# Verhältnis zwischen Kettenstrebenlänge und Reach bei unterschiedlichen Rahmengrößen

Das Reachverhältnis S zu XL ist nun folgendes:

460 mm / 380 mm = 1,211

Wenn der große Fahrer die gleiche Beziehung zwischen Rahmen- und Körpergröße haben soll wie ein 160 cm großer Fahrer auf S, ergibt sich folgende Rechnung, um herauszufinden, für welche Größe der XL-Rahmen geeignet ist:

Verhältnisrechnung Körpergröße zu Reach
# Verhältnisrechnung Körpergröße zu Reach

Unser fiktiver großer Fahrer (mit gleichen Körperproportionen wie der kleine Fahrer) sollte also 193,68 cm groß sein. Soll er nun das gleiche Fahrverhalten wie der Fahrer mit Körpergröße 160 cm erfahren, müsste die Kettenstrebe also ebenfalls um den Faktor 1,211 verlängert werden. Wodurch man diese bescheidene Länge erreicht:

430 x 1,211 = 520,53 mm

*Der Faktor Stack und die Laufradgröße wurden hier vernachlässigt. Das Problem besteht dennoch.

Zusammenfassung:

Dieses Rechenbeispiel berücksichtigt nicht alle Faktoren, die notwendig wären, um ein gleiches Fahrverhalten abzubilden. Dennoch zeigt es ein Grundproblem auf, welches dank aktuell vieler Testevents jeder einzelne von euch mit zwei Ausfahrten und zwei Rahmengrößen überprüfen kann. Ein Rad mit durchgängig gleicher Kettenstrebenlänge hat zwangsläufig ein anderes Fahrverhalten bei unterschiedlichen Rahmengrößen als ein Modell, welches über mitwachsende Kettenstreben verfügt.

Dies führt mich zu einer meiner eingangs gelisteten Fragen:

Warum untersteuert ein M-Rahmen unter mir weniger als ein L-Rahmen?

Da man (insbesondere bei Plattformpedalen) die Hauptkraft des Körpergewichts (in den meisten Fahrsituationen) in die Pedale und somit näher an der Hinterradachse einleitet, liegt auch die Hauptlast auf dem Hinterrad (im Abschnitt Reach und Achslast weiter unten wird dieser Umstand noch etwas weiter beschrieben).

Aus Last lässt sich Anpressdruck ableiten, welcher maßgeblich für Reibung zuständig ist. Wer in Physik aufgepasst hat, weiß, dass Reibung in diesem Fall für das steht, was man beim Biken nicht mehr hatte, wenn einem das Vorderrad weggerutscht ist – Grip.

Als Faustregel kann man festhalten:

Wenn es vorne länger wird, dann muss es hinten auch länger werden, um den Grip gleichmäßig zu verteilen. An Bikes, die auch bei den größeren Rahmen auf eine gleichbleibend kurze Kettenstrebe setzen gilt es, in bestimmten Fahrsituationen bewusst das Gewicht nach vorne zu verlagern, um genügend Grip am Vorderrad zu generieren.

Reach und Achslast

Egal in welcher Position man sich auf dem Rad befindet, stehend oder sitzend, in defensiver, rückwärtiger Haltung oder zähnefletschend, keuchend über dem Vorbau: Die Summe der Radlasten aus Vorder- und Hinterrad ergibt immer das Gesamtgewicht des Fahrers. Dieses stark vereinfachte Schaubild soll ein Grundverständnis von Achslastverteilung in der Ebene ermöglichen:

Achslasten – Schematische Darstellung
# Achslasten – Schematische Darstellung

Im Bild ganz links denke man sich einen 80 kg-Fahrer auf einem Einrad. Sein Gewicht wird zu 100 % nach unten in die Achse und über das Laufrad und den Reifen in den Boden geleitet. In der mittleren Grafik befindet sich das Tretlager in exakt in der Mitte der beiden Achsen und der Fahrer steht aufrecht. Sein Gewicht verteilt sich auf Vorder- und Hinterachse zu jeweils 50 %. Im Bild auf der rechten Seite kommen wir der Lastverteilung am Fahrrad näher: Je näher man an eine Achse rückt, desto mehr Last ruht auf ihr und umso mehr Gewicht wird über das Laufrad und den Reifen in den Boden geleitet. Mehr Last kann man auch als Anpressdruck betrachten, was wiederum mit Grip verstanden werden kann.

Lenkerhöhe sowie dessen Breite, Lenkwinkel, Körperdimension, Fahrposition und Geländeneigung beeinflussen diese Werte auf komplexe Art und Weise. Grundsätzlich gilt aber, dass wir den Großteil unseres Körpergewichts auf dem Fahrrad über unsere Füße abstützen. Unsere Hände am Lenker übernehmen weniger Last. Ändert sich die Position des Fahrers, so ändern sich auch die Achslasten, was zu einer Umverteilung des Grips zwischen Vorder- und Hinterrad führt. Ziel meiner Geometrieplanung war, ein möglichst ausgeglichenes System zu schaffen, in dem ich weder Vorder- noch Hinterrad bewusst je nach Fahrsituation anders belasten muss.

Im Uphill lastet zwangsläufig mehr Druck auf dem Heck
# Im Uphill lastet zwangsläufig mehr Druck auf dem Heck - Rückt das Hinterrad zu weit unter den Schwerpunkt des Fahrers, beginnt in steilen Anstiegen das Vorderrad zu steigen.
Je nach Fahrstil und Bike verlagert sich der Schwerpunkt in der Abfahrt nach vorn
# Je nach Fahrstil und Bike verlagert sich der Schwerpunkt in der Abfahrt nach vorn - Hintern nach hinten hilft die Last von der Front zu nehmen. Die Gabel taucht weniger weit zusammen, der Lenkwinkel wird weniger steil.

Meine These zu einer ausgewogenen Rahmengeometrie

Ab einer gewissen Geschwindigkeit ist es nicht mehr möglich, den Positionswechsel auf dem Rad schnell genug zu vollziehen, um aus einer „überrollfreundlichen“, hecklastigen Fahrweise nach vorn zu kommen, um wiederum das Vorderrad mit Grip in einer nach außen abfallenden Kurve zu belasten. Optional kann man für mehr Grip am Vorderrad einen längeren Vorbau montieren, aber das bringt den Schwerpunkt des Fahrers gegenüber der Vorderradachse in eine sehr ungünstige Position. Ein Abgang über den Lenker ist hiermit sehr viel wahrscheinlicher. Zusätzlich holt man sich weitere Nachteile ins Boot wie zum Beispiel indirekteres Fahrverhalten und schlechteres Handling. Damit der Raum zwischen Tretlager und Cockpit nicht in zu einer Dysbalance im Grip zwischen Vorder- und Hinterrad sorgt, verlängerte ich an meinem Konzeptbike also nicht nur das Front-Center, sondern auch die Kettenstrebe. Im nächsten Kapitel wird dieser Punkt dann eingehend behandelt.

Jetzt ihr: Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen mit unterschiedlichen Rahmengrößen gemacht?


Alle Artikel zum Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie:

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Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (2/8): Wie entstehen Rahmengrößen? erschien zuerst auf MTB-News.de.

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge?

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Bei einem Bike wird häufig sehr viel Geometrie-Wert auf die Kettenstrebenlänge gelegt. Bike-Entwickler holen weit aus und gehen viele Kompromisse in der Konstruktion ein, um die Hinterradachse näher ans Tretlager zu rücken. Alles für eine möglichst kleine Zahl, welche leicht vergleichbar ist mit Geometrietabellen anderer Hersteller. Besser um die Kurven soll man kommen. Das Fahrverhalten soll agiler sein. Bei den meisten Herstellern bleibt die Länge der Kettenstrebe durch alle Rahmengrößen hindurch gleich. Es wird allerhöchste Zeit, hier etwas genauer hinzuschauen und die Aussagen der Hersteller nicht nur zu hinterfragen, sondern selbst zu experimentieren.

Kettenstrebenlänge und Agilität

Im ersten und im zweiten Artikel dieser Serie haben wir ja schon eingehend behandelt, dass Fahrradgeometrie sehr komplex ist und von vielen Parametern abhängt. Es gibt keine grundsätzliche Aussage über auch nur einen Wert, der ideal wäre, wenn er größer oder kleiner wäre. Für den potenziellen Kunden, der im Fahrradladen steht, ist dies aber schwer verständlich: Bei einem Auto ist mehr PS ja auch besser – oder?

Überträgt man dies in die Bikeindustrie, hört man leider immer wieder neben „leichter ist besser“, „mehr Federweg ist besser“ und „steifer ist besser“ immer noch eine zentrale Aussage:

„Bikes müssen kurze Kettenstreben haben!“ Bikeindustrie

Bei niedrigen Geschwindigkeiten verhält sich eine kurze Kettenstrebe definitiv wendiger als eine längere. Zusätzlich kann es leichter sein, die Front anzuheben und/oder Wheelie zu fahren. Zu spitz angefahrene Kurven lassen sich damit oftmals auch noch ganz gut retten. Vor knapp 25 Jahren, als ich nach meinen einzigen Erfahrungen auf dem Starrbike meine ersten vollgefederten Bikes auf dem Parkplatz vor dem Fahrradladen zur Probe fuhr, war ich genau hiervon beeindruckt. Aber im Gelände bewegt man die Bikes in der Regel sehr viel schneller. Dass sich dort eine längere Kettenstrebe besser anfühlen kann, erfuhr ich (vor allem aus Mangel an Angebot am Markt) wortwörtlich erst einige Jahre später.

Höhere Front bei gleichem Radstand = Bike geht leichter aufs Hinterrad
# Höhere Front bei gleichem Radstand = Bike geht leichter aufs Hinterrad - Ein Grund, warum Bikes, die am Berg schnell sein sollen gerne tiefere Fronten haben. Das Vorderrad steigt später.
Höhere Front mit mehr Reach geht immer noch leicht aufs Hinterrad
# Höhere Front mit mehr Reach geht immer noch leicht aufs Hinterrad - Insbesondere, wenn sich die Angriffswinkel zwischen Lenker, Tretlager und Hinterradachse durch einen größeren Fahrer ändern.

Das Gerücht, dass ein langes Bike oder ein Bike mit längeren Kettenstreben zu schwer aufs Hinterrad zu holen ist, hält sich hartnäckig. Anhand der beiden obigen Darstellungen möchte ich dies relativieren:

Ein langes Rad mit langen Kettenstreben kann agiler werden und leichter aufs Heck gezogen werden, wenn man den Abstand zwischen Tretlager und Lenkerhöhe (vertikal im Lot gemessen) erhöht. Mit dieser Maßnahme ändert sich der Angriffswinkel im Bezug zum Drehpunkt (Hinterradachse). In der Illustration ist ebenfalls aufgezeigt, wie sich der effektive Reach verkürzt (hellorangener Angriffspunkt gegenüber dem hellblauen) wenn man nur einen höheren Lenker oder einen Spacerturm verwendet. Verlängert man den Reach und erhöht man den Stack (dunkelorangener Punkt), kann man immer noch einen Vorteil des größeren Angriffswinkels für Manual-Aktionen mitnehmen. Dieser Vorteil besteht aber nur, wenn der Fahrer groß genug ist und seinen Angriffspunkt auf den Lenker und die Länge seiner Beine seinen Schwerpunkt weit genug nach hinten bringen kann. Hier ist sehr wichtig zu verstehen, dass ein kleinerer Fahrer auf dem gleichen Setup nicht den gleichen fahrerischen Einfluss nehmen kann, wohl aber auf einem kleineren Rad, welches andere Verhältnisse zwischen Reach/Stack, Lenkerhöhe und Kettenstrebenlänge hat.

Vergrößert man Front/Center, sollte man meiner Meinung nach gleichzeitig das Heck verlängern, um die Gesamtbalance zu erhalten. Einige Hersteller machen dies (Norco, Liteville …), aber nicht alle. Im Zeitalter von Carbon-Rahmen ist dies natürlich auch immer ein Kostenfaktor. Bleibt man bei einer Länge der Kettenstrebe durch die Größen hindurch, resultiert aus den unterschiedlichen Verhältnissen und der veränderten Position der Angriffspunkte des Fahrers ein unterschiedliches Fahrverhalten zwischen den Rahmengrößen.

Ein Rahmen wächst nur im vorderen Bereich
# Ein Rahmen wächst nur im vorderen Bereich - Zwangsläufig entsteht zwischen den Rahmengrößen ein anderes Fahrverhalten aufgrund geänderter Achslasten.
Ein Rahmen wächst komplett
# Ein Rahmen wächst komplett - Da die Verhältnisse ähnlicher bleiben – nicht gleich – verhält sich ein größerer Rahmen ähnlicher wie ein kleinerer.

Das bedeutet nicht, dass kurze Kettenstreben an großen Rahmengrößen generell falsch sind! Es erfordert einen anderen Fahrstil und kann manchen Fahrern mehr entgegenkommen als anderen. Im späteren Verlauf und bei der Planung meines Prototyps war eine Verstellung dieses Parameters besonders wichtig, um diesen Punkt im Fahrbetrieb praktisch zu untersuchen und zu belegen.

Kann ein Hinterbau beliebig lang sein?

Viele werden sich fragen, wie sich ein Rad mit der im letzten Artikel errechneten Kettenstrebenlänge fährt und warum es sowas am Markt nicht gibt. Die Antwort liegt nicht am Rad, sondern an einer anderen Stelle. Grundsätzlich würden sich für zwei Fahrer der Größe 160 cm und 190 cm, deren Bikes proportional in allen Werten bis hin zur Laufradgröße angepasst wurden, in der Handhabung erstmal gleich anfühlen.

Begeben sie sich aber ins Gelände, steht man vor einer unlösbaren Problematik. Denn die Kurven, Absprünge, sprich alle Parameter, mit denen man beim Mountainbiken konfrontiert wird, werden nicht skaliert, und da stößt man sprichwörtlich an Grenzen bei der Länge – und sei es nur der Baum beim Fichtenslalom, der Kurven- oder Absprungradius.

Weiterhin verkleinert sich der Kurvenradius des Hinterrades mit steigendem Radstand immer weiter gegenüber dem Kurvenradius des Vorderrades. Hier spielen dann stärker abnehmende Seitenführungskräfte und eine Position des Rades innerhalb der Kurve oder einem Anlieger eine zunehmend größere Rolle.

Kreisbahnen der Laufräder bei kurzem Radstand
# Kreisbahnen der Laufräder bei kurzem Radstand
Kreisbahnen der Laufräder bei längerem Radstand
# Kreisbahnen der Laufräder bei längerem Radstand
Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterreifen in Rillen und Anliegern
# Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterreifen in Rillen und Anliegern - Während das Vorderrad lotrecht auf dem Boden aufsteht und somit den größtmöglichen Grip bietet durch den Ausgleich von G- und Zentripetalkraft, wird der Hinterreifen stärker beansprucht. Der seitliche Aufstand des Reifens zieht an den Seitenstollen und verformt die Karkasse. Im schlechtesten Fall kommt es zum sogenannten Burping, wo der Reifen von der Felgenflanke weggezogen wird und Luft entweicht.

Besonders im Schnee lassen sich die unterschiedlichen Kurvenradien von Vorder- und Hinterrad deutlich aufzeigen. Das Hinterrad folgt dem Vorderrad und legt aufgrund des kleineren Kurvenradius weniger Strecke zurück. Der engere Kurvenradius bedeutet allerdings auch, dass bei gleicher Geschwindigkeit der Räder die Seitenführungskräfte stärker abnehmen als an der Front. Schlussendlich bedeutet dies bei identischer Radlast zwischen beiden Rädern einen früheren Grip-Verlust. In engen Anliegern und kleinen Rillen zeigt sich dieses Phänomen stärker an einem Rad mit mehr Radstand.

Letztendlich sollte man auch die Bremstraktion am Heck nicht vernachlässigen, denn die nimmt mit einer aufs Vorderrad verlagerten Gewichtsverteilung ebenfalls ab einem gewissen Punkt ab. In steilem Gelände kann man ein solches Bike dann nur noch auf den Geraden mit der Vorderradbremse verlangsamen. Das sorgt für Bestzeiten oder eben eine Bodenprobe abseits der Linie. Sinnvoll ist es also, zwischen den Rahmengrößen als Hersteller und Fahrer einen Unterschied im Fahrverhalten hinzunehmen und nur in gewissem Maße eine Anpassung dieser Verhältnisse vorzunehmen.

Sinnvolle Gründe für kurze Kettenstreben

Warum gibt es überhaupt Hersteller, die keine mitwachsenden Kettenstreben nutzen? Wer sich etwas tiefer mit der Fahrdynamik an Fahrrädern beschäftigt und möglicherweise auch mal den einen oder anderen Fahrtechnikkurs absolviert hat, weiß, dass man nicht an eine bestimmte Fahrposition gebunden ist. Man kann ein Bike über die Front, zentral oder übers Heck fahren. Kurze Kettenstreben erfordern zumeist eher Letzteres.

Kurz, kürzer, Enduro
# Kurz, kürzer, Enduro - Specialized war lange Zeit eine der lautesten Firmen im Rennen um die kürzesten Kettenstreben. Mit 419 mm wartete das Enduro Evo aus 2013 auf. Bei allen Rahmengrößen. Sieben Jahre später hat das weiterentwickelte Bike neben größeren Laufrädern auch 442 mm Kettenstreben an allen Rahmengrößen.

Meine Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass insbesondere Mountainbike-Neulinge sich oft auf Rädern mit kurzen Kettenstreben wohler fühlen. Das hängt mit dem Umstand zusammen, dass der notwendige Input, um die Front zu heben oder um passiv um Kurven herumzufahren, sehr viel niedriger ausfällt und weniger Linienplanung voraussetzt als mit längeren Kettenstreben. In unserem Pool an Testern verschiedenster Könnerstufen zeigte sich so oft auf Bikes mit kurzen Kettenstreben eine stark verkürzte Eingewöhnungsphase, insbesondere bei Leuten mit weniger bewusst eingesetzter Fahrtechnik und bei weniger an hohen Geschwindigkeiten orientierten Fahrern.

Fahrposition locker und über der Front
# Fahrposition locker und über der Front - In den meisten Fahrtechnikschulen würde diese Haltung in einem Kurs nach hinten korrigiert werden. Aber gestreckte Arme und eine Position hinter dem Sattel können bei einem schnellen Übergang ins Flache für ungünstige Kraftwirkung auf den Fahrer führen. Wer so weit über der Front fährt, sollte im steilen Gelände wissen, was er tut.

Allerdings bedeutet das nicht, dass man diese Bikes nicht auch sehr schnell durch heftiges Gelände bewegen kann. Es gibt hier – und das möchte ich ausdrücklich betonen – kein Schwarz oder Weiß beziehungsweise richtig oder falsch. Dies macht diese Thematik nicht nur delikat in der Diskussion, sondern auch sehr schwierig in der Erklärung, weil wir Menschen gerne dazu neigen, das Optimum von etwas zu suchen. Sprich: Das Beste ist gerade gut genug und dafür kann es nur eine Lösung geben! Oder?

Was die beste Länge einer Kettenstrebe ist, kann nicht mit einem Prüfstand oder einem Messverfahren festgelegt werden. Zu komplex ist der Faktor Mensch in seiner Individualität und unterschiedlichem Fahrstil oder notwendigen Anpassungen aufgrund der Größe und Anatomie. Einige Hersteller bieten mitwachsende Kettenstreben an. Um verschiedene Vorlieben abzudecken, wäre dennoch eine Verstelloption die bestmögliche Lösung.

Was sind eure Erfahrungen mit Kettenstrebenlängen?

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (4/8): Wie wirkt sich die Vorbaulänge aus?

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Während die Älteren unter uns noch in den Genuss von 120-mm-Vorbauten gekommen sind, kennen die Jüngeren diesen zweifelhaften Kick der konstanten Nahtoderfahrungen gar nicht mehr. Heute sind die Vorbaulängen bis hin zum Cross Country kürzer geworden. Aber warum eigentlich? Mich hat interessiert, in welchem Zusammenhang Vorbaulänge, Lenkerbreite und das damit verbundene spezifische Lenkverhalten stehen.

Früher fuhren wir mit schmaleren Lenkern und längeren Vorbauten. Heute sind die Lenker mehr oder minder durch alle Disziplinen breiter und die Vorbauten kürzer geworden. Wer seine Lenkerbreite an seine Schulterbreite, Armlänge und den Einsatzzweck anpasst, kann bei zwischenzeitlich kürzerem Vorbau und breiterem Lenker immer noch den gleichen Winkel im Oberkörper gegenüber dem Boden haben. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt von unterschiedlicher Flexibilität im Rücken und genereller Anatomie von Fahrern ist dies ein wichtiger Faktor. Umfassende Feinheiten zur Ergonomie und Biomechanik sollen aber an dieser Stelle vorerst nicht komplett ausgeführt werden, ich beschränke mich in diesem Text auf die Einflüsse auf das Fahrverhalten.

Unterschiedliches Lenkverhalten via Vorbaulänge

Breitere Lenker brachten uns sehr viel mehr Sicherheit und Kontrolle, dass einem auf dem alten Bike schier Angst und Bange wird, sobald man nur annähernd in die heutigen Geschwindigkeitsregionen vordringt.

Wer in den Untiefen seines Kellers noch ein 20 Jahre altes Mountainbike finden kann, sollte es von Zeit zu Zeit mal herausholen und auf den gleichen Trails bewegen wie den modernen Ur-ur-ur-Enkel, der zumeist weiter vorn in der Garage steht. Dies erdet einen immer mal wieder ziemlich stark in Bezug darauf, welche Evolution Mountainbikes dann doch in den letzten Jahren hingelegt haben.

Breitere Lenker brachten uns sehr viel mehr Sicherheit und Kontrolle, dass einem auf dem alten Bike schier Angst und Bange wird, sobald man nur annähernd in die heutigen Geschwindigkeitsregionen vordringt. Was bei unterschiedlichen Vorbaulängen/Lenkerbreiten genau passiert, soll folgende Skizze verdeutlichen.

Lenkeinschlagsdistanzen
# Lenkeinschlagsdistanzen - Diese Skizze soll Lenkdynamiken verdeutlichen. Beide orange-farbenen Lenker sind 680 mm breit, der blaue Lenker 800 mm. Ganz links wäre ein 120 mm-Vorbau, in der Mitte und rechts jeweils ein Vorbau mit 40 mm Länge. Um einen Lenkeinschlag von 10° zu erreichen, fallen die Werte x, y, und z unterschiedlich groß aus. Das bedeutet: Die Wegstrecke, die ich mit meinem Arm machen muss, fällt anders aus. Hierdurch ändert sich gleichzeitig auch die Zeitspanne, bis ein Lenkimpuls übertragen wird. Weiterhin beeinflusst diese Wegstrecke die Körperposition auf dem Bike. Mehr Wegstrecke in der Bewegung erfordert ebenfalls mehr Bewegung (und dadurch natürlich auch Zeit), um zur Ausgangsposition zurückzukehren.

Verkürzt man nur den Vorbau und belässt die Lenkerbreite, so verändert man die Angriffsposition der Hände. Man entfernt sich vom Vorderrad. In Summe wandert der Gesamtschwerpunkt des Fahrers damit weiter hinter die Vorderradachse. Kräfteverhältnisse, Hebel- und Lenkgefühl folgen damit anderen Regeln. Es braucht nach wie vor den gleichen Drehwinkel wie mit einem langen Vorbau, aber der Weg, den man dafür an der Lenkeraußenseite machen muss, ändert sich entscheidend. Vergleicht hierfür die grünen Pfeile x und y in der Grafik oben.

Behält man nun den kurzen Vorbau bei und verbreitert den Lenker, verändert man erneut den Weg, den man machen muss, um den gleichen Drehwinkel des Vorderrades zu erreichen. Bei gleichem Weg erreicht man weniger Lenkeinschlag. Faustregel zirka: 1 Grad weniger je 6 cm mehr Lenkerbreite. Im rechten Beispiel oben könnt ihr das visuell nachvollziehen.

Zusammenfassung:

Der kurze Vorbau beschleunigt das Lenkverhalten und lässt das Rad schneller den Eingaben des Fahrers folgen. Ein breiterer Lenker fängt diese Agilität auf und auch die damit auftretenden Kräfte und macht durch die höhere Hebelwirkung das Rad besser kontrollierbar.

Wenn ich in wenig anspruchsvollem Gelände unterwegs bin und ernsthaft Kilometer im dreistelligen Bereich hinter mich bringen möchte, würde ich auch zu einem schmaleren Lenker und längerem Vorbau greifen. Nach meiner ganz persönlichen Meinung kann ich auf Strecken diesen Stils aber auch fast schon ein Gravelbike bewegen und muss nicht die breiten Stollenreifen mitschleppen. Beim Mountainbike geht es um die Herausforderung am Berg und darum, technisches Gelände bergauf wie bergab zu meistern. Ein kurzer Vorbau brachte mir hier in jeder Situation in jedem Gelände nur eines – Vorteile.

Für Mountainbiken, das den Namen verdient, brauche ich keinen Vorbau über 40 mm. Jens Staudt

Ein Vorbau oder eine ganze Lenkzentrale ist leicht und kostengünstig austauschbar. Dabei kristallisierte sich in den von mir betreuten Tests in der Regel der kürzere Vorbau als die bessere Lösung (für mich) heraus. Wohin aber nun mit dem Rest der 1,90 m, wenn ich mir die Reachwerte und das Cockpit eines regulären XL-Bikes anschaue? Mit den Größen, die am Markt angeboten werden, gerät meine Gesamtreichweite viel zu kurz. Diesen verkürzten Abstand kann man eigentlich recht einfach ausgleichen. Man verlagert die am Vorbau gekürzten Zentimeter an eine andere Stelle: Nämlich ins Tretlager bis hin zur vorderen Achse – dem sogenannten Front-Center.

Vorbau-Reach-Rechnung der letzten Jahre

Es war es mir wichtig, ein Rad zu konzipieren, welches mir bei der Verwendung eines kurzen Vorbaus immer noch genügend Platz für meine Knie beim Pedalieren lässt sowie eine für meine Größe entspannte Sitzposition ermöglicht.

Vorlieben sind verschieden und man kann auch (fast) alles mit einer anderen Vorbaulänge und/oder Lenkerhöhe passend machen, oder? Vielleicht auch nicht. Hierfür ein kleines, exemplarisches Rechenbeispiel:

Ein Rad mit Werten im Bereich von 480 mm Reach bei 630 mm Stack wird heute bei vielen Main-Stream-Marken immer noch als ein L oder sogar XL behandelt. Allerdings ergibt sich ein spannendes Bild, wenn man die Vorbaulänge mit dem Reach kombiniert. Vor fast 10 Jahren montierte man gerne in Crosscountry-Manier einen 100 mm langen Vorbau – und das selbst an Trailbikes. Jetzt finden man an den gleichen Bikes zumeist noch 50 oder eher 60 mm lange Vorbauten. Die Verlierer? Große Fahrer. Für sie wurde das Bike von der Stange effektiv kleiner und Umbaumaßnahmen notwendig.

Schauen wir uns einfach mal ein paar exemplarische Bikes der letzten Jahre an und rechnen zusammen. Diese Werte von älteren Modellen und eher konservativ orientierten Marken vergleichen wir mit zukunftsgetriebenen Marken wie Mondraker und seit einiger Zeit auch Nicolai und Pole:

ca. 420 mm + 120 mm Vorbau = 540 mm
Exemplarisches „Trailbike“ aus 2009

514 mm + 30 mm Vorbau = 544 mm
Mondraker Foxy XL 2018 Stack 625 und 150er Steuerrohr

508 mm + 30 mm Vorbau = 538 mm
Mondraker Dune XL 2017 Stack 613 und 130er Steuerrohr

530 mm + 30 mm Vorbau = 560 mm
Nicolai Geolution XL 2017 Stack 637 und 150er Steuerrohr

510 mm + 30 mm Vorbau = 540 mm
Pole Evolink 140 L 2017 Stack 630 und 135er Steuerrohr

Zusammenfassung:

Abgesehen von fast schon vernachlässigbaren 20 mm an der Nicolai Geolution ist die Gesamtreichweite an einem Großteil der sogenannten Newschool-Geometrien gar nicht so anders oder teilweise sogar kleiner als bei einem Bike, das fast 10 Jahre auf dem Buckel hat. Lediglich die Vorbaulänge und der Radstand haben sich geändert.

Zu wenig Reach bei relativ kurzer Kettenstrebe benötigt einen langen Vorbau
# Zu wenig Reach bei relativ kurzer Kettenstrebe benötigt einen langen Vorbau - Besonders im Uphill neigt ein Bike ansonsten zum Steigen. YT besserte genau hier im nachfolgenden Modelljahr nach.
Nach heutigen Maßstäben ist das Mondraker Dune gar nicht mehr so lang
# Nach heutigen Maßstäben ist das Mondraker Dune gar nicht mehr so lang - Wenn man nie passende Bikes hatte, fühlt sich ein Mondraker Dune schon anders an. Wirklich groß ist das XL es aber nicht, wie man sieht.

Meine ersten Trailerfahrungen Anfang der 90er machte ich auf einem Bike mit 120 mm langem Vorbau. Über die Jahre habe ich lange gebraucht, um mich an das direkte Fahrverhalten von kurzen Vorbauten zu gewöhnen. Steige ich heute auf ein Bike mit einem längeren Vorbau und schmalem Lenker, fühle ich mich schwer in die Vergangenheit zurückversetzt. Solange ein Bike über genügend Reach, Stack und Kettenstrebenlänge verfügt, nutze ich bis hin zum Cross Country-Bike einen möglichst kurzen Vorbau und genieße Sicherheit in der Abfahrt und keine Nachteile beim Klettern.

Mit welchen Vorbaulängen habt ihr experimentiert und wo seid ihr am Ende gelandet?

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge

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Während man am Hardtail deutlich weniger Diskussionen um den Sitzwinkel hat, so ist die Diskussion um diesen Wert beim Fully in den letzten Jahren schier endlos. Zu flach? Realer Winkel? Effektiver Winkel? Was passiert bei viel Sattelauszug? Mit mehr Sag, mit weniger Sag? In der Theorie lässt sich hier oft keine belastbare Aussage treffen, ob ein Sitzwinkel für einen selbst passt oder nicht. Warum also ist dieser Wert so umstritten und warum sind die Werte verschiedener Hersteller so schwer vergleichbar?

Sitzwinkel

Kurze Kettenstreben, Umlenkhebel, etc. Viele Faktoren sorgen dafür, dass in den Rahmenkonstruktionen ein Sitzrohr nicht mehr klassisch geradlinig aus dem Tretlager nach oben führt.

Je nach Art des Trails finde ich Uphills durchaus spannend (ich werde bereuen, dies hier für jeden nachlesbar aufgeschrieben zu haben), dennoch gehören sie nicht zu meinen allerliebsten Übungen. Es ist mir also daran gelegen, diesen Teil der Ausfahrt, der nun mal immer mit dazugehört, so angenehm und schnell wie möglich zu gestalten.

Kurze Kettenstreben, Umlenkhebel, etc.: Viele Faktoren sorgen dafür, dass in den Rahmenkonstruktionen ein Sitzrohr nicht mehr klassisch geradlinig aus dem Tretlager nach oben führt. Das Sitzrohr ist an solchen Rahmen tendenziell sehr viel flacher angebracht. Zwar bleibt der effektive Sitzwinkel bis zu einem bestimmten Punkt immer noch steiler als der Winkel des Sitzrohrs – aber auch nur genau bis dahin. Danach wird er wieder flacher. Teilweise sogar deutlich. Erschwerend kommt hinzu, dass man durch den flachen Winkel effektiv etwas vom möglichen Gesamtauszug der Variostütze verliert. Aktuell wird das Angebot an Stützen mit mehr Hub als 150 mm immer größer, dennoch ist es erwähnenswert.

Sitzwinkelangaben
# Sitzwinkelangaben - Der grüne Pfeil zeigt den Punkt, an dem für langbeinige Fahrer ein nach vorn verlagertes, flach angebrachtes Sitzrohr zum Problem werden kann. Durch einen hohen Auszug wird der effektive Sitzwinkel ad absurdum geführt, da man mit jedem Zentimeter Sitzhöhe im Verhältnis weiter über/hinter die Hinterradachse gebracht wird.

Ein wenig kann man über die Sattelposition kompensieren und bei vielen Bikes, die ich in den letzten Jahren fahren durfte, bekam ich mit einer Schrittlänge von 91 cm und einer Sitzhöhe von 80 cm (Mitte Tretlager bis Oberkante Sattel) ein Phänomen zu spüren, welches viele Bikes für mich auf steilen Auffahrten zur Qual machte:

Durch den flachen Sitzwinkel an manchen Bikes und den langen Auszug der Stütze ist meine Position und somit mein Schwerpunkt derart nach hinten verlagert, dass ich mich stark nach vorne lehnen muss, um einem steigenden Vorderrad entgegenzuwirken. Das kostet nicht nur Kraft, es ist auf Dauer auch sehr unangenehm für den unteren Rücken.

Eine bekannte Optik an Bikes von Langbeinern
# Eine bekannte Optik an Bikes von Langbeinern - Am Nachfolgemodell des Jeffsy besserte YT deutlich nach, sodass dieses Problem nicht mehr besteht.

Optional könnte man die Sattelnase nach unten neigen, den Vorbau länger und die Front tiefer machen, aber diese Ausrichtung wäre wieder ein Kompromiss in der Abfahrtsfähigkeit des Bikes. Die Hintergründe dazu findet ihr im Artikel über die Vorbaulänge. Also musste für mich eine andere Lösung her.

Kann man also einen Sitzwinkel immer noch steiler machen?

Wer auf langen Ausfahrten viel selbst in die Pedale tritt, ist zumeist sehr viel penibler, was seine Sitzposition angeht, als jemand, der kürzere Zeitspannen tretend im Sattel verbringt. Dauerbelastungen ergeben sich dennoch für beide Nutzergruppen.

Menschen kommen in unterschiedlichsten Größen und mit extrem variablen Größenverhältnissen zwischen Oberkörper und Beinen sowie Ober- und Unterschenkeln. Ab einem gewissen (steilen) Punkt des Sitzrohres und/oder einem langen Oberschenkel ergibt sich ein ungünstiger Winkel im Knie. Die klassische Knielot-Methode, bei der man von der Kniescheibe ein Lot durch die Pedalachse führt, hilft, hier einen guten Startwert zu finden.

Insbesondere mit Klickpedalen, bei denen man in der Regel und systembedingt etwas mehr mit dem Vorfuß über der Pedalachse steht, kann dies in Kombination mit einem steilen Sitzwinkel aus ergonomischer Sicht zum Problem werden. Der Wert X in der Illustration zeigt, wie sich die Fußposition und/oder die Fußgröße auf die Position über der Pedalachse auswirkt. Nicht jede Krafteinleitung ins Kniegelenk unter jedem Winkel ist ideal. Im schlechtesten Fall kann eine falsche Ergonomie am Bike auf Dauer zu Beschwerden führen.

Ein steiler Sitzwinkel kann das Knielot ungünstig beeinflussen
# Ein steiler Sitzwinkel kann das Knielot ungünstig beeinflussen - Hier exemplarisch ein Klickschuh mit maximal hinten montiertem Cleat. Man steht mehr mit dem Vorfuß auf dem Pedal. Dementsprechend verschlechtert sich die Ergonomie.
Es ist wichtig, die Fußposition auf dem Pedal mit zu berücksichtigen
# Es ist wichtig, die Fußposition auf dem Pedal mit zu berücksichtigen - Wer beispielsweise mit Plattformpedalen fährt und etwas mehr mit der Mitte des Fußes über der Pedalachse steht, erreicht einen passenden Wert beim Knielot, auch bei steilem Sitzwinkel.

Über ein Verschieben des Sattels oder im CC-Bereich über eine Setback-Stütze kann man hier einem zu steilen Sitzwinkel entgegenwirken. Bei der Verwendung einer Variostütze ist dieser Verstellbereich allerdings eingeschränkt. Ob es bald Variostützen mit anpassbarem Setback gibt? Es wäre zu begrüßen.

Sprinteinlagen mit komplett ausgezogener oder ausgefahrener Sattelstütze können auch zu einem Problem werden, denn nach dem Aufstehen befindet sich der Sattel noch recht nah am Hintern des Fahrers. Zieht man nun am Lenker, um mehr Anpressdruck auf die Pedale zu bekommen, und legt das Rad entsprechend von links nach rechts, bleibt man eher mit der Hose an der Sattelnase hängen.

Sitzrohrlänge

Manche Hersteller geben die Größen ihrer Mountainbikes immer noch mit der Länge des Sitzrohres an. Was für Rennräder funktionieren mag, ist bei Mountainbikes meiner Meinung nach schlicht fehl am Platz. Zusätzlich frage ich mich ernsthaft, welcher Hüne ein Bike fahren soll, welches über eine Sitzrohrlänge von über 50 cm verfügt? In Kombination mit einer Remote-Sattelstütze ergibt sich hier folgende Beispielrechnung:

Sitzrohrlänge: 500 mm
Hub Fox Transfer-Stütze: 150 mm
Gesamtlänge einer exemplarischen Fox Transfer-Stütze: 450 mm
Mindesteinstecktiefe: 100 mm

In dieser Kombination mit einem montierten Sattel ist eine maximale Sitzhöhe von zirka 890 mm möglich (gemessen von Mitte Tretlager bis zur Oberkante Sattel). Verwendet man eine Kurbel mit 170 mm Länge, ergäbe sich eine maximale Schrittlänge von zirka 106 cm. Geht man von einem durchschnittlichen Verhältnis von Beinlänge zu Körpergröße aus, käme mit solch einem langen Sattelrohr erst ein Mensch mit einer Größe von zirka 2,21 m an die Grenze des maximalen Auszugs.

Inklusive Sattel ergibt sich eine Gesamtlänge von 490 mm an der Fox Transfer mit 150 mm Hub
# Inklusive Sattel ergibt sich eine Gesamtlänge von 490 mm an der Fox Transfer mit 150 mm Hub - Abzüglich der Mindesteinstecktiefe von 10 cm bleiben maximal 39 cm übrig, die man auf das Sitzrohr addieren kann.
Die maximale Sitzhöhe am Projektbike
# Die maximale Sitzhöhe am Projektbike - In Summe ergibt sich bei einem Sitzrohr von 460 mm somit eine ungefähre Sitzhöhe von 88 bis 89 cm – je nach Position auf dem Sattel.

Ich bin 1,91 m groß und meine Schrittlänge liegt bei 91 cm. Testfahrer Chris Spath hat vergleichsweise längere Beine von 96 cm bei gleicher Körpergröße. Nicht jeder Mensch hat also bei gleicher Größe die gleichen Dimensionen. Wer sich hier weiter informieren möchte, dem empfehle ich die Lektüre des sogenannten Affenindex und auch im IBC-Forum gab es schon spannende Erhebungen zum Thema.

Umkehrrechnung Schrittlänge-Körpergröße
# Umkehrrechnung Schrittlänge-Körpergröße

Vergleicht man das Verhältnis von Schrittlänge zur Körpergröße, wäre jemand mit 107,5 cm Schrittlänge und dem gleichen Verhältnis von Schrittlänge zu Körpergröße wie ich zirka 2,24 m groß. Wenn derjenige dann noch mit einem Reach von 480 mm konfrontiert ist, wird er weiterhin gezwungen sein, einen Vorbau mit mindestens 100 mm zu nutzen, um nicht wie der Affe auf dem Schleifstein zu sitzen. Rahmengröße darüber? Leider immer noch oft Fehlanzeige. Möglichkeiten für kleinere Fahrer, einen größeren Rahmen mit kurzem Vorbau zu fahren? Nicht gegeben.

In der Vergangenheit musste ich immer wieder zu kleineren Rahmen mit kürzeren Sitzrohren greifen, um meine gewünschte Bewegungsfreiheit zu erreichen. Mit allen Nachteilen, die damit ins Haus kommen.

Daraus ergaben sich drei Hauptprobleme:

  • Vorbau zu lang für agiles Fahren
  • Kurzer Radstand
  • Nervöses Fahrverhalten

Wenn es in technisches oder verspieltes Gelände geht, ist es für mich essenziell, den Sattel aus dem Weg zu bekommen, um meinen Schwerpunkt tiefer zu legen für die Schläge, die da von vorne kommen. Hierfür montiere ich auch gerne noch einen zusätzlichen Schnellspanner an meine Variostütze, wenn sie nicht über mehr als 150 mm Hub verfügt.

Kurze Sitzrohre ermöglichen agilere Fahrmanöver
# Kurze Sitzrohre ermöglichen agilere Fahrmanöver - Wer die Beine anwinkelt, um seinen Schwerpunkt über dem Bike abzusenken, muss seinen Oberschenkel über den Sattel bewegen können. Ist das Sitzrohr zu lang und der Sattel damit nicht weit genug absenkbar ist man hinter den Sattel gezwungen, wodurch man das Vorderrad unnötig entlastet.

Es gibt am Markt mittlerweile Variostützen mit bis zu 200 mm Hub. Warum braucht es dann noch so unfassbar lange Sitzrohre? Wenn die Kräfte am Übergang zum Oberrohr grenzwertig werden, könnte man das durchs kürzere Sitzrohr eingesparte Material hier unterbringen, um die Lebensdauer zu erhöhen. Somit wird der Rahmen nicht schwerer und man ermöglicht einem breiteren Spektrum an Körpergrößen die Option, ein Bike nach der Länge und nicht nur danach auszusuchen, ob man den Sattel aus dem Weg schaffen kann.

Hattet ihr schonmal das Problem, aufgrund eines zu kurzen Sitzrohrs keine ausreichende Sitzhöhe zu erreichen?

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge erschien zuerst auf MTB-News.de.

Push ACs3 Coil Kit im Test: Pneumatische Mechanik

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Push ACs3 Coil Kit im Test: Vom Service- und Tuning-Anbieter zum Suspension-Hersteller – Push Industries hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und baut inzwischen eine Handvoll eigener Produkte. Neben einem Federbein und einer Dämpfungseinheit erfreut sich vor allem das ACs3 Stahlfeder-Kit zum Nachrüsten großer Beliebtheit. Es soll alle Vorteile einer Stahlfeder mit einem anpassbaren Durchschlagschutz via zusätzlichem Luftkolben kombinieren. Wir haben die Kombi-Feder unter die Lupe genommen und herausgefunden, wie sich das Produkt in der Praxis schlägt. Ist dieses Upgrade seinen Preis wert?

Push ACs3 Coil Kit – Infos und Preise

Das ACs3 Coil Kit von Push Industries richtet sich an diejenigen, die Stahlfeder-Performance zu Federwegs-Beginn mit der Endprogression einer Luftfeder zum Federwegs-Ende kombinieren wollen.

Das ACs3 Coil Kit von Push Industries richtet sich an diejenigen, die Stahlfeder-Performance zu Federwegs-Beginn mit der Endprogression einer Luftfeder zum Federwegs-Ende kombinieren wollen. Laut Push bekommt man so das Beste aus beiden Welten: sehr hohe Sensibilität, Traktion und ordentlich Gegenhalt, gepaart mit genug Kontrolle bei harten Schlägen. Dazu sitzt innerhalb der Stahlfeder ein zusätzlicher Luftkolben, welcher sich individuell abstimmen lässt.

Satte sieben verschiedene Federhärten bietet Push für die Einheit an – ein Spitzenwert! Von unseren zuletzt getesteten Stahlfeder-Gabeln lag die MRP Ribbon Coil mit fünf Federn vorne. Push stuft in 5 lbs-Schritten ab, los geht es ab 30 lbs mit der roten Feder. Je nach Federweg soll sich diese für Fahrer von 48 kg bis 61 kg Körpergewicht eignen. Am anderen Ende des Spektrums deckt die 60-lbs-Feder 91 kg bis 116 kg schwere Fahrer ab. Aufgrund des Luftventils auf der Oberseite des linken Gabelholms gibt es keine externe Federvorspannung. Diese wird über kleine Kunststoff-Spacer intern geregelt.

  • Federgabeln Fox 36, RockShox Pike, RockShox Lyrik (getestet)
  • Federweg 140 – 170 mm
  • Federung Stahlfeder mit parallel geschalteter Luftfeder für die Endprogression
  • Federhärten 30 lbs (rot), 35 lbs (gelb), 40 lbs (orange), 45 lbs (blau), 50 lbs (grün), 55 lbs (schwarz), 60 lbs (grau)
  • Endprogressions Abstimmung 5 – 50 psi
  • Gewicht ACs3 252 g Feder (schwarz), 161 g Topcap inkl. Bump-Stop + Federschaft
  • www.pushindustries.com

Preis ACs3 Kit ohne Feder 329 € (UVP) | Bikemarkt: Push ACs3 Coil Kit kaufen
Preis Feder 85 € (UVP)

Herzstück des Push ACs3 Coil-Kits und Unterschied zur herkömmlichen Stahlfedergabel
# Herzstück des Push ACs3 Coil-Kits und Unterschied zur herkömmlichen Stahlfedergabel - Der Bump-Stop verleiht der linearen Kennlinie einer Stahlfeder das gewisse Bisschen Endprogression.

Diashow: Push ACs3 Coil Kit im Test - Pneumatische Mechanik
Die Cane Creek Helm Coil kommt ohne Endprogressions-Einsteller
Genügend Pop auch mit Stahlfeder
Zur Empfehlung der Federrate gibt es für die 36 mit HSC/LSC-Kartusche noch Empfehlungen zur Abstimmung der Dämpfung
Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket
Mit einem ähnlichen Feature ist die Ribbon Coil ausgestattet
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Im Detail

Fangen wir noch einmal von vorne an und werfen den Blick aufs Detail. Neu ist das Prinzip einer Luft-Progressions-Unterstützung bei einer Stahlfedergbel nämlich nicht: Auch MRP will mit der Ribbon Coil eine ähnliche Charakteristik bieten, Formula arbeitet wohl auch an einer Kombination aus Stahlfeder mit einstellbarer Endprogression für die Selva Coil. Wenn drei Hersteller an dieser Idee arbeiten, muss wohl etwas dahinter stecken.

Betrachtet man rein die Technik, ist der Aufbau recht simpel: In der Spiralfeder sitzt eine kleine Luftfeder mit schmalem Durchmesser. Fährt die Gabel weit genug ein, läuft der Federkolben beziehungsweise der Federteller auf den Luftschaft auf. Der Luftschaft wird dann vom Federteller weiter in den Federweg geschoben und komprimiert die Luftfeder. Um einen möglichst geschmeidigen Übergang in die Endprogression zu gewährleisten, setzt man am Bump-Stop auf ein System mit Positiv- und Negativ-Luftfeder. Die Positiv-Feder lässt sich von oben mit einer Dämpferpumpe befüllen. Zwischen 5 und 50 psi Druck empfiehlt Push im Bump-Stop.

Besonders gut anpassbar ist die Einheit dank sieben verschiedener Federhärten
# Besonders gut anpassbar ist die Einheit dank sieben verschiedener Federhärten - Je nach Federweg wird so in feiner Abstufung ein Fahrergewicht von 48 bis 116 kg abgedeckt.
Zwischen 5 und 50 psi dürfen in den Bump-Stop, der auf den letzten Zentimetern des Federwegs aktiv wird.
# Zwischen 5 und 50 psi dürfen in den Bump-Stop, der auf den letzten Zentimetern des Federwegs aktiv wird. - Somit gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um jeden Fahrertypen glücklich zu machen.

Neben einer speziellen, Micro-XD getauften Beschichtung der beiden Kolbenstangen ist vor allem auch die Produktion spannend: Gefertigt und montiert wird in den USA. Noch spannender? Das Konzept hinter dem Push ACs3 Coil Kit.

Hier nochmal im Detail für die Nerds zum Ausklappen.
Zugegeben: Raketentechnik verbirgt sich nicht dahinter, werfen wir also einen Blick auf die Kennlinien. Herkömmlich gewickelte Stahlfedern haben eine lineare Federkennlinie. Bei Luftfedern lässt sich die Kennlinie je nach Druckverhältnis bzw. Größenverhältnis zwischen Negativ- und Positiv-Feder verändern, grundsätzlich sind sie aber progressiver Natur. Die Grundlagen hierfür wurden kürzlich hier behandelt.

Beide Systeme bieten Vorteile: Bei der Stahlfeder entfallen Dichtungen, die Reibung fällt geringer aus, die Gabel arbeitet sensibler. Zudem sind lineare Federkennlinien konstanter durch den Federweg hindurch und erleichtern die Abstimmung der Dämpfung. Wärmeentwicklung spielt bei Stahlfeder-Gabeln weniger eine Rolle. Auch die Wartungsintervalle fallen nicht so hoch aus, der Service selbst ist zudem wesentlich unaufwändiger.

Leichtbaufans kommen zumeist nicht an der Luft-Variante vorbei. Wie beschrieben, lässt sich die Kennlinie stufenlos anpassen, das Setup via Gabelpumpe ist schneller und einfacher gemacht. Inzwischen ist auch die Performance auf einem Level angekommen, auf dem sich die Luftgabel nicht mehr vor der Coil-Variante verstecken muss.

Nachteile? Den haben vor allem die Weight-Weenies. Eine Stahlfeder bringt zwangsläufig mehr Gewicht ins Produkt. Zudem ist das Setup zeitintensiver und gegebenenfalls mit weiteren Kosten verbunden, wenn die Federhärte nicht direkt passt. Ist die Federvorspannung nicht von außen beeinflussbar, muss man zum Vorspannen jedes Mal die Gabel öffnen. Die Kennlinie selbst lässt sich nur durch eine andere Federhärte ändern, vorspannen der Feder wirkt sich nur auf den ersten Bereich des Federwegs aus. Durch Verwindung bewegt sich die Spiralfeder beim Ein- und Ausfedern außerdem – neben möglichen Kratzern auf der Innenseite der Standrohre erhöht sich das gegebenenfalls auch auf die Geräuschkulisse.

Was passiert noch auf der Luftseite? Zwar arbeiten die meisten Hersteller unter Hochdruck daran, die Reibung immer weiter zu reduzieren, ohne Dichtungen kommt ein abgeschlossenes System aber nicht aus. Dichtungen erzeugen Reibung, Reibung wirkt sich negativ auf die Reaktionszeit und Sensibilität aus, was wiederum die Traktion mindert. Dieser Nachteil ist inzwischen aber zumeist verschwindend gering. Dichtungen müssen außerdem regelmäßig getauscht werden, damit das System den Druck halten kann – der Service ist häufiger nötig, aufwändiger und teurer. Auch bei den meisten Luft-Gabeln muss man für eine Feineinstellung der Kennlinie ans Innenleben. Die Anpassung der Dämpfung für eine nicht lineare Feder ist zudem immer etwas mit Kompromissen behaftet.

Picken wir uns also die guten Eigenschaften heraus, die wir gerne in einem Produkt vereinen wollen: sensibel und berechenbar, aber gerne mit anpassbarer Federkennlinie. Geringe Serviceintervalle und konstante Performance, bei möglichst wenig Gewicht.

Wer nicht so tief ins Detail gehen will, bekommt hier die Zusammenfassung: Stahlfedern sind linear. Luftfedern progressiv. Beide Systeme bieten Vor- und Nachteile. Push setzt an, um die Performance-Vorteile in einem Produkt zu vereinen. Dabei bleiben aber gewisse Nachteile bestehen: Das System benötigt beide Federsysteme, ist also sogar noch schwerer als eine reine Coil-Gabel. Um die Federvorspannung zu erhöhen, muss man ans Innenleben, da durch das Luftventil und den Bump-Stop keine externe Einstellmöglichkeit Platz findet. Zudem gibt es die Geräuschkulisse der Stahlfeder mit den Dichtungen der Luftfeder. Was kann das Kit also mehr, was diesen Punkt wettmacht?

Auf der mit Micro-XD-Beschichtung überzogenen Kolbenstange sitzt auf dem roten Kolben/Federteller die Stahlfeder auf
# Auf der mit Micro-XD-Beschichtung überzogenen Kolbenstange sitzt auf dem roten Kolben/Federteller die Stahlfeder auf - Federt die Gabel weit genug ein, schiebt der Federteller den Bump-Stop in dessen Federweg.

Mit einem Wartungsintervall von 12 bis 18 Monaten für den Bump-Stop, dem Serviceangebot via Vertrieb MRC-Trading oder der Option, die zum Service nötigen Teile selbst zu kaufen, wird es schonmal etwas einfacher. Das Feintuning der Federrate ist zumeist eine einmalige Sache. Push empfiehlt, anfangs ohne Preload-Spacer zu starten, insofern fällt das Grundsetup recht einfach aus. Fürs spätere Feintuning benötigt man zwar etwas mehr Zeit, aber auch zum Einbau von Volumenspacern muss man ans Innenleben. Nach der Abstimmung bekommt man aber die gewohnt konstante Performance einer Coil-Gabel, auch über lange Zeiträume.

Wer sehr geräuschempfindlich ist, sollte sicherstellen, dass der Schrumpfschlauch genau mittig sitzt. Alternativ empfiehlt Push-Gründer Darren Murphy, bei Bedarf die Feder zu drehen – das kann schon ausreichen, dass sie besser positioniert ist und die Lautstärke abnimmt.

Für das Push ACS3 Coil-Kit gibt der Hersteller spezifisch für den Federweg entsprechende Empfehlungen
# Für das Push ACS3 Coil-Kit gibt der Hersteller spezifisch für den Federweg entsprechende Empfehlungen - Auch wenn auf dem Datenblatt auf der Website nur die Fox 36 angegeben ist, gelten die Empfehlungen auch für Pike und Lyrik.
Zur Empfehlung der Federrate gibt es für die 36 mit HSC/LSC-Kartusche noch Empfehlungen zur Abstimmung der Dämpfung
# Zur Empfehlung der Federrate gibt es für die 36 mit HSC/LSC-Kartusche noch Empfehlungen zur Abstimmung der Dämpfung - Jede Feder kommt übrigens mit einem speziell zugehörigen Preload-Spacer, zu dem man zusätzlich zwei weitere Spacer montieren kann.

Auf dem Trail

Zu Beginn kann man gleich eines klarstellen: Das Push ACs3 Coil Kit richtet sich vor allem an performance-orientierte Fahrer, die hauptsächlich bergab das Bestmögliche aus ihrem Rad holen wollen. Insofern weisen wir auf das etwas höhere Gewicht zwar hin, eine wirklich bedeutende Rolle spielt es für uns aber vorerst nicht. Nachdem wir das Kit nicht an einem leichtfüßigen Trail-Bike fahren, sondern auf einem vollwertigen Enduro-Bike mit dicken Reifen, fällt das Gewicht auf dem Weg nach oben ebenfalls nicht so sehr auf. Vielmehr stellt man fest, dass die Gabel auch bergauf schon sehr feinfühlig arbeitet. Im Wiegetritt kann das etwas stören, wenn man keine Dämpfungskartusche à la Fit 4 oder RCT3 fährt, bei der man bergauf eine Dämpfungs-Plattform zuschalten kann.

„Meine Gabel wiegt über zwei Kilo, ich kann nicht mehr bergauf fahren“
# „Meine Gabel wiegt über zwei Kilo, ich kann nicht mehr bergauf fahren“ - Tatsächlich wurde exakt dieser eine Testaufbau nur Lift-unterstützt für Laufradtests verwendet, mit anderen Laufrädern sind wir das gleiche Rad inklusive Lyrik mit Push ACs3 Coil Kit aber auch viele tausend Höhenmeter aus eigener Kraft nach oben gefahren.

Coil-Fans, die es mit der zupumpbaren Progression nicht übertreiben, profitieren von einer sehr ruhigen und gleichmäßigen Charakteristik beim Ausfedern der Gabel mit verbessertem letztem Drittel des Federwegs.

Neigt sich der Trail gen Tal, muss die Gabel liefern, damit man über das Gewicht hinwegsieht. Und tut sie das? Soviel vorweg: Ja, das tut sie. Stahlfeder-Gabeln erfreuen sich nicht umsonst einer treuen Fangemeinde: Sensibel und ohne das berüchtigte Loch in der Mitte des Federwegs verschlucken sie fleißig alles, was man ihnen in den Weg stellt. So nicht anders bei der Lyrik mit Push-Kit. Nachdem die Feder sich sehr berechenbar verhält, kann man mit der Dämpfung ebenfalls effizienter arbeiten. Ungünstige (Luft-)Kennlinien müssen nicht korrigiert werden, somit kann die Druckstufe hervorragend nach Belieben und Vorliebe abgestimmt werden. Gleiches gilt für die Zugstufe – vor allem hier macht sich die hohe Berechenbarkeit bezahlt. Coil-Fans, die es mit der zupumpbaren Progression nicht übertreiben, profitieren von einer sehr ruhigen und gleichmäßigen Charakteristik beim Ausfedern der Gabel mit verbessertem letztem Drittel des Federwegs. Die Zugstufe arbeitet extrem zuverlässig, die Front wird dadurch ruhiger und neigt weniger zum Tänzeln, wenn die Schläge rasch aufeinander folgen.

Ganz ohne Kompromisse kommt aber auch eine Stahlfeder-Gabel nicht ins Haus. Wie schon bei der Cane Creek Helm – hier der Vergleichstest zwischen Coil- und Air-Version – experimentierten vor allem die Fahrer, die laut Empfehlung zwischen zwei Federhärten liegen, mit beiden Federn. Grundsätzlich hat man dann die Wahl zwischen der weicheren Feder mit etwas mehr Dämpfung und mehr Endprogression, oder der härteren Feder mit weniger Dämpfung und Endprogression, um die gewünschte dynamische Lenkerhöhe zu erreichen. Bei der weicheren Feder gibt die Feineinstellung der Progression, über den Luftdruck der ACs3-Einheit, gute Kontrolle über das letzte Stück der Federweg. Den verbleibenden Teil der Kennlinie muss man durch die Dämpfung genauer unter Kontrolle bekommen. Vor allem den schwereren Fahrern war die Dämpfungs-Abstimmung der Charger 2-Dämpfung zu gering. Eine Lösung wäre eine neuere Kartusche von RockShox oder eben das Push HC97-Druckstufen-Kit nachzurüsten.

Wer es beim breiten Angebot an Federhärten von Push trotzdem schafft, zwischen zwei Federn zu sitzen, kann natürlich versuchen sich mit der Druckstufe zu helfen und die Fahrhöhe bei wiederholten Schlägen somit besser zu erhalten. Das ist ein grundsätzliches Thema bei Vertretern der Gattung Stahlfeder-Gabel.

Voll drauf!
# Voll drauf! - Hier setzt die Endprogression ein, den Übergang spürt man im Einsatz aber nicht.

Die Besonderheit der Push-Gabel spürt man natürlich auch besonders deutlich beim Übergang in die Endprogression. Hier kann man stufenlos und völlig frei mit dem Druck spielen, um eben genau das unangenehme KLOCK zu verhindern, was eben der größte Nachteil von reinen Coilgabeln ist. Wer bei der Federrate auf der weichen Seite unterwegs ist, kann die 50 psi Bandbreite in der zusätzlichen Luftkammer gut ausnutzen. Wer lieber eine höhere Federrate fährt, kommt auch mit geringerem Druck aus. Wir bewegten uns hauptsächlich im Spektrum zwischen 20 und 50 psi. Mit 20 psi fällt die Endprogression nicht zu hoch aus – wer Strecken ohne größere Sprünge oder starke Kompressionen fährt, kommt mit diesem Druck aber bereits recht gut hin. Steigen die Geschwindigkeiten und die Härte der Strecke, greift man doch lieber zur Dämpferpumpe und befüllt die Kammer mit ein paar psi mehr. Ein Fahrwerk, das nur in den seltensten Fällen durchschlägt, wie bei maximaler Volumenspaceranzahl in der Air-Gabel, bekommt man aber auch so nicht. Der Durchschlagschutz war manchen Testern aber nur bei sehr harten, flachen Landungen aus ordentlicher Höhe zu gering.

So schafft es die Push-Lyrik, neben der Erzeugung eines immensen Sicherheitsgefühls, auch die Kraft zu schonen. Über kleine Schläge gleitet die Gabel angenehm hinweg und entlastet den Oberkörper deutlich. Bei großen Schlägen reißt es einem auch nicht den Lenker aus der Hand, weil man das Federwegs-Ende zu abrupt erreicht hat.

Genügend Pop auch mit Stahlfeder
# Genügend Pop auch mit Stahlfeder - Wo herkömmlichen Stahlfeder-Gabeln auf Absprüngen schon die Endprogression fehlt, kann die Lyrik mit Push ACs3 Coil Kit mehr Gegenhalt bieten und für ein sprungfreudigeres Fahrverhalten sorgen.

Das ist uns aufgefallen

  • Geräuschkulisse Steigt man vom Rad mit Push-Gabel auf ein anderes Rad um, lernt man spätestens jetzt die angenehme Geräuschkulisse moderner Federgabeln zu schätzen. Bei der Push Lyrik ACs3 wird es wieder etwas lauter. Nach den ersten Stunden gelingt es dann aber, die Geräuschkulisse etwas zu verdrängen. Ein Neupositionieren des Schrumpfschlauchs hilft auf jeden Fall, die Gabel etwas ruhiger zu stellen.
  • Federempfehlung Je nach Fahrstil sollte man auch die Federhärte wählen. Die Herstellerempfehlung lag für unseren Geschmack etwas zu sehr auf der weichen Seite. Mit den Preload-Spacern lässt sich zwar einiges machen, die Wahl der richtigen Feder ist aber essenziell. Wer gerne sportlich mit dem Rad unterwegs ist und an der Gabel über keine breite Abstimmbarkeit der Druckstufen verfügt, sollte tendenziell eine Federhärte nach oben korrigieren.
  • Abstimmung Vor allem schwere Fahrer, die nicht eindeutig mit einer Federhärte glücklich wurden, griffen an der Lyrik mit Charger2-Kartusche zur härteren Feder. Steckt dann zusätzlich noch ein Coil-Dämpfer im Heck, kann es schwierig werden für die Feinabstimmung der Balance im Bike. An den Federn lässt sich nicht so einfach 5 bis 10 psi Federhärte zupumpen.
Mehr Dämpfung bitte
# Mehr Dämpfung bitte - Vor allem schwere Fahrer, die zwischen zwei Federhärten standen, wünschten sich beim Einsatz der weicheren Feder mehr Dämpfung.

Im Vergleich

Push ACs3 Coil Kit vs. MRP Ribbon Coil
Der große Unterschied zwischen der Ribbon mit Stahlfeder und dem ACs3-Kit: Ein Produkt ist nachrüstbar, eines gibt es nur im Komplettsystem zu erwerben. In dieser Hinsicht hat Push die Nase vorn. Man kann die Einheit zwar nicht in jede beliebige Federgabel stecken, sondern ist aktuell auf 36, Pike und Lyrik limitiert, aber bereits hier gibt es ein großes Spektrum an Dämpfungskartuschen. Neben den Fit- und den Grip-Kartuschen bei Fox kann man die Charger-Kartuschen in ihren verschiedenen Ausführungen fahren oder das Push HC97-Dämpfungs-Kit einbauen. Im rechten Gabelholm gibt es also mehr Möglichkeiten als bei MRP.

MRP deckt mit zwei Federn weniger ein ähnlich breites Spektrum an Fahrergewichten ab. Die Empfehlungen hinsichtlich des Fahrergewichts sind bei MRP etwas besser getroffen, bei Push können aktive, schnelle Fahrer durchaus mit der härteren Feder liebäugeln. Zwei weitere Vorteile an der Ribbon Coil: Vorspannung und Ramp Control sind extern verstellbar, ersteres mit Innensechskant-Schlüssel, zweiteres werkzeuglos. Zudem bietet die Ramp Control ein etwas breiteres Spektrum hin zur härteren Endprogression.

Push ACs3 Coil Kit vs. herkömmliche Stahlfeder-Gabeln
Bei den meisten Stahlfeder-Gabeln lässt sich die Federvorspannung inzwischen extern verstellen. Das, der geringere Service-Aufwand und ein kleiner Gewichtsvorteil sprechen für herkömmliche Coil-Gabeln. Bei der Performance hat Push aber ganz klar die Nase vorn: Sensibel wie eine Stahlfeder-Gabel und ein sanfter Übergang in die Endprogression vereinen Grip mit Kontrolle bei großen Schlägen.

Mit einem ähnlichen Feature ist die Ribbon Coil ausgestattet
# Mit einem ähnlichen Feature ist die Ribbon Coil ausgestattet - Die Endprogression lässt sich etwas härter abstimmen und ist von Hand einstellbar. Beim Push ACs3 Coil Kit kann man die Feder von oben entnehmen und hat eine breitere Auswahl bei der Dämpfungseinheit im rechten Gabelholm.
Die Cane Creek Helm Coil kommt ohne Endprogressions-Einsteller
# Die Cane Creek Helm Coil kommt ohne Endprogressions-Einsteller - Sie kann auf den ersten Zentimetern des Federwegs mitspielen und fängt dank etwas stärkerer Dämpfung eine weichere Feder besser ab als die RC2-Charger in unserer Test-Lyrik.

Fazit – Push ACs3 Coil Kit

Mit dem Push ACs3 Coil Kit bietet der amerikanische Suspension-Hersteller eines der populärsten und funktionell stärksten Tuning-Produkte auf dem Markt an. Die Kombination aus den charakteristischen Merkmalen einer Stahlfeder-Gabel mit der zusätzlichen Option, die Endprogression anzupassen, macht sich auf dem Trail bezahlt: Hohe Berechenbarkeit, feinfühliges Arbeiten, superber Grip und ausreichend Progression schaffen Vertrauen und sorgen auf langen Abfahrten für weniger Ermüdung. Seinen hohen Preis und das etwas höhere Gewicht relativiert das Produkt ab den ersten Metern auf dem Trail.

Pro
  • Erhöht die Traktion
  • Sanfte Endprogression
  • Verbesserte Funktion der Zugstufe
  • Feine Abstufung der Federhärten
Contra
  • Hoher Preis
  • Kein Leichtgewicht
Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket
# Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket - Das Push ACs3 Coil-Kit kann die guten Eigenschaften beider Federn vereinen, bietet einen sinnvoll abgesteckten Einstellbereich und wartet auf dem Trail mit hervorragender Performance auf.

Coil, Air oder eine Mischform wie beim ACs3 Kit – was ist eurer Ansicht nach das Optimum für die Federgabel?


Testablauf

Das ACs3 Coil Kit wurde in einer RockShox Lyrik 2019 mit Charger RC2-Dämpfungskartusche getestet. Das Produkt wurde von verschiedenen Fahrern unterschiedlicher Gewichtsklassen auf einer Vielzahl von Strecken getestet. Neben sehr langen und schnellen Trails waren wir auch auf langsamen, technischen Trails unterwegs und haben den Großteil des Tests ohne Liftunterstützung absolviert.

Hier haben wir das Push ACs3 Coil Kit getestet

  • Reschenpass: Lange, teils ruppige Abfahrten, verschiedene Untergründe
  • Singletrails: Rutschige bis griffige Böden, schnelle, aber auch verwinkelte Trails mit knackigen Gegenanstiegen
Testerprofil Jens Staudt
Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischem und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher


Testerprofil Christoph Spath
Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

Der Beitrag Push ACs3 Coil Kit im Test: Pneumatische Mechanik erschien zuerst auf MTB-News.de.

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (6/8): Lenkwinkel und Federweg

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Wer über Lenkwinkel nachdenkt und sich ein wenig für die Zahlen in den Geometrietabellen interessiert, wird bald gewisse Abhängigkeiten feststellen. Je abfahrtslastiger ein Bike ausgelegt ist, desto niedriger ist zumeist die Gradzahl, welche über den Lenkwinkel entscheidet. Es ist allerdings eine Tendenz abzulesen: Gab man sich um 2000 herum noch mit 68° bei Freeridern zufrieden, findet man dort heutzutage teilweise um fast 5 Grad flachere Winkel. Ist diese Entwicklung also linear? Eine ähnliche stringente Zuweisung des Einsatzbereichs wird nach wie vor auch beim Federweg vollzogen. Doch warum kann man diese Strukturen nicht aufbrechen?

Lenkwinkel

Wer schonmal seine auf dem Trail geplante Linie verfehlt hat und kurz darauf unerfreulicherweise feststellen musste, dass das Vorderrad zu einem plötzlichen Stillstand gekommen ist, wird dieses Freiflug-Ereignis in bleibender Erinnerung behalten.

Wer schonmal seine auf dem Trail geplante Linie verfehlt hat und kurz darauf unerfreulicherweise feststellen musste, dass das Vorderrad zu einem plötzlichen Stillstand gekommen ist, wird dieses Ereignis in bleibender Erinnerung behalten. Um dies zu vermeiden und um schneller aber vor allem sicherer den Berg hinunterzukommen, gibt es wirklich flache Lenkwinkel (mit Ausnahme von Mojo/Geometron) ausschließlich im Bereich Downhill.

Das Haupt-Argument, welches mir immer wieder vorgetragen wurde, warum man flache Lenkwinkel nicht auch an Trailbikes nutzen kann war: „Dann kippt die Lenkung ab.“ Ist das wirklich so und welche positiven Effekte könnten das vielleicht aufwiegen? Was in jedem Fall passiert, wenn man den Lenkwinkel sehr viel flacher macht:

  • Schläge, die von vorne kommen, werden von der Gabel sehr viel besser aufgenommen.
  • Bei gleichem Offset verlängert sich der Trail des Vorderrads, was das Lenkverhalten stabilisiert.

Als 29er Bikes aufkamen, hat man versucht, ihr Lenkverhalten dem von 26″-Bikes ähnlich zu machen. Dies erreichte man, indem man den Offset der Gabeln verlängerte, um den sogenannten „Trail“ (den Nachlauf) zu verkürzen. Das beschleunigt das Lenkverhalten, macht es aber im gleichen Zug auch nervöser, da wir es mit Lenkwinkel nahe den 70° zu tun hatten.

Offset und seine Auswirkungen sind aktuell zu deutlicher kommunizierten Themen geworden. Endkunden haben die Möglichkeit, im Nachrüstmarkt Gabeln mit unterschiedlichen Optionen an Offset zu kaufen. Mit immer besseren Fahrwerken und modernen 29er Geometrien kann es sinnvoll sein, sich über diesen Wert etwas mehr Gedanken zu machen. Um den Nachlauf und damit die Laufruhe etwas zu erhöhen, ohne dabei den Lenkwinkel zu flach zu machen, greifen einige Hersteller nun zu kurzem Offset. Bei 29″-Laufrädern und einem sehr flachen Lenkwinkel kann dies allerdings zu einem extremen Nachlauf führen. So blieb ich zu Beginn mit meinem geplanten Lenkwinkel von unter 63° vorerst bei 51 mm Offset und erweiterte erst später auf die kürzeren Optionen.

Basiswissen Offset
# Basiswissen Offset - Mit dem Einzug der größeren Laufräder setzten die Hersteller zuerst auf einen längeren Offset. Ziel war es unter anderem, das Lenkverhalten der 29"-Bikes gegenüber den 26"-Vertretern nicht zu stark zu verändern. Durch den längeren Offset blieb letztendlich der Nachlauf gleich.
Warum kein kürzerer Offset am Projektbike?
# Warum kein kürzerer Offset am Projektbike? - Da mein Plan war, den Lenkwinkel stark abzuflachen, blieb ich bei 51 mm Offset. Der Nachlauf (Trail) wurde auch so schon groß genug.

Offset Basics von GrinsekaterMehr Mountainbike-Videos

Federweg

Einsatzbereiche werden fälschlicherweise häufig immer noch am Federweg festgemacht. Grob und ohne Sonderbikes wie beispielsweise Slopestyle denken viele Leute noch grob in folgender Einteilung:

  • 100 mm = CC
  • 120 mm = Marathon/Tour
  • 130 – 140 mm = Allmountain/Trail
  • 150 – 170 mm = Enduro
  • 180 mm = Freeride
  • 200 mm = Downhill

Hier einige Bilder aus den letzten 10 Jahren, in denen Bikes nicht unbedingt in dem dafür vorgesehen Einsatzbereich bewegt wurden.

Slopestyle für Enduro?
# Slopestyle für Enduro?
Stumpjumper auf gebauten Holzrampen?
# Stumpjumper auf gebauten Holzrampen?
Hardtail für Enduro?
# Hardtail für Enduro?
150 mm Federweg im Bikepark?
# 150 mm Federweg im Bikepark?

Versucht ein Hersteller, ein Bike mit einem Federweg zu verkaufen, der über oder unterhalb des Federwegs der jeweiligen Kategorie liegt, wird sich das immer nur mit mehr Erklärungen und Marketing realisieren lassen. Letztendlich sind dies also Mehrkosten, die man wiederum auf den Verkaufspreis des Bikes umrechnen muss. In einem hart umkämpften Markt ist das aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht erstrebenswert.

Planung von Federweg und Geometrie

In alle weiteren Überlegungen zu den Dimensionen meines Rades flossen sämtliche Erfahrungen ein, die ich in meiner kompletten Laufbahn als Fahrradnutzer sammeln konnte. Immer wieder gab es für mich Momente, in denen ich mir gewisse Eigenschaften oder Parameter eines Rades, das ich mal gefahren war, an einem neuen Rad wünschte, um es noch besser – oder besser gesagt – noch passender zu machen.

Die Kompromisse sollten also nun endlich ausgeräumt werden. Allerdings war ich nicht selbst in der Lage, ein solches Projekt in meinem Wohnzimmer umzusetzen. Im nächsten Teil der Serie werde ich auf den Prototypenbau und dessen Details eingehen.

Betrachtet man die Nutzergruppen im Bikepark, so lösen sich langsam die alten Kategorien auf. Man braucht kein reines Downhill-Bike mehr, um auf allen Strecken Spaß zu haben. Steht man hin und wieder mit einem Trailbike in der Liftschlange, so fallen die Blicke der Leute mit „Boliden“ nicht mehr ganz so verwundert aus wie noch vor einigen Jahren. Dennoch bedeuten die aktuellen Geometrien Nachteile und die Industrie entwickelt sich nur sehr langsam in eine moderne Richtung.

Welche Experimente habt ihr mit zu kleinem oder zu großem Federweg und AngleSets in den letzten Jahren gemacht?

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (6/8): Lenkwinkel und Federweg erschien zuerst auf MTB-News.de.


Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (7/8): Der Prototyp

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In den letzten sechs Teilen dieser Artikelserie beschrieb ich, welche Parameter ich an gegebenen Geometrien genauer betrachtet und infrage gestellt hatte. Nach allen Überlegungen war es an der Zeit, diese graue Theorie auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen, denn all die Rechnerei auf dem Papier bringt natürlich keine neuen Erkenntnisse. Es musste also ein Prototyp her. Dieser sollte die Grenzen dessen, was zum damaligen Zeitpunkt als „moderne Geometrie“ angesehen wurde, bewusst hinterfragen. Dementsprechend lagen einige der Werte weit weg von dem, was in vielen Versprechungen diverse Bike-Firmen als richtig kommunizierten. Ich war bereit, Fehler zu machen und all meine Theorien und Rechnungen in der Praxis zu widerlegen – oder im besten Fall zu bestätigen.

Viele Bikes verschaffen dem Fahrer eine trügerische Sicherheit durch Federweg. Je mehr Hub man an Front und Heck zur Verfügung hat, desto weniger spielt eine ausgewogene Geometrie eine Rolle. Da ich nicht durch zu viel Federweg zu sehr vom eigentlichen Fahreindruck der Geometrie ablenken sollte, entschloss ich mich für straffe 120 mm am Heck. Als aktiver Fahrer schätze ich Kinematiken mit ordentlich Gegenhalt und so begeisterten mich in der Vergangenheit immer wieder Räder mit Hinterbauten von Dave Weagle, die meiner Fahrweise die notwendigen Eigenheiten zur Verfügung stellten. Also erstellte ich eine Liste an Herstellern, welche mit ihm kooperieren.

Viele Bikes verschaffen dem Fahrer eine trügerische Sicherheit durch Federweg. Je mehr Hub man an Front und Heck zur Verfügung hat, desto weniger spielt eine ausgewogene Geometrie eine Rolle.

2013 kam ich im Zuge des Pivot-Hausbesuchs für MTB-News das erste Mal mit Pivot Cycles in Kontakt. Dort zeigte uns Firmengründer Chris Cocalis stolz, wie ein menschgewordener Daniel Düsentrieb namens Bill Kibler die Ideen seiner Bikes zum Leben erweckte. Prototypenbau vom Bike bis hin zum Go-Kart oder einem Monster aus Motorrad und Auto.

Nun – Jahre später – saß ich vor meiner Liste mit möglichen Herstellern und ich erinnerte mich an Bill. Also schrieb ich eine Email an Pivot-Eigner Chris Cocalis, ob es möglich wäre, in seiner Werkstatt ein experimentelles Bike fertigen zu lassen. Nachdem er nicht direkt ablehnte und ich ihm dann meine Vorstellungen einer modernen Geometrie schickte, kam eine Mail mit drei Buchstaben zurück: „WTF?“. Immerhin hatte ich jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Es folgte ein reger Austausch an E-Mails zwischen ihm, seinem Chefentwickler Kevin Tissue und mir mit Diskussionen über die Machbarkeit verschiedener Parameter und Lösungen zur Anpassung der Geometrie zur weiteren Erforschung des Möglichen.

Eigenschaften des Prototyps

Federweg

Wie bereits beschrieben, ist mir persönlich wenig „guter“ Federweg lieber als ein ungedämpfter Pogostick mit viel Hub. Meine Abstimmungen sind dementsprechend eher auf der strammen, gedämpfteren Seite, damit meine fahrerischen Eingaben von oben nicht im Federweg versinken, sondern auch wirklich an der Schnittstelle zum Boden – dem Reifen – ankommen. 120 mm sollten es werden, umgesetzt in einer Kinematik, welche diesen Puffer effizient und mit genügend Progression zur Verfügung stellt.

Ein Vorteil an einem kurzem Hub war zusätzlich, dass die Einflüsse von Kennlinie und Geometrie-Änderung während des Einfedervorgangs weniger stark zum Tragen kommen als mit mehr Federweg. Eine gute Geometrie brachte mir schon immer mehr Sicherheit als viele Reserven an Front und Heck. Um die Lenkzentrale aufgrund des sehr flachen Lenkwinkels nicht zu tief anzusetzen, sollte die Federgabel letztendlich über 140 mm verfügen.

Vorbaulänge und Reach

In Summe fühle ich mich, nach zugegebenermaßen längerer Eingewöhnungsphase, mit kurzem Vorbau sehr viel sicherer auf dem Rad. Lediglich bei wirklich extrem langsamen Anstiegen, bei denen meine Beine beginnen zu rebellieren, bekomme ich Probleme mit kippeligem Lenkverhalten. Dieser minimale Nachteil tritt bei mir selten auf und ich profitiere sonst von direkterem Lenkverhalten, habe weniger Überschlagsgefühle in steilem Gelände und eine steifere Lenkzentrale (Komfort hole ich mir über Flex im Lenker).

Vor 25 Jahren hatte ich noch einen 12 cm langen Vorbau an meinem Bike. Von diesem Wert sind 9 cm und etwas mehr sind nun über die Jahre Stück für Stück ins Oberrohr gewandert. Hiermit bekomme ich zusätzlich ein Bike mit deutlich höherer Laufruhe, besserem Kletterverhalten und ich selbst habe immer noch genug Spielraum zum Agieren. Mit diesen Überlegungen landete ich bei einem Reach von 530 mm bei der Nutzung eines 30 mm kurzen Vorbaus.

Kettenstrebenlänge

Im Intro-Artikel wurde dieses Thema bereits behandelt. Dieser Wert ist oft umstritten. Meiner Meinung nach kann ein Fahrer, der nicht bewusst übers Heck fahren möchte und eine ausgewogene Position in der Mitte des Rades bevorzugt, von einer Kettenstrebe, welche in ihrer Länge an das Front-Center (Abstand Tretlager zu Vorderradachse) angepasst ist, deutlich profitieren. Wo das ideale Verhältnis und die Länge des Hecks liegen, lässt sich, vor allem in der Theorie, kaum beantworten.

Eine ideale Lösung kam vom Entwickler von Kevin Tisue: Eine stufenlose Anpassung via eines Systems, welches er bereits an Pivots Singlespeed-Bikes verwendet hatte: Dem sogenannten Swinger Dropout. Mit einer kleinen Anpassung in Form eines Schaltauges ergänzte er die Teile, welche die Achse des Hinterrades sowie die komplette Bremsaufnahme in einem leichten Bogen über Rändelschrauben verstellen lassen. Der Verstellbereich sollte zwei Zentimeter bieten und die Kettenstrebenlänge zwischen 430 und 450 Millimeter anpassbar machen.

Bill Kibler bereitet das Schweißen eines ersten Hinterbaus vor
# Bill Kibler bereitet das Schweißen eines ersten Hinterbaus vor
Ein umfunktionierter Kettenspanner sorgt für den Verstellbereich
# Ein umfunktionierter Kettenspanner sorgt für den Verstellbereich

Sitzwinkel

Über diesen Punkt wurde mit am härtesten diskutiert. Chris Cocalis hielt 78° aufgrund der guten Anti-Squat-Werte des DW-Hinterbaus und dem damit weniger starken Einsacken unter Kettenzug für übertrieben. Ein kurzer Federweg wirkt sich ebenfalls weniger drastisch auf den dynamischen Sitzwinkel aus. Wir besprachen das Problem, welches große Fahrer wie ich mit viel Sattelauszug hatten und erarbeiteten einen Sitzwinkel, der auf meine Schrittlänge von 91 cm angepasst war. Dies bedeutete einen Winkel des Sitzrohres von knapp über 72 °, welches aber aufgrund seiner nach vorne verlagerten Position in einem Sitzwinkel von 77° an einem Punkt 800 mm entfernt von der Mitte des Tretlagers resultierte.

80 cm sollten es sein von Mitte Tretlager zur Oberkante des Sattels
# 80 cm sollten es sein von Mitte Tretlager zur Oberkante des Sattels - In Kombination mit dem eher steilen Sitzwinkel ergibt sich so eine Sitzposition nicht zu weit über dem Heck. Selbst nicht in steileren Anstiegen.

Sitzrohrlänge

Wer seinen Schwerpunkt nach unten bringen möchte, damit eine bestimmte Fahrdynamik erreicht wird, braucht Bewegungsfreiheit. Dreht man beispielsweise den Oberkörper über dem Rad ein und bringt ihn seitlich über das geneigte Fahrrad, muss der Oberschenkel genügend Raum haben, um zirka 90° über dem Sattel geführt zu werden. Um dies zu gewährleisten, beschloss ich am Geometriekonzept-Bike lediglich ein Sitzrohr in der Länge von 46 cm und eine Variostütze mit 15 cm Hub zu verwenden.

Bei der Verwendung einer Fox Transfer-Variostütze ergab sich folgende Rechnung:

Hub der Stütze: 150 mm

Länge der Stütze: 450 mm

Sattelaufbauhöhe: 4 mm

Mindesteinstecktiefe: 100 mm

Meine Einstecktiefe einer Fox Transfer mit 150 mm Hub
# Meine Einstecktiefe einer Fox Transfer mit 150 mm Hub - Optisch wie auch von der Last am Übergang zum Oberrohr kein Problem.
Stützenauszug auf potenziellem Maximum
# Stützenauszug auf potenziellem Maximum - Größere Testfahrer hätten immer noch Platz auf dem Bike, ohne dabei in einer zu niedrigen Sitzposition verharren zu müssen.

Das Maximum an Sitzhöhe, was hiermit erreicht werden kann, ergibt sich im Zusammenspiel mit dem Sitzwinkel und liegt bei 85 cm von Mitte Tretlager bis zur Oberkante des Sattels. Verwendet man 17 cm lange Kurbeln, landet man bei einer möglichen Schrittlänge von 102 cm.

Ich bin 191 cm groß und meine Schrittlänge liegt bei 91 cm. Ein Testfahrer von 202 cm und einer Schrittlänge von 96 cm hatte an der Sattelstütze noch 1 cm übrig. Schuhgröße, die damit verbundene Fußlänge und die Art in die Pedale zu treten, kann die notwendige Sitzhöhe beeinflussen. Dennoch ist es erwähnenswert, dass man mit einem 460 mm kurzen Sitzrohr und einer Variostütze mit nur 150 mm Hub einen derart großen Bereich abdecken kann.

Lenkwinkel

Über die komplexen Zusammenhänge aus Offset, Lenkwinkel und dem sich daraus ergebenden Nachlauf sollten wir vielleicht an anderer Stelle noch mal ausgiebiger diskutieren. Im sechsten Artikel findet sich dazu ein kurzer Abschnitt. Letztendlich war mir bei der Wahl der Parameter eine Laufruhe und ein hohes Maß an Sicherheit wichtig.

Meine Idee war, den Lenkwinkel stark abzuflachen, um Laufruhe und einen größeren Radstand zu generieren. Den Offset – den manche Hersteller an 29″-Bikes aktuell verkürzen – beließ ich bei der ersten Umsetzung bei 51 mm, damit mein Trail (Nachlauf) in Kombination mit dem angedachten Lenkwinkel nicht über die Maße zunahm. Im weiteren Testverlauf sollte sich später dann die Möglichkeit ergeben, auch noch kürzere Offsets auszuprobieren.

So fiel die Entscheidung, den Lenkwinkel bei eher downhill-typischen 62.5° festzulegen.

So fiel die Entscheidung, den Lenkwinkel bei eher downhill-typischen 62.5° festzulegen. Im Laufe der Planung des Bikes hatte Chris Cocalis die Idee, optional über entsprechende Winkelschalen im Steuerrohr auch bis zu 64° zu ermöglichen, was den Testprozess und die möglichen Fahreindrücke stark erweiterte.

Die folgenden Eigenheiten holt man sich aber mit einem solchen Lenkwinkel auch mit ins Haus und dieser sollte man sich bewusst sein:

  • Die Bremstraktion lässt auf flachen Strecken nach. Manöver, bei denen man die Vorderradbremse auf mehr oder minder Anschlag zieht, um auf dem Vorderrad um eine sehr enge 180° Spitzkehre zu fahren, sind auf sehr rutschigem Boden nicht immer machbar. Vielleicht für Harald Philipp, aber nicht für mich.
  • Es braucht einen sehr hohen Lenker und ein hohes Steuerrohr, weil man bedingt durch den flachen Winkel an Einbauhöhe der Gabel verliert. Da ich beim Prototyp auf einen verstellbaren Lenkwinkel nicht verzichten wollte, musste ich auf ein vorhandenes, recht kurzes Aluminium-Steuerrohr zurückgreifen, für das es schon passende Winkelschalen gab. Optisch fragwürdig. Funktionierte aber mit einem gedrehten einteiligen Spacer ohne Probleme.

Fertigung des Rahmens

Da meine Kosten für das Projekt möglichst nicht komplett explodieren sollten, war ich recht froh um die Möglichkeit, bei Pivot auf bestehende Rohrsätze zurückgreifen zu können. So entstand auch letztendlich der Name des Rades. Es besteht aus Teilen von diversen Aluminium-Bikes: Dem (ehemaligen) DH-Bike Phoenix, dem Mach 6 sowie Teilen des Les Fat und einiger anderer sowie leicht angepasster Frästeile, die Bill im Pivot Hauptquartier direkt fertigte. Der sehr treffende Arbeitstitel war dann eine Zeitlang „The Frankenbike“ was dann im Laufe des Projekts zu „Frankentrail“ wurde.

Verschiedene Halterungen helfen beim Rahmenbau
# Verschiedene Halterungen helfen beim Rahmenbau
Über eine Lehre kann man die Einzelteile eines Hinterbaus aneinander heften
# Über eine Lehre kann man die Einzelteile eines Hinterbaus aneinander heften
Das hydrogeformte Rohr wird speziell in der CNC-Fräse fixiert
# Das hydrogeformte Rohr wird speziell in der CNC-Fräse fixiert - So kann passgenau der Ansatz für das Steuerrohr und das Sitzrohr gefräst werden.
Komplett CNC-gefräst ist der Mittelteil des Rahmens
# Komplett CNC-gefräst ist der Mittelteil des Rahmens
Beide Teile wurden später zusammengeschweißt
# Beide Teile wurden später zusammengeschweißt
Alle Teile fügen sich langsam zusammen
# Alle Teile fügen sich langsam zusammen - Hier noch mit dem unanpassbaren Ausfallende.

Spannend wurde es beim Schweißen des Rahmens, denn das lange vordere Rahmendreieck ragte über die Rahmenlehre hinaus. Schweißer Sean Kennedy hatte das aber im Griff und fügte alle Teile final zusammen. Nach der Wärmebehandlung und Richten des Rahmens hätte man eigentlich schon mit dem Aufbau des Bikes beginnen können. Da Chris Cocalis aber immer darauf besteht, Prototypen zu lackieren, damit sie im Einsatz weniger auffallen, galt es noch, Farbe ins Spiel zu bringen. So entwickelte ich, basierend auf dem Namen, zusätzlich ein Farbschema sowie einen Schriftzug, welches beides an alte Frankenstein-Filme angelehnt waren.

|– Frankentrail –|
# |– Frankentrail –|

Auswahl der Anbauteile

Mein Ziel war es nicht, das leichteste Rad aufzubauen, vielmehr sollte es robust und sorglos ausfallen. Minimal aufwändiger war eine Fox 36 RC2, welche ich intern auf 140 mm herunter travelte, alle anderen Teile sind ein Mix dessen, was mir in der Vergangenheit auf dem Trail gute Dienste erwiesen hat. Am Cockpit plante ich eine Nutzung von unterschiedlichen Vorbauten von 40 bis 20 mm sowie diverse Lenkerbreiten und Höhen, um meine Fahrposition entsprechend fein abstimmen zu können.

Der Rahmen erwacht zum Leben

Die Finalisierung des Rahmens rückte im Spätsommer 2016 näher und mit jedem Update zum Projekt stieg meine Vorfreude, mein Wissen im Bereich Fahrradgeometrie weiter zu vertiefen. So packte ich einen Koffer voller Biketeile und Radklamotten und buchte für Anfang Oktober einen Flug in die USA.

Im Hauptquartier von Pivot angekommen, wartete das Monster auf seine finale Fertigstellung und ich staunte nicht schlecht. Das Projekt hatte Chris Cocalis derart neugierig gemacht, dass er sich einen zweiten Rahmen gefertigt hatte – für sich selbst zum Testen. In Medium.

It's alive!
# It's alive! - Nie war ich beim Aufbau eines Bikes aufgeregter.
Der kleine Zwillingsbruder aka Frankentrail Junior
# Der kleine Zwillingsbruder aka Frankentrail Junior - Überraschenderweise hatte Chris Cocalis es sich nicht nehmen lassen sich selbst einen passenden Rahmen zu fertigen, um das Prinzip zu überprüfen.
Flinker, langer 29er Aufbau
# Flinker, langer 29er Aufbau - Die großen Laufräder haben sich mit modernen Geometrien zwischenzeitlich durchgesetzt.
Dicke 650er Pellen
# Dicke 650er Pellen - Durch die lange Kettenstrebe und die hohe Reifenfreiheit war auch eine Nutzung von Plusreifen möglich.

Ich bin kein Bikeentwickler und der Prozess um die Details des Konzept-Bikes barg für mich durchaus eine Lernkurve. Theorien und Ideen auf dem Papier sind in der Praxis oft nicht so einfach umzusetzen, wie man beim kritischen Blick auf das eine oder andere Bike vielleicht annehmen mag. Die Gründe dafür sind vielfältig: So galt es auch für mich, an der einen oder anderen Stelle Kompromisse einzugehen. Sei es beim Übersetzungsverhältnis des Dämpfers oder der Länge des Steuerrohrs. Für den Praxistest spielten diese aber eine untergeordnete Rolle. Nach der Montage aller Teile saß ich das erste Mal auf dem Bike und wer schonmal ein maßgeschneidertes Kleidungsstück das erste Mal angezogen hat kann nachvollziehen, wie das Bike sich anfühlte. Es war höchste Zeit, endlich auf die Trails zu gehen …

Wenn ihr schon mehrere Bikes hattet – gab es schonmal das Gefühl, dass ihr dachtet: “Boah! Das passt jetzt aber richtig?”

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (7/8): Der Prototyp erschien zuerst auf MTB-News.de.

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8): Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale!

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Im ersten Teil dieser Serie wurde erklärt, welche grundsätzlichen Überlegungen über Bikes und deren Geometrie ich gemacht hatte. Danach wurden alle Parameter noch einzeln beleuchtet und wie die ganze Theorie in einen Prototyp mündeten. Nun, im achten und letzten Teil der Serie, möchte ich auf das eingehen, was letztendlich am relevantesten am kompletten Projekt war. Wie fuhr sich das Rad? Um das zu beantworten, flog ich mit einem Koffer vollgepackt mit Bike-Komponenten in die USA, um dort den Prototyp aufzubauen und das erste Mal zu fahren. Nach dem Trip nahm ich das Rad mit nach Deutschland und führte weitere Tests mit Wattmessung und diversen Anpassungen an Anbauteilen und Fahrwerk fort. Zusätzlich ließ ich in mehreren Jahren in Summe knapp 40 Leute, die nichts über die Geometrie oder die Ideen dahinter wussten, einen Blindtest mit dem Bike machen. Immer mit der Frage im Kopf: Würden sie meinen Testeindruck teilen?

Bikes zu testen, ist auch für mich nach all den Jahren auf einer sehr großen Anzahl an Presscamps und Test-Events immer noch spannend. Ein Bike, welches man selbst entwickelt hat, das erste Mal zu fahren, ist aber noch mal eine ganz andere Nummer. Entsprechend aufgeregt kam ich in Phoenix an. Diese Aufregung legte sich kaum, als ich in der Montage-Abteilung von Pivot stand und den Rahmen unter den neugierigen Augen der restlichen Crew aufbaute.

Als ich alle Teile montiert, alle Schrauben festgezogen und den Sag eingestellt hatte, rollte ich unter den gespannten Blicken der anderen Schrauber hinaus für die erste, sagenumwobene Parkplatzrunde. Ich hatte versucht, mir im Vorfeld nicht zu viele Szenarien auszumalen. Hatte ich falsche Entscheidungen getroffen und wo habe ich einen Fehler gemacht? Würde sich das Rad einfach nur seltsam anfühlen? Unfahrbar sogar? Ich wollte möglichst unvoreingenommen an die ersten Eindrücke herangehen und das Rad erst einmal wirken lassen.

Das Gefühl, das ich beim ersten Aufsitzen hatte, ist schwer zu beschreiben. Vielleicht lässt es sich am ehesten damit vergleichen wie mit dem Moment, wenn man einen sehr passenden Schuh anzieht. Es passte einfach wie angegossen.

Das Gefühl, das ich beim ersten Aufsitzen hatte, ist schwer zu beschreiben. Vielleicht lässt es sich am ehesten damit vergleichen wie, wenn man einen sehr passenden Schuh anzieht. Es passte einfach wie angegossen.

Danach wurde das Rad natürlich sofort herumgereicht. Aufgrund des Sitzwinkels kam von jedem Einzelnen sofort die Aussage: „It doesn’t feel like it’s that big!“ Erste Wheelie- und Manual-Einlagen wurden praktiziert und man hatte das Gefühl, bei einer Gruppe kleiner Jungs zu stehen, die sich über ein neues Spielzeug freuen. Mit meinem Spielzeug war ich aber nicht allein: Seines Zeichens ebenfalls ein absoluter Vollnerd in Bezug auf Fahrräder, hatte Chris Cocalis es sich natürlich nicht nehmen lassen, eine zweite, im Reach verkürzte Version anzufertigen. Sein Prototyp in Rahmengröße Medium hatte einen Reach von 470 mm und war an allen restlichen Werten – ausgenommen an der Kettenstrebe – ebenfalls verkleinert. Gemeinsam begannen wir am kommenden Tag die Testfahrten.

Auf dem Trail

Neben den ersten Testfahrten in den USA wurden beide Größenvarianten danach noch und bis heute in verschiedensten Ländern und auf unterschiedlichsten Trails von knapp 40 Testfahrern bewegt. Daraus entstand ein außerordentlich tiefer Eindruck über das Fahrverhalten dieses Konzept-Bikes. Hierbei wurden nicht nur einige Komponenten getauscht, sondern auch die Abstimmung der Dämpfungselemente weiter verfeinert. Aber beginnen wir mit den ersten Ausfahrten.

Bergauf

Die Jungfernfahrt fand auf Moabs Trail „Captain Ahab“ statt. Dieser Trail bietet jede Menge technische Bergaufpassagen wie auch spannende Abfahrten. Ein Bike sollte hier nicht zu speziell sein, um in allen Abschnitten gut zu funktionieren. Nach dem Einstieg in den Trail machte ich bereits die ersten spannenden Erfahrungen.

Beim Hochziehen über Steinstufen waren zwei Dinge ungewohnt: Der lange Radstand und noch mehr die längere Kettenstrebe von 450 mm. Ich baute Schwung auf, zog das Vorderrad die Stufen nach oben und stellte mich auf den Kontakt zwischen Hinterrad und Hindernis ein, um es nachzulupfen. Da dieser Zeitpunkt, im Vergleich zu gewohnten Bikes mit kürzerer Kettenstrebe, minimal verzögert eintrat, musste ich mein Timing anpassen. Nach kurzer Eingewöhnungsphase ließ sich dies aber sehr gut umsetzen.

Lediglich ein paar Tage später auf extrem rutschigen Untergründen in Flagstaff galt es, sich mit der durch den Sitzwinkel und Radstand nach vorn verlagerten Achslast etwas anzupassen. Ich rutschte etwas mehr nach hinten, um genügend Traktion auf dem losen Untergrund mit dem Minion Semislick-Reifen aufzubauen. Ein Reifenwechsel auf den Maxxis DHR II erreichte bei diesen speziellen Bedingungen besseren Vortrieb.

Für meine Größe, Gewicht und meine bevorzugten Strecken sehe ich – genügend Raum im Front-Center vorausgesetzt – aktuell eine Länge der Kettenstrebe von rund 450 mm als einen idealen Wert an. Werte, die hierüber hinausreichen, brachten mir bei späteren Tests zu viele Nachteile wie eine stark abnehmende Bremstraktion mit sich.

Wenn Moab eines bietet – dann sind es technische Gegenanstiege
# Wenn Moab eines bietet – dann sind es technische Gegenanstiege
Diashow: Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8) - Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale!
Große Menschen haben auch längere Arme und Beine
Die Ringe aus dem die (Fahrwerks-)Träume sind
Stufig und am Ende eine enge Kehre
Hin- und Hergerissen
Klickpedale
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Was mich aber mit am meisten beeindruckte, war die Sitzposition. Etwas aufrechter bekam ich vor allem auf längeren und steileren Passagen nicht ein einziges Mal Schwierigkeiten mit einem steigenden Vorderrad oder anstrengenden Gewichtsverlagerungen. Das Rad marschierte völlig unaufgeregt nach oben. Auch der sehr flache Lenkwinkel, welcher oft als Hauptargument für eine schlechtere Kletterfähigkeit aufgrund des Kippverhaltens angeführt wird, verhielt sich komplett unauffällig. So unauffällig, das man sich fast langsam vorkam, weil man nicht so hart für die Höhenmeter schuften musste. War man deshalb wirklich langsamer? Diese Frage werde ich später noch eingehender beantworten.

Im kompletten restlichen Zeitraum von drei Jahren deckte sich diese mühelose Kletterfähigkeit mit dem Großteil der anderen Testern. Bringt ein solcher Sitzwinkel also nur Vorteile und wenn ja, warum machen das nicht alle Hersteller so? Wo war der Haken?

Fahrer mit sehr langen Oberschenkeln und/oder großen Füßen stießen bei der Verwendung von Klickpedalen sprichwörtlich an Grenzen. Die Cleatposition und somit der Kontakt zum Pedal liegt zumeist etwas weiter vorne am Fuß, im Gegensatz zum teilweise zentral positionierten Flatpedal-Schuh. Summierten sich diese Faktoren auf, konnte es, wie auch beim großfüßigen Chris Cocalis, zu einer ungünstigen Kniebelastung beim Pedalieren im Sitzen kommen. Das Knielot in der Hauptbelastung der 3-Uhr-Stellung betrug bei ihm über 90°. Nutzer von Plattformpedalen und einer eher auf die Mitte des Fußes ausgerichteten Position auf dem Pedal waren davon nicht betroffen.

Plattformpedale
# Plattformpedale - Beim Flatpedal-Schuh steht man zumeist etwas zentraler über der Pedalachse. Das Knielot kann somit auch bei einem steileren Sitzwinkel noch leichter erreicht werden als bei einer Achsposition weiter in Richtung der Zehen. Größere Füße können aber auch hier Problematisch werden. Mit Schuhgröße 44 habe ich recht viel Spielraum bei steilen Sitzwinkeln.
Klickpedale
# Klickpedale - Hier sind die Cleats bereits in ihrer maximalen Position am hinteren Ende positioniert. Der Fuß wandert somit gegenüber der Sitzposition nach hinten und erschwert eine ergonomische Tretposition. Je größer der Fuß des Fahrers desto akuter wird dieses Problem, da der Knöchel noch weiter nach hinten wandert. Der Giro Chamber bietet bei der Cleatposition schon recht viel Spielraum. Ein längerer Schlitten und somit eine Position weiter hinten auf der Sohle macht Ausklicken problematisch.

Sitzposition und Effizienz

Die Bergaufwertung fiel im ersten Eindruck sehr positiv aus, aber bezahlt man hierfür, wenn es gilt, sich längere Abfahrten zu verdienen? Pedaliert man bergauf, fühlt sich das Rad gemächlich an. Mit meiner Sitzposition kann ich bequem und relativ aufrecht den Gipfel erreichen. Dabei sitze ich so ausgewogen, dass ich weder zu viel Druck im Sitzbereich, noch auf meinen Händen habe. Weder bin ich zu wenig noch bin ich zu stark gestreckt. Man kann diese Position als etwas zwischen aufrecht und sportlich beschreiben. Oder sind diese Begriffe eh nur Klischees?

Wenn ein Faktor beim Mountainbiken am meisten täuscht, dann ist es die gefühlte Geschwindigkeit. Egal ob bergauf oder bergab. Jeder der Rennen fährt, dürfte das Gefühl kennen. Man fragt sich: „Wie zur Hölle geht das noch schneller? Ich war doch derart am Limit und sooo viel schneller als die Zeit, die da steht…?“

Um diesen Unsicherheitsfaktor auszuschließen, montierte ich Wattmesspedale an das Bike und machte zusammen mit MTBN-Tester Chris Spath Vergleichsfahrten mit unterschiedlich langen Kettenstreben.

Messvorgang

Chris Spath und ich fuhren wiederholt, über mehrere Wochen verteilt, aufgewärmt, eine Teststrecke bei gleichen Wetterbedingungen, Bodenverhältnissen und identischem Reifendruck.

Streckenlänge: 7,2 km
Durchschnittliche Steigung im 1. Abschnitt: 6 %
Durchschnittliche Steigung im 2. Abschnitt: 3 %
Durchschnittliche Steigung im 3. Abschnitt: 17 %

Vorgabe war es, den Puls so gut es geht in den entsprechenden Abschnitten im definierten Bereichen zu halten.

Puls im 1. Abschnitt: 100
Puls im 2. Abschnitt: 140
Puls im 3. Abschnitt: 160

Am Ziel auf dem Berg wurde die Messung gestoppt. Bei der Rückkehr zum Ausgangspunkt bauten wir das Rad auf die jeweils andere Kettenstrebenlänge um. Um Faktoren wie Müdigkeit nach der ersten Fahrt auszuschließen, wurden die Testfahrten im Wechsel durchgeführt: Dies bedeutet konkret, dass an einem Testtag der Testfahrer mit der kurzen Kettenstrebe die erste Testfahrt absolvierte und am gleichen Tag auf die lange wechselte und am nächsten Tag beide Fahrten umgekehrt absolvierte.

Egal in welcher Reihenfolge wir die Messungen durchführten, also ob wir mit der langen oder der kurzen Kettenstrebe zuerst fuhren, es zeichnete sich das gleiche Bild ab:

  • In 80% der Fahrten waren wir mit der langen Kettenstrebe um 10% schneller auf der Messstrecke (20 gegenüber 22 Minuten).
  • Insbesondere im steilen Abschnitt waren die getretenen Watt bei gleichem Puls höher. Unabhängig ob die Fahrt mit der langen Kettenstrebe die erste oder die zweite Fahrt am selben Tag war.
  • Wir fühlten uns beide mit der langen Kettenstrebe langsamer, aber entspannter und in die Sitzposition war uns angenehmer.

Ungeachtet der besseren Leistungsabgabe bei gleichem Puls und der daraus resultierenden besseren Zeit spielte diese eigentlich eine untergeordnete Rolle in diesem Geometrie-Experiment. Wichtig war mir bei der Planung der Geometrie eine möglichst angenehme und unverkrampfte Haltung auf dem Fahrrad, mit der man gerne auch längere Anstiege überwindet.

Woher kommt der Unterschied?

Dass die entspannte, lange Position letztendlich die schnellere war, war natürlich sehr erfreulich, wenn auch nicht Ziel des Projekts. Mich interessierte dennoch der Grund für die 10% und so besprach ich mich mit Sportwissenschaftlern und Physiotherapeuten. Zusammengefasst kam hierbei folgendes heraus:

Unser Körper ist im Zusammenspiel seiner einzelnen Fähigkeiten der Motor auf dem Fahrrad. Je nach der persönlichen Konstitution hat jeder eine ganz bestimmte anaerobe Schwelle. Hält man sich beim Treten auf gleichbleibender Steigung an einen bestimmten Pulsbereich, bleibt die abgegebene Leistung (Watt) konstant. Radfahren bergauf beansprucht primär Muskelgruppen aus den unteren Körperregionen. Wird man ab einem gewissen Grad der Steigung gezwungen, das Fahrrad aktiv durch Lehnen nach vorne am Steigen zu hindern, benötigt man hierfür ebenfalls Energie.

In unserem Fall waren dafür – bei 2 cm Unterschied an der Kettenstrebenlänge – immerhin 10 % unserer Leistung notwendig, die wir bei gleichbleibendem Puls abgaben.

Bei konventioneller Geometrie muss man sich etwas mehr nach vorn beugen
# Bei konventioneller Geometrie muss man sich etwas mehr nach vorn beugen
Eine längere Kettenstrebe ermöglicht eine entspanntere Sitzposition
# Eine längere Kettenstrebe ermöglicht eine entspanntere Sitzposition
Im direkten Vergleich wird die entspanntere Sitzposition ersichtlich
# Im direkten Vergleich wird die entspanntere Sitzposition ersichtlich - Durch die entspanntere Position muss man weniger hart nach vorne buckeln. Diese Kraft hat man in den Beinen mehr zur Verfügung. Dementsprechend waren wir in der langen Einstellung (nicht nur) mit dem Frankentrail in der längeren Einstellungen schneller, sondern auch im Vergleich mit anderen Bikes mit konventionellen, kurzen Kettenstreben.
Sprinten im Stehen – funktioniert mit Einschränkungen
# Sprinten im Stehen – funktioniert mit Einschränkungen - Wer am Berg gerne mal aufsteht und den Beinen Saures geben möchte, muss auf einem langen Bike den Schlupf mit einberechnen. Lastspitzen am Hinterrad führen auf losem Untergrund schneller zu einem durchdrehenden Hinterrad. Im Stehen lastet bei einer klassischen Sprinthaltung deutlich weniger Gewicht auf dem Heck als bei konventionellen Geometrien.

Bergab

In Moab folgte ich auf den ersten steinigen Abfahrten Kevin Tisue, der in Moab mehr oder minder als Local gehandelt wird. Dementsprechend schnell war er unterwegs. Obwohl ich ihm auf Sicht folgte, hatte ich mit der angenehmen Position auf dem Bike keinerlei Bedenken mein Bike selbst in die gröbsten Felsformationen zu schicken. Die Erinnerung an den kurzen Federweg von lediglich 140/120 mm kam erst in Form eines Plattfußes durch die rabiate Linienwahl.

Auf Bestzeiten in grobem Gelände hatte ich das Bike jedoch nicht ausgelegt – sonst hätte es mehr Federweg gehabt – umso überraschender war das hohe Sicherheitsgefühl wenn man es so schnell fuhr wie ein entsprechendes Enduro-Bike. Am oberen Abschnitt des „Whole Enchilada“ Trails in Moab waren wir am kommenden Tag mit Regen und jeder Menge glitschiger Steine und Wurzeln konfrontiert. Trotz der kurzen Eingewöhnungszeit fühlte ich mich schon derart wohl, dass den Mitfahrern nicht ganz klar war, wie ich so schnell außer Sichtweite fahren konnte.

„You took a class on us…! How can you be that fast in the mud?” – Cocalis

In den Pausen, in denen ich auf den Rest der Truppe wartete, stand ich im Regen und war vollkommen überwältigt über das Sicherheitsgefühl auf dem Rad. Jedes ausbrechende Hinterrad konnte ich aufgrund des Radstands und der Kettenstrebenlänge wieder einzufangen, ohne auch nur daran zu denken, ob man den Fuß vom Pedal nehmen müsse.

Regen am Burro Pass sorgte nicht nur für klamme Temperaturen …
# Regen am Burro Pass sorgte nicht nur für klamme Temperaturen …
… auch die Bodenverhältnisse sollten spannend werden.
# … auch die Bodenverhältnisse sollten spannend werden.

Meine These, beim Fahren eine zentrale Position einzunehmen, die abgesehen von Extremsituationen ohne große Gewichtsverlagerung auskommt, bestätigte sich zu 100%. Egal wie steil der Trail wurde oder wie heftig die Schläge von vorne auf die Gabel einhämmerten – das Rad lag sicher und eine defensive Ausweichposition nach hinten war nie wirklich notwendig. Im Gegenteil – nutzte man diese Fahrtechnik, die bei großen Leuten mit höherem Schwerpunkt auf zu kleinen Rädern besonders häufig zu beobachten ist, begann man sich auf dem Rad als Passagier zu fühlen. Eine Einflussnahme auf die Front wurde schwieriger. Durch den verlängerten Radstand weitete sich der Grenzbereich ebenfalls aus.

Winkeländerung beim Gripabriss je nach Radstand
# Winkeländerung beim Gripabriss je nach Radstand - Jeder kennt die Situation, bei der man das Vorderrad über die nasse Wurzel gerettet hat und das Hinterrad seitlich versetzt wird. In dieser Fahrsituation versucht man den eigenen Schwerpunkt wieder über die Mitte (Balancepunkt) des Fahrrades zu bringen. In dieser Beispielrechnung mit einer fixen Hindernisgröße verlängert sich der Radstand auf der rechten Seite um 20%. Aus der gleichen seitlichen Ablenkung am Heck resultiert ein Grad weniger Winkeländerung gegenüber dem Vorderrad. Es klingt nicht nach viel, spielt in der Gesamtsumme aller Parameter mit einen nicht zu vernachlässigenden Faktor.

In den zahlreichen Blindtests mit verschiedenen Fahrern, welche die Geometrie nicht kannten, bestätigte sich der enorme Sicherheitszuwachs des Gesamtkonzeptes stets nach einer kurzen Eingewöhnungsphase. Entspannt in der Mitte bleiben und dezent Fahrinput geben – das Rad wird genau das machen, was du von ihm erwartest.

Dieses hohe Maß an Sicherheit beflügelte die Piloten des Bikes. Auch meine Bestzeiten auf diversen Strecken fielen dem Bike Stück für Stück zum Opfer, auch wenn der Federweg, beziehungsweise die Bikekategorie des Frankentrail, unter dem lag, mit dem die vorherigen Zeiten aufgestellt wurden.

Extrem hohes Sicherheitsgefühl
# Extrem hohes Sicherheitsgefühl - Egal wie steil der ein Hang – man kann ohne Bedenken einfach überall hinunterfahren.
Die Proportionen zwischen Bike und Fahrer stimmen
# Die Proportionen zwischen Bike und Fahrer stimmen
Kreative Linien mit unsicherem Auslauf? Kein Problem.
# Kreative Linien mit unsicherem Auslauf? Kein Problem.
Stufig und am Ende eine enge Kehre
# Stufig und am Ende eine enge Kehre - Auf Sicht konnte ich diesen Trailabschnitt ohne großen Aufwand fahren.

Limitierend war auf Downhill- und Freeride-Strecken ab einer bestimmten hohen Geschwindigkeit irgendwann die Leistungsfähigkeit des DPS-Dämpfers in Kombination mit den 120 mm, die er zu kontrollieren hatte. Er kam mit den schnellen Schlagfolgen nicht mehr nach und reichte diese entsprechend an den Fahrer durch, was ein seltsames Gefühl war, denn man hatte rein von der Geometrie ja das Gefühl, auf einem Downhill-Bike unterwegs zu sein. Hier war dann irgendwann nur noch schierer Wahnsinn des Piloten gefragt, um die hohe Geschwindigkeit mit den geringen Reserven halten zu können.

Hier war dann irgendwann nur noch schierer Wahnsinn des Piloten gefragt, um die hohe Geschwindigkeit mit den geringen Reserven halten zu können.

Spannend wurde es ebenfalls bei schnellen Lastwechseln mit dem Frankentrail. Hier befindet sich der Punkt, um den sich das Rad „dreht“, ziemlich genau unter dem Steuerrohr. Wo dieser Punkt liegt, ist abhängig von einer Vielzahl an Faktoren wie Kettenstrebenlänge, Front-Center und der Kombination mit dem Schwerpunkt des Fahrers. Dieser Schwerpunkt hängt natürlich von der Fahrposition ab: Ein Bike, welches die Wohlfühlposition nach vorne verlagert, hilft, dieses Fahrverhalten zu erzeugen. Ein Bike, das mich nach hinten zwingt, wird eher um einen Punkt unter dem Tretlager drehen.

Dies bedeutet für den Grenzbreich am Frankentrail, dass das Vorderrad die Linie wählt und das Heck nachzieht. Sprich: es übersteuert gegenüber Bikes, deren Achslast eher am Hinterrad liegt (aufgrund sehr kurzer Kettenstreben) extrem berechenbar, da das Vorderrad trotz des flachen Lenkwinkels immer genügend Anpressdruck hat.

Schematische Darstellung: Mountainbike Drehzentrum
# Schematische Darstellung: Mountainbike Drehzentrum - Je nach Fahrposition und Geometrie dreht das Gesamtkonzept aus Fahrer und Mountainbike beim Richtungswechsel um einen bestimmten Punkt. Dieser Punkt entscheidet darüber, an welcher Stelle man sich wohl fühlt. Liegt der Punkt zu weit vor dem Schwerpunkt des Fahrers, hat man zu wenig Kontrolle über das Vorderrad und die Eingaben für die Richtungswechsel werden nicht direkt umgesetzt. Untersteuern ist die Folge. Liegt der Punkt zu weit hinter dem Schwerpunkt des Fahrers, so neigt das Rad zu extremem Übersteuern, da man zu viel Last auf dem Vorderrad hat. Wer diesen Punkt an seinem Bike findet und nutzt, profitiert von einem deutlich erleichterten Richtungswechsel und verbessertem Handling im Grenzbereich.

Da ich alle meine Bestzeiten auf diversen Mittelgebirgs-Strecken mit dem Rad schlug (bergauf war ich teilweise nur mit reinen CC- oder Marathonbikes schneller), stellte ich mir die Frage, ob es eine Version mit mehr Federweg überhaupt bräuchte. Denn schon jetzt gilt es besser Downhill-Reifen zu montieren, um den auftretenden Kurvengeschwindigkeiten Rechnung zu tragen. Grenzen zeigte mir der geringe Federweg auf ausgebombten Trails am Reschenpass auf. Unter den teilweise starken Bremswellen nach dem dortigen Rennen litt der Komfort und Schläge wurden stark an meine Füße übertragen. Die Lösung wäre entweder auf eine Version mit mehr Federweg zu wechseln oder die Fitness zu steigern.

Bei einer konventionellen Geometrie lastet in der Abfahrt mehr Druck auf dem Hinterreifen
# Bei einer konventionellen Geometrie lastet in der Abfahrt mehr Druck auf dem Hinterreifen - Möchte man mehr Grip an der Front, muss man seinen Schwerpunkt nach vorne bringen. Hierdurch steigt das Risiko, in einer ungünstigen Situation über den Lenker zu gehen.
Ein längeres Bike ermöglicht eine ausgewogene Lastverteilung
# Ein längeres Bike ermöglicht eine ausgewogene Lastverteilung - Da man nicht gezwungen ist mehr über die Front zu gehen, sinkt auch das Risiko, ungewollt über den Lenker zu gehen. Der flache Lenkwinkel hilft hier zusätzlich.
Im direkten Vergleich erkennt man deutlich den Unterschied
# Im direkten Vergleich erkennt man deutlich den Unterschied - Mehr Bewegungsspielraum beim längeren Bike und sichereres Fahrverhalten durch einen flacheren Lenkwinkel.

Lenkwinkel

Zu Testzwecken wechselte ich auch auf den steileren Lenkwinkel von 63.25°, empfand aber keinerlei Vorteile – und wechselte nach diversen Testfahrten zurück auf die flache Einstellung. Egal, mit welcher wüsten Linienwahl ich das Rad konfrontierte. Die Gabel stand immer in einem optimalen Winkel zu jedem noch so plötzlich auftauchenden Hindernis, sprach perfekt an und vermittelte mir somit ein Gefühl von hoher Sicherheit. Besonders auf langen Abfahrten am Stück half mir die Länge des Bikes und der Lenkwinkel noch sorglos über Steinfelder hinwegfahren zu können, ohne dabei Angst zu haben über den Lenker zu gehen.

Drops, Sprünge und Prejumps
# Drops, Sprünge und Prejumps - Ein langes Bike benötigt beim Arbeiten mit dem Gelände ein angepasstes Timing, insbesondere beim Hochziehen der Front. Das liegt vor allem am längeren Radstand, über den man mehr Weg machen muss, um den gleichen "Manual-Winkel" zu erreichen. Fährt man alternativ einfach schneller, überschießt man oft die Landung oder die Linie. Hier gilt es das Bike möglichst schnell nach unten zu drücken. Alternativ wird man hinter der dem gewünschten Punkt aufsetzen.
Schneller Wechsel in engen Kurven
# Schneller Wechsel in engen Kurven - Ein längeres Rad fährt anders durch enge Kurven. Daran ist nicht zu rütteln. Passt das Bike und die Geometrie aber zum Fahrer und ist dieser gewillt dem Rad zu vertrauen, kann er sich ohne Probleme und sehr zügig durch den Wald schlängeln.

Nach mehreren tausend Kilometern auf unterschiedlichsten Trails kann ich sagen, dass für mich die Vorteile wie das bessere Aufnehmen der Schläge von vorne und eine weitaus höhere Sicherheit und Laufruhe gegenüber der Nachteile eines solch flachen Lenkwinkels haushoch überwiegen. Anfängliche Bedenken bezüglich mehr Reibung in den Buchsen der Gabel und damit verbundenes Spiel wurden nicht bestätigt.

Drehen der Schale ermöglicht +- 0.75 Grad Verstellung
# Drehen der Schale ermöglicht +- 0.75 Grad Verstellung - Optional kann auch ein gewöhnlicher Steuersatz verwendet werden.

Suspension-Abstimmung

Wie bereits beschrieben war es nicht ganz einfach, die Art und Weise wie das Rad gefahren wurde und dem geringen Federweg in Kombination mit meinem Gewicht, dem kurzen Hub und den begrenzten Einstellungsmögichkeiten am DPS Dämpfer zu vereinbaren. Im Zuge des damals herannahenden FFT (Fox Factory Tuning) Programms half Chris Trojer von Fox beim Gardasee-Festival bei der Abstimmung der Federelemente auf diese Anwendung. Eine Fox 36 RC2 und ein Float X mit liebevoll benanntem „Hackertune“ halfen, das Rad in wirklich grobem Gelände und harten Schlagfolgen unter Kontrolle zu bekommen. Anstatt sich nur auf Progression zu verlassen, wurde der hydraulische Gegendruck im Fahrwerk nach oben korrigiert.

Um das zu erreichen, wurde der Ölfluss am Kolben erhöht und ein härteres, lineares Shimstack verbaut. Dadurch musste keine Vorspannung mehr auf das Shimstack angebracht werden, um den Kräften entgegenzuwirken und der Übergang zwischen Low-Speed und Highspeed-Dämpfung wurde fließender.

Harte Landung und 140/120 mm am Limit
# Harte Landung und 140/120 mm am Limit - In Moab wünscht man sich teilweise dann doch gerne etwas mehr Federweg.
Die Ringe aus dem die (Fahrwerks-)Träume sind
# Die Ringe aus dem die (Fahrwerks-)Träume sind - Ein schwerer Fahrer bringt mehr Last. Luftdruck und Volumenspacer alleine mögen da nicht immer helfen.
Fox Factory Tuning
# Fox Factory Tuning - Fox half im Zuge des FFT-Programms, den kurzen Hub besser zu nutzen. Kurzum passten wir einen Float X an das Bike an.

Kettenstrebenlänge

Mit der Länge dieses Parameters spielte ich nicht nur im Uphill herum. Auch in der Bergabwertung nutzte ich ausgiebig die Möglichkeit des Rahmens, die Kettenstreben stufenlos zwischen 430 und 450 mm zu verstellen.

Kurze Kettenstrebe und (mittel-)steiler Lenkwinkel
# Kurze Kettenstrebe und (mittel-)steiler Lenkwinkel
Lange Kettenstrebe und flacher Lenkwinkel
# Lange Kettenstrebe und flacher Lenkwinkel

Dass „Länge läuft“ ist keine neue Erkenntnis, interessanter war vielmehr, wie sich die Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad und die jeweils notwendige Dämpferabstimmung änderten. Im ersten Artikel dieser Serie beschrieb ich bereits, wie bei zunehmendem Reach auch das Heck mitwachsen sollte und welche Schwierigkeiten daraus entstehen können. Dass ein Rad mit einem Lenkwinkel von 62,5°, einem Reach von 530 und einer Kettenstrebenlänge von 450 mm mehr oder minder freihändig gefahren werden kann, wenn es geradeaus geht, dürfte jedem klar sein. Umso überraschender war trotzdem die hohe Wendigkeit des Rades.

Angepasster Swinger-Ausfallende
# Angepasster Swinger-Ausfallende - Eine gerasterte Schraube ermöglicht die Feinabstimmung der Kettenstrebenlänge. Zusätzlich ändert sich minimal die Tretlagerhöhe und der Lenkwinkel.

Durch die Kombination aus Geometrie, meiner Körpermaße und meiner nun ausgewogenen Position auf dem Rad hatte ich immer die Möglichkeit, in jeder Situation auf das Rad einzuwirken. Jeder Impuls wurde direkt umgesetzt. Meine zur Körpergröße passende hohe Front ermöglichte mir immer noch Manuals und aktives „aus der Kurve rausziehen“.

Große Menschen haben auch längere Arme und Beine
# Große Menschen haben auch längere Arme und Beine - Dementsprechend kann man seinen Körperschwerpunkt weit genug nach hinten bringen, um Manuals zu fahren. Lange Kettenstreben sind da kein Hindernis.

Ob es mit einer kurzen Kettenstrebe zum absoluten Kurvenräuber werden würde? Versuche mit 430 mm und auch dem steileren Lenkwinkel in Kombination verliefen am XL-Rahmen für mich nicht immer zufriedenstellend. Da das Hinterrad durch die kürzere Strecke mehr unter meinen Schwerpunkt wanderte, verlagerten sich auch meine Achslasten von der Front in Richtung Heck. In sehr engen Passagen mit häufigen und engen Richtungswechseln mochte das 2 cm kürzere Heck manche Manöver etwas erleichtern, aber auch nur bei solchen Spezialanwendungen. Diese waren mit etwas mehr Einsatz an Fahrtechnik auch mit der 450 mm-Länge gut machbar.

Träge ist das Frankentrail nicht
# Träge ist das Frankentrail nicht - Ich bin sicher nicht derjenige, der die besten Tricks auf dem Rad raushaut. Von daher begrüße ich es, wenn ein Bike es mir nicht noch zusätzlich schwer macht. Mit dem Frankentrail hatte ich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit keinerlei Einschränkungen gegenüber kleineren Bikes. Einen 360 werde ich auch auf einem BMX nicht mehr lernen.

Geometrie

Da wir unsere Meinung über ein Bike oft vorschnell an diversen numerischen Werten festmachen, ist die Geometrietabelle hier komplett am Ende zu finden.

RahmengrößeMXL
Sattelrohr425460
Steuerrohr106 + 30x mm106 + 24x mm
Kettenstrebenlänge430 – 450 mm430 – 450 mm
Sitzwinkel76,2° auf 800 mm76,2° auf 800 mm
Lenkwinkel63.25° (Standardsteuersatz)62.5° (mit -0.75° Schale)
Radstand1233 mm1302 mm
Stack590 mm610 mm (inkl. Spacerturm)
Reach470 mm 530 mm (inkl. Spacerturm)
Tretlagerhöhebis zu -36 mmbis zu -36 mm

*Nicht alle Werte aus meiner ursprünglichen Planung konnten exakt umgesetzt werden. Durch Kompromisse während des Fertigungsprozesses kam es zu kleineren Abweichungen und so zu Werten zu den Angaben in den ersten Artikeln.

-0.75° war meine Einstellung des Winkelsteuersatzes
# -0.75° war meine Einstellung des Winkelsteuersatzes
Eine besondere Fox 36 nutzte Chris Cocalis. RC2 Dämpfung + Absenkbarkeit
# Eine besondere Fox 36 nutzte Chris Cocalis. RC2 Dämpfung + Absenkbarkeit
Frankentrail und FT-Junior
# Frankentrail und FT-Junior - Die Optik stand bei diesen Funktionsmustern nicht im Vordergrund. Dennoch wirkt die Version in Medium durchaus nicht zu ausgefallen.

Meinungen anderer Fahrer

Im Laufe des Tests verlieh ich das Frankentrail an unterschiedlichste Fahrer, um weitere Meinungen einzuholen, in den meisten Fällen im Blindtest. In Summe fuhren es knapp 40 Leute und durch die Bank fielen folgende Aussagen:

  • Man spürt nicht, dass es ein 29er ist
  • Ich hätte nie gedacht, wie flach der Lenkwinkel ist, weil es sich beim Lenken nicht so träge anfühlt wie ein DH-Bike
  • Das fährt sich so agil wie ein Rad mit kleineren Laufrädern
  • Die Sitzposition ist sehr angenehm und entspannt
  • Man fühlt sich extrem sicher in der Abfahrt
  • Der Federweg fühlt sich nach mehr an
  • Man ist bergauf und bergab schneller auf dem Rad
  • Es ist erstaunlich, wie quirlig sich das Bike trotz des Radstandes noch fährt. Auch beim Springen

Kritik gab es auch:

  • Die Sitzposition ist auf flachen, tretlastigen Trails etwas weit vorne und zwei Fahrer bekamen hierbei Knieprobleme, wenn sie im Sitzen hart in die Pedale traten.
202 cm und trotzdem nicht am Limit des Sitzrohrauszugs
# 202 cm und trotzdem nicht am Limit des Sitzrohrauszugs
Die maximale Sitzhöhe am Frankentrail in XL mit 46 cm Sitzrohr
# Die maximale Sitzhöhe am Frankentrail in XL mit 46 cm Sitzrohr
XL war nicht für jede Körpergröße auf dem Trail passend
# XL war nicht für jede Körpergröße auf dem Trail passend - Spaß auf dem Parkplatz hatte Paz trotzdem.
Kevin sicher unterwegs auf dem Frankentrail Junior
# Kevin sicher unterwegs auf dem Frankentrail Junior
Zentrail und sicher
# Zentrail und sicher - Jeder Tester und jede Testerin fühlte sich durch die Bank sehr sicher auf dem Bike.
Überraschende Steinüberfahrten?
# Überraschende Steinüberfahrten? - Besonders bei ungeplanten Hindernissen lobten die Tester die Sicherheit durch den flachen Lenkwinkel am Bike.

Was war die Meinung von Chris Cocalis zum Bike?

“We were certainly a bit skeptical at the beginning regarding how this project bike would perform. However, we were still very excited to make this frame. We built it with a lot of adjustability to test the range of angles and chainstay lengths. The Frankentrail project was definitely  an opportunity to test the extremes. If you don’t ever go beyond what you currently believe, then you can never really know what the limits can be. This bike surprised all of us.

I jokingly called it an XC Downhill bike because it does have the climbing ability of a short travel XC bike and does descend like a DH bike. It was no surprise that the bike was going to be a great technical descender and we knew that with 120mm of rear wheel travel and the dw-link design that it would be an efficient climber. The big surprise is that it also was fairly nimble on the climbs and in tight switchbacks. Even with the very slack head angle and the long reach measurement, the front end did not wander on climbs. The very steep seat angle forces the riders weight more over the bars and puts weight over the front end keeping the rider in an attack position on the climbs and through tight uphill corners.

As with some other riders the issue we had is that this is a somewhat difficult position to be in all the time. My upper body was more fatigued at the end of the rides (like I had been doing push-ups) and my knees would become sore from being so forward over the pedals. If a rider was new to the sport and their riding muscles had not already been developed a certain way then this may not be an issue but for Kevin and I, it was a bit extreme.

The bike is very confidence inspiring on the downhill’s to the point that you feel like a super hero that can conquer anything. However, but then you realize that 120mm of travel cannot conquer everything so there are limitations. Within the limits though the bike will make just about anyone a better descender. It is magic in slower speed, super steep conditions.

In regards to the chainstay length and how it relates to rider height, I am 181cm tall. When running the bike in the longest or even towards the middle (440mm) setting, there was stability but the effort to manual the bike was increased. For our terrain in the Southwestern United States, we preferred running the chainstay length in the shorter 428 mm setting because the climbing consists of a lot of power moves to get up and over ledges. For this aspect of the project, terrain, and rider size certainly play a larger roll how the rider positions themselves over the bike.

The seat angle has a lot to do with this as well. For the XL, we set the theoretical seat angle of the bike for Jens’ exact seat height when designing the frame so that he could experience the same actual seat angle at his saddle height that we experienced at a lower saddle height on the medium size frame. However, his center of gravity is still much higher and our overall body types are not the same.

What we can conclude for this, is that building something very customized for a specific terrain and/rider size will have benefits in those given conditions but we always search for a balance across a wide range of riders and conditions. However, when it comes to seat angles and many other aspects of the frame design these are set specifically for each rider/frame size.

In the end, this was a very cool project and we learned a lot. It has already influenced certain aspects of our newer designs and what we learned from this will continue to influence future projects. Although Pivot may not be putting the actual Frankentrail into production, it has allowed us to build more progressive designs and to push the boundaries and improve the ride across our range of trail and enduro bikes.“

Hin- und Hergerissen
# Hin- und Hergerissen - Chris Cocalis auf dem Frankentrail Junior.

Was habe ich von Frankentrail gelernt und bestätigt?

Längst noch nicht alles. Aktuell beschäftige ich mich noch verstärkt mit dem Fahrwerk am Frankentrail und dessen interner Abstimmung, um den kurzen Federweg besser unter Kontrolle zu bekommen. Das Ende der langen Bikes ist vermutlich für mich noch nicht (ganz) erreicht. Je nach Fahrposition müsste ich bei einem noch längeren Bike ab einem gewissen Punkt aber auf Klickpedale wechseln, da ich in der zentralen Position die Pedale nicht mehr weit genug von hinten belasten kann, wenn es mal kontinuierlich scheppert.

„Endkunde und Industrie werden sich in den nächsten Jahren weiterhin sehr langsam, Modelljahr für Modelljahr und Grad um Grad, sowie Millimeter um Millimeter herantasten an das, was zum aktuellen Zeitpunkt bereits bei einigen, exotischen Nischenherstellern angeboten wird.“ – Jens Staudt

Meine Theorien und praktischen Untersuchungen mit der großen Anzahl an weiteren TestfahrerInnen wurden zum größten Teil bestätigt. Aktuell ist eine Entwicklung in der Bikebranche zwar da, aber wir bewegen uns im Schneckentempo. Gründe dafür sind vielfältig – wobei ich die Hauptgründe darin sehe, dass der Kunde nicht gewillt ist, Experimente einzugehen, weil er sich umgewöhnen müsste. Der Hersteller möchte natürlich nicht Gefahr laufen, auf seinen Bikes mit modernem Konzept sitzen zu bleiben. So werden sich beide Seiten den nächsten Jahren weiterhin sehr langsam, Modelljahr für Modelljahr und Grad um Grad, sowie Millimeter um Millimeter herantasten an das, was zum aktuellen Zeitpunkt bereits bei einigen, exotischen Nischenherstellern angeboten wird.

Beschleunigen kann diese Entwicklung lediglich der Endkunde, indem er die zunehmenden Möglichkeiten einer Testfahrt diverser Hersteller ausgiebig nutzt und offen genug ist, auch mal etwas abseits der bekannten Geometrien auszuprobieren. Nur wer gewillt ist, auch mal etwas auszuprobieren – idealerweise im Blindtest – was vielleicht so nicht in seiner Vorstellung funktionieren könnte, wird merken, dass es etwas gibt, was vielleicht besser funktioniert als der Standard. Schlussendlich entscheidet dann am Ende der Kunde mit dem Geldbeutel, welche Konzepte sich durchsetzen werden.

Ich glaube, dass es eine Entwicklung geben wird, die uns – früher oder später – durch die Bank flachere Lenkwinkel, bessere auf den jeweiligen Fahrer angepasste Federelemente sowie anpassbare Geometrien für alle Körpergrößen beschert. In Summe wird das Fahrerlebnis sicherer, schneller, effizienter und vor allem auch ergonomischer machen werden.

Wir sind noch nicht am Ende der Mountainbike-Entwicklung
# Wir sind noch nicht am Ende der Mountainbike-Entwicklung - Auch wenn immer wieder gemutmaßt wird, dass Bikes nicht mehr besser werden können, so glaube ich, dass sie es können. Insbesondere, wenn wir es schaffen, uns über Konventionen hinwegzusetzen und offen für neue Ideen bleiben. Wer etwas erfahren möchte, muss in den Untersuchungen immer das hinausgehen was aktuell als Grenze angesehen wird.

Wer ist verantwortlich für dieses Projekt?

Um meine Ideen möglichst nah entsprechend meiner Planung umsetzen zu können und um von niemandem abhängig zu sein oder etwas ausgeredet zu bekommen, wurden alle notwendigen Anbauteile von mir gekauft und Reisekosten aus meiner eigenen Tasche finanziert. Aktuell gibt es keine Bestrebungen von mir oder von Pivot Cycles, das Bike als Serienbike anzubieten.

Mein Dank geht an

Thomas Paatz für die Möglichkeit in den all den Jahren, so viele Bikes zu testen und darüber zu berichten, Bärbel Dangel für die tagelangen Diskussionen über Körperposition, Balance und die Parallelen zwischen Pferd und Mountainbike, Maxi Dickerhoff für die jahrelangen, zahllosen, hitzige Gespräche während seiner Zeit bei MTB-News über Setup, Geometrie und die Zusammenhänge, Paul Aston für seine unwissentliche Bestätigung, dass ich nicht der einzige auf dem richtigen Weg bin, Chris Cocalis für die Kooperation beim Rahmenbau, Kevin Tisue für die Rahmenkonstruktion, Bill Kibler für die cleveren Lösungen zur Geometrieverstellung und die Realisierung des Rahmens, Chris Trojer für die Möglichkeit der Neuabstimmung des Fahrwerks, Fabien Barel für die Diskussionen über die Zusammenhänge von Fahrergewicht, Suspension-Setup und Geometrie, Dave Weagle für den tieferen Einblick in Kinematiken und Bike-Charakter, Prof. Dr. Sandra Hoffmann Robbiani für die harte Schule in grundlegender Analytik und Hartnäckigkeit sowie Physiotherapeut Gebhard Joas für die Hintergründe zu Muskelfunktion, Leistungsfähigkeit des Körpers und die Wechselwirkungen beim Fahrradfahren. Und natürlich allen Testfahrern, die sich auf das Bike eingelassen haben und mir ihr ausführliches Feedback gegeben haben!

Epilog

Wenn ich einen Punkt benennen müsste, welcher im Lernprozess dieses Projekts am wichtigsten war, dann wäre es dieser: Ein Bike ist immer ein Kompromiss und der Fahrer sollte im Überangebot an Ausrichtungen den Kompromiss finden, welcher am besten zu ihm passt. So geht es vielen Bikern, die nicht kontinuierlich auf unterschiedlichen Bikes sitzen: Man gewöhnt sich an ein System und bewertet dieses Fahrverhalten irgendwann als richtig. Eine Geometrie des Rades, ein anderes Cockpit (Vorbaulänge, Lenkerbreite, Lenkerhöhe) oder eine andere Abstimmung ist ungewohnt und mit dem Portfolio an bereits erlernten Techniken stößt man eher an Grenzen, was dann für Frust sorgt.

Aufgrund dieses Verhaltens – der Ablehnung durch erlernte und somit leichter fallende Bewegung – beraubt man sich selbst des Spaßes. Es ist wichtig, diese Barriere im Kopf zu überwinden und neuen Ideen mehr als nur eine Probefahrt auf dem Parkplatz zu gönnen. Nur durch neugieriges Experimentieren ist es möglich, letztendlich ein besseres Bike, ein passenderes Bike und ein Bike zu finden, welches mehr Spaß auf dem Trail macht.

Ich hoffe, mit diesem Projekt dem einen oder anderen Leser neues Wissen zugänglich gemacht zu haben und dabei die Neugier angeregt wurde sich etwas tiefer mit den Zusammenhängen am Mountainbike auseinanderzusetzen. Vielen Dank an alle für das überwältigende Interesse an dem Projekt! Es wurde wiederholt gefragt, deshalb an dieser Stelle: Ich denke aktuell über eine „Frankentrail – extended“-Version nach, welche mehr Hintergründe und Daten bereitstellt. Das Ende des Nerd-Talks ist also noch nicht erreicht …

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (8/8): Der Fahreindruck – was kann der Prototyp? Das große Finale! erschien zuerst auf MTB-News.de.

Focus Jam 6.7 Nine im Test: Spiel mehr auf dem Trail!

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Focus Jam 6.7 Nine im Test: 2016 stellte der Stuttgarter Fahrrad-Hersteller Focus das Jam vor. In den ersten beiden Jahren rollte das 150 mm-Bike ausschließlich auf 27,5″-Laufrädern. 2018 wurde dann die Produktpalette in Jam Seven und Jam Nine aufgeteilt – seitdem ist das Rad mit 29″-Laufrädern verfügbar. 140 mm an Front und Heck, vier Rahmengrößen und drei Modell-Varianten ab 2.199 € sollen eine breite Interessengruppe ansprechen. Wir haben für euch herausgefunden, wie sich die günstigste Ausstattungs-Variante auf dem Trail schlägt. Vorhang auf für das Focus Jam 6.7 Nine!

Steckbrief: Focus Jam 6.7 Nine

EinsatzbereichTrail, All-Mountain
Federweg140 mm/140 mm
Laufradgröße29ʺ
RahmenmaterialAluminium, Carbon
RahmengrößenS, M, L, XL
Websitewww.focus-bikes.com
Preis: ab 2.199 Euro
Bikemarkt: Focus Jam kaufen

Seitdem Focus das Jam mit 29″-Laufrädern anbietet, gab es einige große Änderungen bei der Ausstattung. Nachdem das Trailbike zunächst mit 130 mm Federweg an Front und Heck angeboten wurde, hat Focus den Federweg mittlerweile um einen Zentimeter aufgebohrt. In der aktuellen Ausführung ist das Rad so mit 140 mm Federweg an Front und Heck, aufbauend auf dem gleichen Rahmen, erhältlich. Vier Rahmengrößen sind verfügbar, der Kunde hat zudem die Wahl zwischen drei Ausstattungs-Varianten. Neben einem Carbon-Hauptrahmen beim kostspieligsten Modell Jam 8.9 Nine gibt es zwei weitere Varianten mit Alu-Rahmen. Alle Räder teilen sich die F.O.L.D.-Anlenkung – Focus’ Ansatz eines sehr sensiblen Hinterbaus mit ausreichend Reserven zum Federwegs-Ende.

Den Einsatzbereich des Jams sieht Focus in einem 50/50-Bereich. Wer etwa gleich viel rauf- wie runterfahren, alpine Abenteuer oder einen Alpencross bewältigen will, soll mit dem Jam das perfekte Werkzeug bekommen.

140 mm Federweg an Front und Heck, gepaart mit 29"-Laufrädern
# 140 mm Federweg an Front und Heck, gepaart mit 29"-Laufrädern - Das Rad ist in vier Größen und drei Ausstattungsvarianten verfügbar – wir haben das Focus Jam 6.7 Nine getestet.

Diashow: Focus Jam 6.7 Nine im Test - Spiel mehr auf dem Trail!
Im F.O.L.D.-Hinterbau steckt ein RockShox Deluxe-Dämpfer
Angetrieben wird das Rad durch einen SRAM 12-fach-Antrieb
Pop für die großen Kinder
140 mm Federweg an Front und Heck, gepaart mit 29"-Laufrädern
Zum Einsteigerpreis von 2.199 € gibt es schon eine Vario-Sattelstütze
Diashow starten »

Geometrie

Der Hersteller bewirbt das Rad mit einer Geometrie, die “modern, agil und aggressiv gezeichnet” ist. In dieser aktuell sehr populären Federwegs-Kategorie reiht sich das Jam mit seiner Geometrie aber in ein eher konservatives Feld ein. Mit 67,8° fällt der Lenkwinkel eher steil aus. Der effektive Sitzwinkel misst auf Oberrohrhöhe 74,5°, bei etwas mehr Sattelstützen-Auszug wird der Sitzwinkel allerdings etwas abgeflacht. Zum Sitzwinkel passen aber die Reach- und Stack-Werte. Während der Reach sich in einem Spektrum von 415 bis 475 mm von S bis XL bewegt, steigen die Stack-Werte rasant gen 660 mm am XL. Am Jam sollten hochgewachsene Menschen auch ohne Spacerturm unter dem Vorbau auskommen und dementsprechend nicht an Reach einbüßen.

Wie der Stack fallen auch die Sitzrohre hoch aus. Viele Hersteller gehen hier aktuell einen anderen Weg und kürzen die Sitzrohre. Wer am Jam 6.7 gerne eine Rahmengröße nach oben springen oder eine Vario-Stütze mit mehr Hub verwenden möchte, sollte hier nachmessen und prüfen, ob der Sattel im Weg steht. Mit 33 mm Tretlagerabsenkung bei 140 mm Federweg liegt man in einem recht moderaten Bereich. Die Kettenstrebenlänge wächst am Jam nicht mit. Alle Rahmengrößen bekommen ein 440 mm langes Heck.

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge420 mm440 mm470 mm510 mm
Oberrohrlänge575 mm595 mm624 mm652 mm
Steuerrohrlänge110 mm110 mm135 mm155 mm
Lenkwinkel67,8° 67,8° 67,8° 67,8°
Sitzwinkel74,5°74,5°74,5°74,5°
Kettenstrebenlänge440 mm440 mm440 mm440 mm
Tretlagerabsenkung33 mm33 mm33 mm33 mm
Radstand1148 mm1168 mm1197 mm1225 mm
Reach415 mm435 mm455 mm475 mm
Stack618 mm618 mm641 mm660 mm
Hoher Hauptrahmen, moderat langer Hinterbau und moderate Winkel
# Hoher Hauptrahmen, moderat langer Hinterbau und moderate Winkel - Nach einiger Zeit auf dem Markt wartet das Focus Jam 6.7 Nine nicht mit einer besonders aggressiven Geometrie auf.

Ausstattung

Gemessen am Preis ist die Ausstattung des Bikes sehr sinnvoll. Vor allem Komponenten, welche nicht ganz günstig auszutauschen sind, wurden aus dem mittleren Preissegment gewählt. Gespart wurde dafür an den Kontaktpunkten. Allen voran bekommt man aber solide Reifen. An 8.9 und 6.7 wird jeweils der Highroller II von Maxxis verwendet, das 6.8-Modell kommt mit Maxxis Rekon-Bereifung. Neben einer Variostütze werden alle Bikes mit 12-fach-Antrieben ausgerüstet. Am Test-Bike befindet sich eine SRAM NX Eagle-Schaltung, die anderen beiden Ausstattungs-Varianten kommen für 2020 mit XTR- beziehungsweise XT-Antrieb.

Bei den Bremsen vertraut man an 8.9 und 6.7 auf schwäbische Power mit vier Kolben vorne und zwei Kolben hinten: Magura stellt die MT Trail am Topmodell und liefert einen Mix aus MT5 und MT4 für das günstige Rad. Am 6.8-Bike gibt es die neue XT Vierkolben-Bremse. Wiederum aus der Reihe sticht das 6.8-Modell beim Fahrwerk: Als einziges Bike der Reihe kommt es mit Fox-Komponenten, während die anderen beiden Bikes mit RockShox-Federung ausgerüstet sind. Unsere Ausstattungs-Varianten wurde mit RockShox Revelation und Deluxe-Dämpfer versehen. Aus dem Hause Focus und BBB kommen Sattel, Lenkzentrale und zum Teil die Griffe.

  • Federgabel RockShox Revelation (140 mm)
  • Dämpfer RockShox Deluxe (140 mm)
  • Antrieb SRAM NX
  • Bremsen Magura MT5/MT4
  • Laufräder Race Face ARC
  • Reifen Maxxis Highroller II
  • Cockpit BBB Ascension (780 mm) / BBB Jumper
  • Sattelstütze Kindshock E30i (150 mm)
Komplette Ausstattung zum Ausklappen

Focus Jam8.9 Nine6.8 Nine6.7 Nine
RahmenmaterialCarbon-Hauptrahmen, Aluminium-HinterbauAluminium-KomplettrahmenAluminium-Komplettrahmen
FedergabelRockShox Pike Ultimate RCT3Fox 34 RhythmRockShox Revelation RC
DämpferRockShox Super Deluxe Select+Fox Float DPS PerformanceRockShox Deluxe Select
VorbauBBB JumperBBB JumperBBB Jumper
LenkerBBB AscensionBBB AscensionBBB Ascension
GriffeBBB PythonRace Face Grippler
Focus Locker SL
BremsenMagura MT TrailShimano XT M8120Magura MT5/MT4 Mix
SchaltungShimano XTR M9100Shimano XT M8100SRAM NX Eagle
LaufräderMavic XADT Swiss M1900N/A
ReifenMaxxis Highroller IIMaxxis Rekon 2.4Maxxis Highroller II
SattelstützeKindshock E30iKindshock E30iKindshock E30i
Sattel Focus Trail SLFocus Trail SLFocus Trail SL
Gewicht13,25 kg14,25 kg14,95 kg
Preis4.199 €2.699 €2.199 €

Im F.O.L.D.-Hinterbau steckt ein RockShox Deluxe-Dämpfer
# Im F.O.L.D.-Hinterbau steckt ein RockShox Deluxe-Dämpfer - Am metrischen Federbein können nur Luftdruck und Zugstufe von außen verstellt werden.
Die Front bändigt eine RockShox Revelation
# Die Front bändigt eine RockShox Revelation - Diese ist bereits mit der aktuellen DebonAir-Feder ausgestattet, setzt aber noch auf die alte Charger-Einheit.
Angetrieben wird das Rad durch einen SRAM 12-fach-Antrieb
# Angetrieben wird das Rad durch einen SRAM 12-fach-Antrieb - Optional kann auch noch ein 2-fach-Antrieb verbaut werden.
Zum Einsteigerpreis von 2.199 € gibt es schon eine Vario-Sattelstütze
# Zum Einsteigerpreis von 2.199 € gibt es schon eine Vario-Sattelstütze - Nicht mit dem größten Hub gesegnet, trotzdem funktionell – hier muss nicht zwangsläufig nachträglich investiert werden.
Vorne vier, hinten zwei Kolben
# Vorne vier, hinten zwei Kolben - Ein Mix aus schwäbischen Magura-Stoppern der MT5- und MT4-Serie ergänzt das Stuttgarter Bike.

Im Detail

Hinter der umfassenden Ansammlung an Akronymen verbirgt sich die Technologie, die am Focus Jam 6.7 Nine und den anderen Bikes der Baureihe verwendet wird. Was versteckt sich hinter F.O.L.D., C.I.A., S.S.P.S. und Co.? Beginnen wir mit dem Hinterbau: kurz F.O.L.D., lang Focus optimized linkage design – ein einfacher Eingelenker mit einer weniger einfachen Abstützung. Zwischen dem einteiligen Hinterbau und dem Dämpfer sind zwei Wippen geschaltet, das Jam soll somit extrem sensibel ansprechen, aber ausreichend Endprogression bieten.

Herzstück ist der aufwändig abgestützte Eingelenk-Hinterbau
# Herzstück ist der aufwändig abgestützte Eingelenk-Hinterbau - Dieser soll hinsichtlich Kennlinie und Steifigkeit optimiert sein.

“Der gewollte Chassis-Flex ist im Motorradrennsport seit Jahren etabliert und eine wichtige Komponente bei der Jagd nach Sekunden. Mit F.O.L.D. nutzen wir dieses Wissen für dich.” – Focus Bikes

Der sogenannte Main Link verbindet den Hauptrahmen mit dem Dämpfer, die zweite Wippe hört auf den Namen Guide Link und verbindet Main Link und Hinterbau. Bei der Abstimmung der Kennlinie unterteilt Focus wiederum in zwei Bereiche: Zu Beginn soll eine degressive Kennlinie für einen möglichst feinfühligen Hinterbau sorgen, der extrem viel Traktion bereitstellt. Im späteren Verlauf des Federwegs fällt die Kennlinie progressiv aus. So will Focus im Jam ausreichend Gegenhalt und Endprogression bereitstellen.

Aber die Kennlinie ist nicht alles. Vor allem auch die Hinterbausteifigkeit spielt eine große Rolle, wenn es um die Bodenhaftung geht. Hier setzt Focus mit C.I.A. an: Comfort Improving Areas – ein sehr genau ausgelegter Hinterbau, der bei seitlichen Krafteinwirkungen beweglich bleibt und somit für mehr Traktion sorgen soll. Laut Focus soll sich das Rad somit gutmütiger fahren, neben Berechnungen stützt sich der Hersteller bei diesem Ansatz auf das Ergebnis vieler Testfahrten.

Innenverlegte Züge sind an Alu-Rahmen fast State of the Art
# Innenverlegte Züge sind an Alu-Rahmen fast State of the Art - Focus verlegt sämtliche Züge im Inneren des Hauptrahmens, am Hinterbau laufen sie außen.
Der Direct Mount für den Umwerfer ist abnehmbar
# Der Direct Mount für den Umwerfer ist abnehmbar - Das Rad wurde in der Vergangenheit mit 2-fach-Antrieben ausgeliefert, aktuell gibt es nur noch 1 x 12.

Stable stiffness per size versteckt sich hinter der Abkürzung S.S.P.S. Am Carbon-Rahmen des Jam Top-Modells werden hier für alle Größen verschiedene Layups entwickelt, um ein möglichst gleichbleibendes Fahrerlebnis, durch das Größenspektrum hindurch, zu gewährleisten.

Soweit zu den Akronymen. Werfen wir noch einen Blick auf den restlichen Rahmen. Im Hauptrahmen sind alle Züge im Inneren verlegt, am Hinterbau werden die Leitungen dann außen geführt. Für einen besseren Schwerpunkt sitzen Dämpfer und Anlenkung zentriert im Hauptrahmen, geschützt vor Dreckbeschuss. Ein eher minimalistischer Klebestreifen ist auf der Oberseite der Kettenstrebe angebracht.

Am Unterrohr des Alu-Rahmen ist kein Schutz angebracht
# Am Unterrohr des Alu-Rahmen ist kein Schutz angebracht - Nur die Kettenstrebe wird durch Ketten-Schlagen geschützt, der Schoner fällt aber etwas minimalistisch aus.

Technische Daten

Alle technischen Daten, Details und Standards zum Focus Jam 6.7 Nine findet ihr in der folgenden Tabelle zum Ausklappen:

Technische Daten zum Ausklappen

KinematikF.O.L.D – abgestützter Eingelenker 
Verschiedene Lager-Größen3im Hinterbau
Gesamtzahl Lager im Hinterbau8Anzahl
LagerbezeichungenKeine Angaben. Enduro MAX-LagerHerstellerangabe
Hinterbau Einbaumaß148 mm x 12 mmEinbaubreite x Achsdurchmesser
Maximale Reifenfreiheit Hinterbau29" x 2,3"
Dämpfermaß210 mm x 55 mmGesamtlänge x Hub
Trunnion-Mount?Nein
Dämpferhardware erstes AugeM8 x 25 mmBolzendurchmesser x Einbaubreite
Dämpferhardware zweites AugeM8 x 25 mmBolzendurchmesser x Einbaubreite
Freigabe für StahlfederdämpferNein
Freigabe für LuftdämpferJa
Empfohlener Dämpfer-SAG30 % – 16,5 mmin % oder mm
Steuerrohr-Durchmesser44 mm, 56 mmoberer Durchmesser, unterer Durchmesser
Maximale Gabelfreigabe140 mmFederweg bzw. bis zu welcher Einbauhöhe
TretlagerBSA, 73 mmwelcher Standard, Durchmesser, Breite
Kettenführungsaufnahme
UmwerferaufnahmeDirect Mount für Sideswing-Umwerfer
Schaltauge16,95 €Typ, Kosten in €
Optimiert auf welches Kettenblatt32tZahnzahl
BremsaufnahmePost Mount, 7" (180 mm Scheibe ohne Adapter fahrbar)welcher Standard
Maximale Bremsscheibengröße203 mm
Sattelrohrdurchmesser31,6 mm
Sattelklemmendurchmesser34,9 mm
Maximale Stützen-Einstecktiefe260 mmAngabe für M-Rahmen
Kompatibel mit Stealth-Variostützen?Ja
Messung Sitzwinkel73,7° auf Sitzhöhe für M-Fahrer (740mm), 74,5° auf Höhe Oberrohr
FlaschenhalteraufnahmeJaEine, Oberseite des Unterrohrs
Andere Extras, Werkzeugfächer
Gewicht Rahmen2,9 kgN/A
Gesamtgewicht Bike14,4 kgN/A
Garantie/ServiceDetails zur Garantie und dem Crash Replacement-Angebot auf der Website.

Auf dem Trail

Eine Priorisierung von 50 % Uphill und 50 % Downhill hat man bei Focus mit dem Jam angestrebt. In Zeiten, in denen die meisten Hersteller sogar an Trail-Bikes primär die Abfahrtsqualitäten loben, zeigt sich das Focus Jam 6.7 als ein angenehmer Partner, um die Abfahrt selbst zu verdienen. Aufgrund des hohen Stacks ist die Sitzposition entspannt und der 440-mm-Hinterbau hilft dabei, auch steilere Rampen ohne steigendes Vorderrad auf dem leichtesten Blatt der SRAM Eagle hochzuspinnen. Wer lieber in einem härteren Gang in die Pedale hämmert und gerne einen Lockout verwendet, greift an der günstigeren Ausstattung und dem verbauten RockShox Deluxe ins Leere. Eine einstellbare Druckstufe gibt es ebenfalls nicht. Dafür krallt sich der Hinterbau entsprechend sensibel in den Untergrund und bietet gute Traktion.

Aufwärts geht es mit viel Traktion, wer das Fahrwerk für den Wiegetritt blockieren will, bekommt am Einstiegs-Modell aber keinen Plattform-Hebel am Dämpfer
# Aufwärts geht es mit viel Traktion, wer das Fahrwerk für den Wiegetritt blockieren will, bekommt am Einstiegs-Modell aber keinen Plattform-Hebel am Dämpfer - Aber auch sitzend geht es mit dem Focus Jam 6.7 Nine dank entspannter Sitzposition und 12-fach-Antrieb locker nach oben.

Spielereien selbst an kleinen Kanten und Wurzeln? Zwar ist die Einstellbarkeit des Gegenhalts des Fahrwerks am Heck auf den Luftdruck und die Größe der Luftkammer beschränkt, aber mit recht wenig Aufwand und passendem Setup lässt sich das Jam leichtfüßig vom Boden lösen. Dabei erhöht sich die Agilität auch aufgrund der eher steilen Geometrie. Das Jam folgt schon bei niedrigen Geschwindigkeiten schnell und direkt dem Input des Fahrers.

Lässt man es bergab ordentlich laufen, gilt es, mit der Geometrie des Jams dementsprechend etwas mehr auf der Hut zu sein und Linien wachsam zu wählen. Sicherheit vermitteln die breiten Race Face Arc-Felgen mit den voluminösen Reifen. Sie ermöglichen einen satten Formschluss mit dem Untergrund und der Magura-Bremsen-Mix beißt auf Fingerzeig brachial.

Grenzen zeigt das Focus Jam dann auf, wenn die Schläge und die Geschwindigkeit eigentlich nach mehr Federweg verlangen. Hier setzt die Einstellbarkeit des Fahrwerks das Limit, was gemessen am Preis immer noch ein guter Kompromiss ist.

Das Rad kann vor allem in einfacherem Gelände seinen hohen Spieltrieb ausleben.
# Das Rad kann vor allem in einfacherem Gelände seinen hohen Spieltrieb ausleben.
Ein agiler Grundcharakter sorgt für schnelle Richtungswechsel und ein lebendiges Fahrverhalten.
# Ein agiler Grundcharakter sorgt für schnelle Richtungswechsel und ein lebendiges Fahrverhalten.
Wird das Gelände ruppiger, muss man seine Linien behutsam wählen
# Wird das Gelände ruppiger, muss man seine Linien behutsam wählen - Zwar bieten breite Felgen und Reifen noch ausreichend Grip, die limitierte Einflussnahme aufs Fahrwerk und die weniger auf Laufruhe ausgelegte Geometrie lassen den Fahrer aber auch schnell an die Grenzen kommen.

Das ist uns aufgefallen

  • Geometrie Style-Akrobaten und Fans von sehr technischem Gelände benötigen lange Arme und Beine oder sollten lieber eine Rahmennummer kleiner wählen. Das Focus Jam verfügt über ein sehr hohes Sitz- und Oberrohr, was die Bewegungsfreiheit im Vergleich zu anderen Bikes dieser Kategorie deutlich einschränkt.
  • Gegenhalt In der günstigsten Ausstattung muss man immer Abstriche machen. Für uns kam der deutlichste in Form des RockShox Deluxe-Dämpfers. Einstellbar ist lediglich der Luftdruck und die Zugstufe. Wer mehr Gegenhalt möchte, kann sich lediglich mit dem Luftdruck oder Volumenspacern behelfen.
  • Maxxis Aggressor Mehr Party und Drift als Grip. Der Einsatzbereich des Reifens fällt durchaus klein aus. Wer das Rad etwas mehr auf die Abfahrt trimmen will, kann mit einer einheitlichen Bereifung mit dem Highroller II an Front und Heck schon einiges herausholen.
  • Bremsen Ganz schön stark! Die Magura-Bremsanlage beißt ordentlich zu und glänzt mit sehr guter Dosierbarkeit.
  • Hoher Stack Besonders Fans von hohen Fronten dürften das Jam lieben. Es braucht wenig Spacer und keine Lenker mit maximalem Rise um ein hohes Cockpit zu realisieren.

Im Vergleich

Focus Jam 6.7 Nine vs. YT Jeffsy
Betrachtet man rein den Hauptrahmen, entspricht das Jeffsy in Rahmengröße L eher dem XL Jam. Dabei fallen im flachen Geometrie-Modus der Lenkwinkel knappe 2° flacher und der Sitzwinkel 2,5° steiler aus. Kürzer sind am Jeffsy außerdem der Hinterbau – zumindest bis Größe L ist dieser 5 mm kürzer, danach gleich lang – sowie das 7,5 cm kürzere Sitzrohr. Unterschiede auf dem Papier müssen nicht immer zwangsläufig auf dem Trail spürbar sein. In diesem direkten Vergleich ist dies aber der Fall. Während das Jeffsy eher die abfahrtsorientierten Trailbiker anspricht, die ein Bike mit Nehmerqualitäten suchen, so spricht das Jam 6.7 vor allem eher die Kunden an, welche am Ende des Tages mehr Kilometer auf der Uhr stehen haben möchten. Uphills bringt man schneller hinter sich, im Gegenzug sollte man in der Abfahrt mit dem gelben Focus nicht stur in Wurzel- und Steinfelder reinhalten.

Focus Jam 6.7 Nine vs. Banshee Prime
Beim Blick auf die Geometrie würde das XL Jam zwischen einem L und einem XL Prime liegen. Das Banshee ist in der größten Rahmengröße 5 mm länger am Heck und 14 mm länger an der Front. In der flachen Einstellung liegt der Lenkwinkel des Prime 1,3° flacher, der Sitzwinkel ist trotzdem ein halbes Grad steiler. Am Prime wurde in unserem Test zwar ein Dämpfer mit Ausgleichsbehälter verbaut, dieser ermöglichte aber ebenfalls keine externe Druckstufenverstellung, nur eine Plattform. Trotzdem bietet die Kinematik am Banshee ein gutes Stück mehr Gegenhalt, wenn man das Bike aktiv fährt. Hier verhält es sich ähnlich wie mit dem YT Jeffsy: Saubere Linienwahl ist mit dem Focus wichtiger und es fühlt sich wohler, wenn man es nicht in zu grobes Gelände zwingt. Dann kann es mit viel Fahrspaß auf ausgedehnteren Touren glänzen.

YT Jeffsy 29 mk2
# YT Jeffsy 29 mk2 - Mit dieser Plattform zielt YT weit mehr in Richtung der Abfahrtsfraktion. In Summe ist das Focus Jam aber einfacher abzustimmen und ein besserer Kilometerfresser.
Banshee Prime
# Banshee Prime - Stramm und losgelassen in der Abfahrt. Im direkten Vergleich wird das Prime langsamer am Berg und schneller in der Abfahrt sein. (Modellversion bis 2019)

Fazit – Focus Jam 6.7 Nine

Wo man bei anderen Herstellern nicht mal einen Rahmen für den Preis bekommt, bietet Focus eine mehr als solide Basis als Komplettbike an. Kleinere Abstriche an Einstellbarkeit und Geometrie kann man hierfür getrost in Kauf nehmen. Das Focus Jam 6.7. ermöglicht direkt aus der Kiste heraus viel Spaß auf dem Trail und überzeugt durch einfaches Handling und unkompliziertes Setup. Ein ideales Rad für Leute, die ihren Geldbeutel schonen möchten und einfach nur Mountainbike fahren wollen.

Pro
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • moderates Gewicht
  • Spaß bergauf und bergab
  • simples Setup
Contra
  • sehr langes Sitzrohr und hoher Rahmen
  • Dämpfer bietet wenig Gegenhalt
Pop für die großen Kinder
# Pop für die großen Kinder - Wer gerne abzieht, sollte den Luftdruck im Dämpfer etwas nach oben korrigieren, um nicht zu viel vor einer Kante das Fahrwerk komprimieren zu müssen. Mit dieser Einstellung lassen sich dann fleißig Flugmeilen sammeln. Ganz ohne CO2-Fußabdruck.

Wie gefällt euch das Focus Jam 6.7 Nine?


Testablauf

Das Focus Jam 6.7 Nine wurde im Verlauf des Tests von mehreren Testfahrern bewegt. Gemäß den Vorlieben bei Fahrwerk und Cockpit wurde es für jeden Tester individuell angepasst.

Hier haben wir das Focus Jam 6.7 Nine getestet

  • Singletrails: Natürliche Wege mit Wurzeln und Steinen. Kalkstein und Lehmböden bis hin zu frischem Waldboden.
  • Bikepark: Um die Limits auszuloten, wurde das Focus Jam einen Tag lang im Bikepark bewegt. Dort musste es sich auf Sprüngen, Drops und Bremswellen und flüssigen Flowtrails beweisen.
Testerprofil Jens Staudt
Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischem und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

Testerprofil Jannik Sammet
Tester-Profil: Jannik Sammet
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 92 cm
Oberkörperlänge 55 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 65 kg
Dirt. Downhill. Hauptsache zwei Räder und einen Lenker. Am liebsten in flowigem Gelände, das Möglichkeiten zum spielerischen Umgang bietet. Dann kann es auch gerne mal ruppiger und schneller sein.
Fahrstil
Lieber verspielter als auf maximale Geschwindigkeit ausgelegt.
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, local Spot, Jib-Sessions, flowige Trails mit Sprüngen.
Vorlieben beim Fahrwerk
Nichts extremes. Einfach passend fürs Gewicht. Gerne etwas schneller in der Zugstufe.
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz und Lenkwinkel um die 65°.

 

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Trust The Message im Test: Wie viel Revolution steckt in der Linkage-Federgabel?

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Trust The Message im Test: Zack. Da war sie. Ohne lange Zeit der Gerüchte, ohne Spyshots, dafür mit einem Knall gelandet: Die Trust The Message, erstes Produkt der Firma Trust – und dann gleich eines, das polarisierte wie kaum eine Neuvorstellung in den letzten Jahren. Der ewige Kampf „Optik vs. Performance“ zieht mit dieser Federgabel in die nächste Runde. Sie ist nicht die erste Linkage-Federgabel und dennoch: Konstrukteur Dave Weagle war bislang eher bekannt für seine Hinterbau-Systeme statt für Federgabeln. Mit einer Kinematik an der Gabel lässt er es aber nicht auf sich beruhen: Das Carbon-Konstrukt ist vollgepackt mit spannenden technischen Lösungen. Wir haben das Produkt der neuen Firma zusammen mit den klassischen Systemen auf dem Trail gegeneinander antreten lassen. Einige hatten bereits den richtigen Riecher für unseren Überraschungsgast, den wir hiermit bewusst erst nach dem Fazit der klassischen Gabeln veröffentlichen –  denn hier läuft so Einiges, aber vor allem ganz anders. Türchen Nr. 8: Trust The Message.

Unser Überraschungsgast fällt aus dem Federgabeltest heraus, da die Parallelogramm-Gabel nicht ganz den Anforderungen entspricht. Mit einem Zentimeter Federweg weniger und all ihren Eigenheiten wollten wir dieser Gabel nicht die Aufmerksamkeit nehmen, die sie verdient. Ihre spezielle Funktionsweise hielt für uns ebenfalls eine gewisse Lernkurve bereit und diesen Ablauf möchten wir mit euch teilen. Es gilt: Wer sich auf dieses Produkt nicht einlässt, wird das Potential nicht ausschöpfen können. Heute also das Bonus-Türchen des Suspension-Adventskalenders – den Vergleich mit der Teleskop-Gabel werden wir natürlich trotzdem suchen und beschreiben.

Trust The Message – Infos und Preise

„When you’re out hitting your favorite trails, you want your bike to work so well it disappears below you. The Message’s unique wheel path and geometry track bumps and rip corners at a level you’ve never experienced. Welcome to a new world of wide open.“

Trust definiert für die The Message-Gabel keinen konkreten Einsatzbereich. Stattdessen sagt der Hersteller: „Fahrt unsere Message in 29″-Rädern mit 110 – 140 mm Federweg, beziehungsweise 27,5″-Bikes mit 130 – 140 mm Federweg.“ Mit seinem Produkt schlägt der Hersteller in eine interessante Kerbe – die linear geführte Teleskop-Gabel ist auf dem Markt etabliert und akzeptiert. Selbst Upside-Down-Federgabeln haben es teilweise schwer mit ihrer anderen Optik. Ist die Kombination aus Hersteller- und Produktname deshalb so gestaffelt? „Vertraue der Nachricht“ – Einer jungen Firma vertrauen, die ein erstes Produkt auf den Markt bringt, das sich so stark von Konventionen unterscheidet?

Vertrauen stiften eher die Namen, welche hinter der Firma stehen und in der Industrie hohes Ansehen genießen: Hap Seliga, Gründer des amerikanischen Bike- und Online-Shops Competitive Cyclist, Jason Schiers, Carbon-Ingenieur bei ENVE und Crank Brothers sowie Suspension-Mastermind Dave Weagle. Zwischenzeitlich ist die The Message nicht mehr das einzige Produkt im Portfolio. Erweitert wurde dieses zur Eurobike um eine langhubige Version der Gabel namens Trust Shout. Der Preis für beide Gabeln ist identisch. Er wurde zwar zwischenzeitlich etwas nach unten korrigiert, wiegt aber immer noch schwer. Wer diese Gabel will, muss tief ins Portemonnaie greifen.

Pünktlich zu unserem Test gibt es auch Vertrieb und Service-Center für den deutschsprachigen Raum: Shocker Distribution wird Trust in sein Programm aufnehmen. Die finalen Details dazu sollten uns in den folgenden Tagen erreichen, wir werden den Artikel entsprechend updaten.

  • Einsatzbereich Bikes, die man mit 110 – 140 mm Gabeln fahren würde
  • Laufradgrößen 27,5″; 29″
  • Federweg 130 mm
  • Einstellmöglichkeiten Luftdruck, Zugstufe, Lowspeed-Druckstufe, Plattform-Härte, Plattform-Lockout-Hebel
  • Farben Anthrazit-grau
  • Gewicht 1.991 g
  • www.trustperformance.com

Preis 2.399 € (UVP) | Bikemarkt: Trust The Message kaufen

Trust The Message
# Trust The Message - Hinter dem klingenden Produktnamen versteckt sich ein spannendes Produkt mit 130 mm Federweg und voller spannender Technik. Der Preis bremst Enthusiasten dann aber etwas aus.

Im Detail

Steifigkeit und Reibung

In sechs von sieben Artikeln des Vergleichstests sind wir auf Right-Side-Up- und nur bei der Intend Hero auf die Upside-Down-Bauweise eingegangen. An der Trust The Message ist alles anders. Wo fangen wir da am besten an? Teleskop-Gabeln führen die Rad-Achse in einer linearen Bewegung auf und ab. Standrohre und Tauchrohre überlappen sich, geführt wird durch Gleitbuchsen im Inneren des Castings oder bei einer USD-Gabel in den Standrohren. Treffen Schläge auf das Vorderrad, findet immer auch eine gewisse Verwindung zwischen den beiden Bauteilen statt. Die Upside-Down-Bauweise bietet hier gewisse Vorteile mit einer höheren Steifigkeit gegenüber Verwindung in Fahrtrichtung. Die gängigere Bauweise hat dann bei Torsionskräften die Nase vorn. Generell gilt, dass eine durch Verwindung erhöhte Reibung an Gleitbuchsen und Dichtungen eine unkontrollierte und somit ungewollte Dämpfung generiert. Bleibt die Präzision nicht auf der Strecke, kann dies für eine gewisse Nachgiebigkeit, aber auch für einen erhöhten Komfort sorgen. Wie immer kommt es auf eine ausgewogene Balance zwischen allen Faktoren an.

Eine Parallelogramm-Gabel arbeitet anders. Auch hier kommen Gleitbuchsen zum Einsatz, die aber nichts mit der Führung des Vorderrads zu tun haben. Die Achse wird stattdessen wie bei einem Hinterbau über Hebel geführt, die wiederum gelagert sind. An der Message werden Kugellager verwendet und davon nicht wenige. Zwei pro Drehpunkt – macht bei vier Drehpunkten pro Seite 16 und noch ein Kugellager für jede Feder-Dämpfungs-Aufhängung – in Summe sind es 18 Stück. Damit kann man die Reibung einer Teleskop-Gabel im nicht verwindeten Zustand nicht zwangsläufig unterbieten, aber es kommt hinzu, dass der Federweg zusätzlich übersetzt ist. Eine höhere Übersetzung kann helfen, bestehende Reibung im System, beispielsweise an den Dichtungen, leichter zu überwinden. Alles in allem soll die Message dadurch wesentlich reibungsärmer sein und ein feineres Ansprechverhalten bieten als konventionelle Teleskop-Gabeln.

Ähnlich wie bei einer USD-Bauweise kann die Parallelogramm-Gabel von oben nach unten hin auch dünner werden. Bei der Auslegung der Steifigkeit kann hier in Bezug auf Rohrquerschnitte und -Profile mehr variiert werden als an der Teleskop-Gabel. Hierdurch kann man dort, wo der größte Hebel ansetzt – unterhalb des Steuerrohrs – voluminöser bauen. Trust will dadurch an der Message den Flex in Fahrtrichtung maximal reduziert haben. Umgesetzt wird dieses Vorhaben durch ihr komplettes Carbon-Chassis mit Carbon-Gabelschaft und massiven Rohrdurchmessern.

Herzstück und Besonderheit der Trust The Message ist die Achsaufhängung
# Herzstück und Besonderheit der Trust The Message ist die Achsaufhängung - Zwei parallel geführte Hebel verbinden die Struktureinheit der Gabel mit einem weiteren Hebel, auf dem Achse und Bremsaufnahme sitzen.
Fixe Verbindung zwischen Gabelschaft und Struktureinheit
# Fixe Verbindung zwischen Gabelschaft und Struktureinheit - Die Carbon-Hülle soll Flex in Fahrtrichtung komplett verhindern, dazu gibt es große, ovalisierte Rohr-Querschnitte.
Am unteren Hebel wird jeweils ein Schaft in die Struktureinheit gedrückt
# Am unteren Hebel wird jeweils ein Schaft in die Struktureinheit gedrückt - Auch die Hebel sind aus Carbon gefertigt und durch kugelgelagerte Drehpunkte miteinander verbunden.

Raderhebungs-Kurve

Bei der Teleskop-Gabel wird die Rad-Achse linear angehoben, das Rad hebt sich somit immer in einer Geraden. Diese Linear-Führung liegt parallel zur Lenkachse. An der Trust-Federgabel ergibt sich durch die Hebelage eine anpassbare Raderhebungs-Kurve, die von den Hebeln sowie der Position der Lagerpunkte abhängig ist. Die Trust The Message kann mithilfe dieser Kinematik in einem gewissen Rahmen nach hinten und oben ausweichen, was bei Schlägen, die von vorne und unten kommen, besonders sinnvoll ist. Die Message sollte entsprechend gut über Hindernisse rollen. Spannend ist aber vor allem auch die Möglichkeit, Übersetzungsverhältnis und Progression durch den Federweg hindurch variabel zu gestalten. Das kennen wir von Hinterbau-Kinematiken, die sich zumeist auch von Hersteller zu Hersteller sehr stark unterscheiden.

Betrachtet der interessierte Biker den unteren Umlenkhebel, erkennt er ebenfalls, dass der Hebel beim Einfedern von einem abwärts gerichteten Winkel in eine parallele Position zum Boden wandert. Taucht man tiefer in den Federweg ein, passiert man diesen Punkt und der Hebel bewegt sich nach oben sowie leicht in Fahrtrichtung. Durch diese Anordnung kann man zusätzlich Einfluss auf das Verhalten der Gabel beim Einsatz der Vorderradbremse nehmen. Im nächsten Punkt behandeln wir dies noch etwas detaillierter.

PM-Bremsaufnahme am hinteren Hebel
# PM-Bremsaufnahme am hinteren Hebel - In die Hebelage lässt sich eine Anti-Rise-Charakteristik integrieren, die für Bremsstabilität sorgen soll.

Anti-Dive

Beim Bremsen wirken verschiedene Kräfte auf die Gabel, die für eine Einfeder-Bewegung sorgen. Die negative Beschleunigung verschiebt die Achslast stark nach vorne. Zudem kann der Systemschwerpunkt, also der Körper des Fahrers, unter der Bremswirkung ebenfalls nach vorne wandern und die Last auf die Gabel erhöhen, wodurch diese einfedert. Drittens besitzt die Bremskraft eine Komponente, die die Gabel weiter komprimiert. Neben fahrtechnischen Lösungsansätzen wird hier auch oft die Dämpfung erhöht, um diesem Effekt entgegen zu wirken. Gibt eine Teleskop-Gabel unproportional zum Hinterbau nach (z. B. beim Bremsen), wird der Lenkwinkel steiler, der Radstand verkürzt sich und auch der Nachlauf der Federgabel wird durch die Veränderung des Lenkwinkels kürzer. Was genau Trail und Nachlauf sind und wie sie sich auswirken, wurde im Geometrieprojekt etwas tiefer erläutert. In Summe lässt sich sagen, dass das Zusammenspiel dieser ganzen Effekte an einer regulären Teleskop-Gabel die Nervosität der Lenkung erhöht. Wie spannend dies für das Fahrgefühl ist, behandeln wir noch ausführlich im Fahreindruck.

Analog zum Anti-Rise am Hinterbau kann man mithilfe einer Parallelogramm-Gabel auch am Vorderrad diesem Bremsnicken entgegenwirken – dieses Verhalten nennt sich Anti-Dive. Beim Anbremsen bleibt die Parallelogramm-Gabel – je nach Anti-Dive – stabiler oder könnte sogar gegen den Fahrer wirken und ausfedern. Diesen Vorteil will auch Trust an der The Message nutzen. Anstatt das Bremsnicken durch Druckstufen zu unterbinden und die Gabel unsensibel zu machen, klappt das hier durch die Kinematik. Die Sensibilität der Gabel wird dadurch nicht verringert – anstatt Symptome zu bekämpfen und Nebenwirkungen zu erhalten, will Trust das Problem an der Wurzel angepackt haben.

Abhängig von Achsposition und Lenkachse ist der Gabel-Nachlauf
# Abhängig von Achsposition und Lenkachse ist der Gabel-Nachlauf - An der Message ist der Nachlauf nicht statisch, sondern dynamisch – kombiniert mit der Lenkwinkel-Änderung beim Einfedern soll das ein verbessertes Kurvenverhalten erzeugen.
SAG-Indikator am linken Hebel
# SAG-Indikator am linken Hebel - Ein O-Ring wie an der Teleskop-Gabel funktioniert hier nicht besonders gut.
Einfädelhilfe an der Steckachse
# Einfädelhilfe an der Steckachse - Wer Predictive Steering-Naben von SRAM verwenden will, kann den Adapter abnehmen.

Dynamischer Trail (Nachlauf)

Im Grunde genommen hat jedes Rad einen dynamischen Trail, denn wie unter Anti-Dive beschrieben, ist der Nachlauf an der Teleskop-Gabel nicht nur abhängig vom statischen Offset, sondern auch vom Lenkwinkel – und der ändert sich beim Einfedern konstant. Trust verwendet an seiner Message keinen statischen Offset. Durch die Raderhebungs-Kurve der Parallelogramm-Gabel verändert sich die Achsposition relativ zur Lenkachse. Der Nachlauf verändert sich also beim Einfedern. Konkret wird dieser länger, was für eine höhere Laufruhe sorgt. Effektiv fühlt sich das dann eher nach einem flacheren Lenkwinkel an.

Trust will durch den dynamischen Trail der Gabel gegensteuern und der nervöseren Lenkung beim Einfedern und Bremsen entgegenwirken. Wie fühlt sich das an auf dem Trail? Laut Weagle wirkt es äquivalent einem dynamischen Lenkwinkel durch den Federweg hindurch. Das soll sich so anfühlen wie eine Änderung des Lenkwinkels von 5 – 6°. Anstatt einem steileren Lenkwinkel in der Kurve und dem damit verbundenen ungünstigen Lenkverhalten soll sich die Gabel eher nach einem flacheren Lenkwinkel unter Last anfühlen.

Achse

Beim ersten Einbau des Vorderrades ist man ein wenig verwirrt. Wo genau muss man einfädeln? Das lernt man aber recht schnell. Wer Laufräder mit SRAM Torque-Caps besitzt, kann die kleinen hufeisenförmigen Platzhalter abschrauben, damit die größere Auflagefläche frei wird. Gehalten wird das Vorderrad mit einer Steckachse, bedient mit einem sechs Millimeter Innensechskant. Ein Schnellspanner wird nicht angeboten.

Federung & Dämpfung

In den zwei gigantischen Gabelholmen, die von M.C. Escher inspiriert sein könnten, verstecken sich Feder und Dämpfung. Bleiben wir zunächst bei der Feder: Die Message hat davon nicht eine, sondern zwei. Links sitzt sie recht weit unten im Bauteil, rechts sitzt unten die Dämpfung und darüber die zweite Feder. Beide Federn sind Luft-Luft-Systeme. Wenn man sie entnimmt, erkennt man auch am Gehäuse direkt den kleinen Überström-Kanal, welcher die beiden Federn ausgleicht. Die Zweiteilung der Feder soll hinsichtlich der Steifigkeit und des Gewichts sinnvoller sein als eine einzelne Feder und eine einzelne Dämpfungskartusche.

Ab Werk sind zwei Volumen-Spacer (Trust nennt sie Huck Pucks) pro Seite verbaut. In der Bedienungsanleitung wird außerdem der Hinweis gegeben, dass man bei Anpassungen der Positivkammer auf jeden Fall die gleiche Anzahl an Volumen-Spacern in beiden Kammern fahren muss.

Statt Dämpfung links und Feder rechts gibt es je eine Feder pro Holm und die Dämpfung rechts
# Statt Dämpfung links und Feder rechts gibt es je eine Feder pro Holm und die Dämpfung rechts - Feder und Dämpfung sind übereinander angeordnet, dadurch lässt sich der besondere Dämpfungs-Aufbau realisieren.
Beide Luftventile sind mit einer Kappe verschlossen
# Beide Luftventile sind mit einer Kappe verschlossen - Zum Öffnen benötigt man einen 4 mm-Innensechskant.
Abdeckkappen-Verlust unmöglich
# Abdeckkappen-Verlust unmöglich - Darunter versteckt sich dann ein herkömmliches Autoventil.

Bei der Dämpfung verwendet Trust ein System, wie es aktuell wohl an kaum einem anderen MTB-Suspension-Produkt eingesetzt wird. Teile davon kennen und sehen wir öfter in Verwendung, aber die Kombination? Konkret reden wir hier über einen TwinTube-Aufbau mit ThruShaft-Design. Aufgrund dessen ist (eigentlich) keine klassische Bladder, IFP oder ähnliches notwendig, um das Volumen des Schafts auszugleichen. Dieser steht zu jeder Zeit voll im Öl – es wird also kein Volumen verdrängt. Nach oben ragt er dann in die Luftfeder und dient gleichzeitig als Airshaft. Trotzdem verwendet Trust eine Gasfeder, die Druck auf das inkompressible Öl ausübt und das vergrößerte Ölvolumen bei warm gelaufener Dämpfung aufnehmen soll. Vorteil dieser Konstruktion: Ein Aufschäumen des Öls soll quasi unmöglich werden und die Reaktionszeit auf hochfrequente Lastwechsel deutlich schneller erfolgen. Ziel der Konstruktion: So wenig Hysterese wie möglich. Grund dafür war, dass Praxistests mit World Cup-Rennfahrern laut Weagle vor allem eines zeigten: Die Dämpfer, die auf möglichst wenig Hysterese ausgelegt waren, kamen bei den Teamfahrern immer besser an.

Mit dieser Technologie verspricht sich der Hersteller absolute Kontrolle über die Dämpfung, denn Hysterese-Effekte sollen fast keine Auftreten. Ihr fragt euch, was zum Teufel überhaupt Hysterese ist? Um hier den Rahmen des Berichts nicht komplett zu sprengen, versuchen wir uns an einer etwas reduzierten Erklärung. Wer sich tiefer mit der Thematik beschäftigen möchte, findet in diversen Suchmaschinen eine Menge Lernmaterial.

Betrachtet man den kompletten Zyklus eines Ein- und Ausfeder-Vorgangs, so verhalten sich diese beiden Vorgänge nicht zwangsläufig identisch. Betrachten wir also einige der Teilbereiche, die hier zusammenspielen. Ein System mit einem IFP oder einer Bladder setzt das Dämpfungs-Medium (Öl) unter Druck. Dies ist unter anderem notwendig, um Kavitationseffekte (Bildung von Blasen im Öl) zu vermeiden. Primär muss allerdings eine Verdrängung des Öls durch den Schaft des Dämpfers ausgeglichen werden.

An einem ThruShaft-System, wie es die Trust Message verwendet, generiert der Schaft keine Volumenänderung im Öl, weil er immer komplett im Öl steht. Dadurch bewegt man weniger Bauteile. Grundsätzlich gilt: Für jedes Teil, welches man in Bewegung setzen muss, ist Energie notwendig. Das resultiert letztendlich in einer verzögerten Reaktionszeit des Systems sowie einer unkontrollierten Umwandlung von Bewegungsenergie in Wärme durch Reibung. In der sogenannten Hysterese-Kurve (Kraft-Geschwindigkeits-Diagramm) zeigt sich dies in einer Fläche, welche von den beiden dargestellten Kurven umschlossen ist.

Reduziert man die Faktoren, welche die Trägheit und die ungewollte Reibung generieren, so beschleunigt man im Umkehrschluss die Reaktionszeit der Dämpfung. Die Hysterese-Kurve umschließt eine kleinere Fläche und die Dämpfung wird berechenbarer, da sie so gestaltet werden kann, dass ungewollte Parameter wie Reibung und Verzögerung nicht mit im Dämpfungsverhalten berücksichtigt werden müssen. Kurz formuliert: Man erhält ein direkteres Ansprechverhalten der Dämpfung.

Wie bereits erwähnt, generiert ein ThruShaft keine Volumenänderung des Öls. Trotzdem verwendet Trust eine Gasfeder, welche das Öl unter Druck setzt. Während des Dämpfungsvorgangs entsteht Wärme und diese sorgt für eine leichte Ausdehnung des Öls, welche ausgeglichen werden muss. Bedingt durch die Bauart kann Trust zufolge der Druck sehr hoch gewählt werden und man hat trotzdem keine Nachteile durch eine hohe Hysterese. Aufschäumen ist quasi unmöglich und die Reaktionszeit auf hochfrequente Lastwechsel außerordentlich schnell.

Dave Weagle beschreibt die Vorteile, die er damit in der Trust The Message vereint haben will, folgendermaßen: Die Dämpfung sei nicht zwangsläufig höher in seinem System, sondern niedriger. Durch die schnelle Reaktionszeit und das Ausschließen ungewollter Verzögerungen soll die Dämpfung jedoch „öfter“ reagieren können – sie arbeitet also durchgängiger.

Ein TruShaft-Design ist übrigens nicht neu: Trek verwendet die Technologie seit ein paar Jahren in ihren Bikes.

Was innerhalb des Dämpfers passiert, ist nicht weniger spannend. Besonders interessant ist der Haupt-Kolben, der aus zwei Teilen besteht und aufwändig konstruiert ist. Ein Nadelventil im Kolben beeinflusst die Lowspeed-Zugstufe, ein Shimstack sorgt für die Kontrolle von mittleren bis schnellen Schaftgeschwindigkeiten beim Ausfedern. Zusätzlich gibt es ein strammes Blow-Off-Ventil in Druckstufen-Richtung. Mit 26 mm Durchmesser fällt der Querschnitt der Kartusche sehr groß aus, vor allem, wenn man mit anderen TwinTube-Kartuschen vergleicht. Somit kann auf größerem Raum mit größeren Öl-Flussmengen operiert werden, was insbesondere hohe Schaftgeschwindigkeiten besser kontrollierbar macht. Zusätzlich ermöglicht es ein besseres Hitze-Management.

An der Druckstufen-Einheit, die zwischen Feder- und Dämpfungs-Zylinder sitzt, werden zwei Nadeln mit semi-parabolischer Spitze verwendet. Eine Nadel für den offenen Modus, eine für den mittleren. Mit Umlegen des Hebels dreht man eine Torspule und lenkt den Ölfluss auf die entsprechende Nadel. Im Lock-Modus wird der Ölfluss über Low- und Highspeed-Ventile komplett gestoppt. Hier gibt es dann nur noch das Blowoff-Ventil auf dem Hauptkolben. Besonderheit dieses Systems: Oft wird im Lock-Modus der Ölfluss komplett auf den Highspeed-Shimstack gelenkt, der dann gegebenenfalls kompromissbehaftet abgestimmt werden muss. Bei Trust kann die Abstimmung dieses Modus komplett unabhängig von außen und gezielt auf den hauptsächlichen Zweck – die Dämpfung – erfolgen.

In Summe will Trust mit der Kartusche eine sehr effiziente Dämpfung erreicht haben. Auch was die Hysterese angeht, ist man zufrieden: Kontrolle und Reaktionsgeschwindigkeiten sollen auf einem sehr hohen Niveau sein.

Trust The Message Feder- und Dämpfungseinheit
# Trust The Message Feder- und Dämpfungseinheit
Die Dämpfung sieht interessanter aus
# Die Dämpfung sieht interessanter aus - Ansonsten ist das Produkt zwar komplex, aber gut erklärt – hier ist man ohne Anleitung aber aufgeschmissen.
Erkennbar ist am rechten Holm der Struktureinheit der Zugstufen-Versteller.
# Erkennbar ist am rechten Holm der Struktureinheit der Zugstufen-Versteller. - Neben der natürlichen Progression der Luftfeder gibt es außerdem Endanschlagsdämpfer.

Setup

Trotz einer sehr verständlich ausgearbeiteten Anleitung ist das Setup der Trust The Message etwas ungewöhnlich. Nicht nur eine, sondern zwei Luftkammern wollen befüllt werden. Um die beiden Aircaps von den Autoventilen zu schrauben, benötigt man Werkzeug. Zum Glück ist der Schlitz zwischen Ventil und Struktureinheit so klein, dass man die Aircaps nicht im Carbon-Rohr verlieren kann. Beide Luftfedern werden mit dem gleichen Druck befüllt und man benötigt eine Dämpferpumpe mit einem langen Aufsatz. Der ist aktuell zum Standard geworden und im Lieferumfang ist zusätzlich noch eine passende Pumpe enthalten. Trust empfiehlt das eigene Körpergewicht in Pfund umzurechnen und je nach Vorliebe 10 PSI zu erhöhen oder zu verringern. Unter 100 PSI wird es kritisch und man sollte die Gabel so nicht verwenden.

Über den Lieferumfang kann man sich bei Trust nicht beschweren
# Über den Lieferumfang kann man sich bei Trust nicht beschweren - Alles was benötigt wird, ist an Bord – mit Ausnahme der Spezialwerkzeuge für die Huck Puck-Installation, die primär von einem Fachhändler übernommen werden sollte. Ein ganzer Schwung Kunststoff-Halter und Leitungsbinder inklusive Klebe-Pads ist auch mit dabei. Diese sind nicht nur für die Federgabel gedacht, sondern helfen auch die restliche Optik des Bikes aufgeräumt zu gestalten.
Insgesamt ist der Setup-Prozess zwar simpel, aber ungewohnt
# Insgesamt ist der Setup-Prozess zwar simpel, aber ungewohnt - Vor allem, wenn man ans Positiv-Volumen der Federn will, wird es komplex, da Spezial-Werkzeug notwendig ist. Die Druckstufen stellt man über einen Innensechskant ein. Alle Einsteller – abgesehen von der offen liegenden und mit der Hand bedienbaren Zugstufe – sind mit Gummikappen abgedeckt.
In guter Rebellen-Manier haben wir im Verlauf des Tests die Huck Pucks trotzdem selbst eingebaut:

Benötigte Werkzeuge:

  • Dämpferpumpe
  • Innensechskant: 3, 4, 5, 6, 8
  • Klemmbacken: 29,1 mm, 32,5 mm
  • Trust Luftkammerschlüssel
  • Drehmomentschlüssel und -Ratsche
  • Trust Richtlehre

Luftkammer beziehungsweise die Luft-Dämpfungs-Einheit entnehmen:

Luft ablassen
# Luft ablassen - Auf beiden Seiten muss die gleiche Anzahl an Huck Pucks eingesetzt werden, also muss die Luft aus beiden Kammern abgelassen werden, beide Einheiten müssen demontiert werden.

Die Demontage gelingt auf beiden Seiten gleich. Zuerst wird die Schraubverbindung am unteren Schenkel gelöst.
# Die Demontage gelingt auf beiden Seiten gleich. Zuerst wird die Schraubverbindung am unteren Schenkel gelöst.
Dann muss man an den Drehpunkt, der Struktureinheit und Hebel verbindet.
# Dann muss man an den Drehpunkt, der Struktureinheit und Hebel verbindet.

Vorsicht: Eine Sicherung hält den Bolzen im Drehpunkt – erst herausziehen...
# Vorsicht: Eine Sicherung hält den Bolzen im Drehpunkt – erst herausziehen...
...dann lässt sich der Bolzen entnehmen.
# ...dann lässt sich der Bolzen entnehmen.

Jetzt wird die obere Schraubverbindung der Luft- bzw. Luft-Dämpfungs-Kartusche geöffnet.
# Jetzt wird die obere Schraubverbindung der Luft- bzw. Luft-Dämpfungs-Kartusche geöffnet.
Die Kartusche kann nach unten aus der Struktureinheit gezogen werden.
# Die Kartusche kann nach unten aus der Struktureinheit gezogen werden.

Huck Puck-Montage linke Einheit

Hardware entnehmen
# Hardware entnehmen
Luftkammer in Trust Klemmbacken einspannen
# Luftkammer in Trust Klemmbacken einspannen

Luftkammer-Schlüssel am Auge ansetzen und Luftkammer aufdrehen
# Luftkammer-Schlüssel am Auge ansetzen und Luftkammer aufdrehen
Verschlusskappe entnehmen
# Verschlusskappe entnehmen

Zusätzliche Pucks ansetzen
# Zusätzliche Pucks ansetzen
Mit 8 mm Innensechskant fixieren
# Mit 8 mm Innensechskant fixieren

Verschlusskappe einsetzen und vorsichtig andrehen
# Verschlusskappe einsetzen und vorsichtig andrehen
Luftkammer-Schlüssel auf Drehmoment-Ratsche setzen und festziehen
# Luftkammer-Schlüssel auf Drehmoment-Ratsche setzen und festziehen

Huck Puck-Montage linke Einheit

Die Hardware lässt sich mit dem Bolzen leichtgängig herausdrücken
# Die Hardware lässt sich mit dem Bolzen leichtgängig herausdrücken
Die Einheit für den Lockout Hebel nach oben abziehen
# Die Einheit für den Lockout Hebel nach oben abziehen

Luftkammer in die entsprechende Klemmbacke einspannen
# Luftkammer in die entsprechende Klemmbacke einspannen
Verschlussring mit Luftkammerschlüssel lösen
# Verschlussring mit Luftkammerschlüssel lösen

Topcap nach oben entnehmen
# Topcap nach oben entnehmen
Gleiche Zahl an zusätzlichen Huck Pucks montieren
# Gleiche Zahl an zusätzlichen Huck Pucks montieren

Diese Lehre wird zum Ausrichten der beiden Augen benötigt
# Diese Lehre wird zum Ausrichten der beiden Augen benötigt
Mit lose angesetztem Verschlussring Einheit auf die Lehre legen
# Mit lose angesetztem Verschlussring Einheit auf die Lehre legen

Verschlussring nach angegeben Drehmoment schließen
# Verschlussring nach angegeben Drehmoment schließen

Gegebenenfalls muss der Lockout-Hebel wieder in die Nullstellung gebracht werden. Dazu schraubt man mit dem 3 mm-Innensechskant den Hebel ab und kann dann mit einem 4 mm-Innensechskant den Versteller im Uhrzeigersinn wieder in Nullstellung bringen. Hebel in „Open“-Stellung montieren – fertig. Danach wird alles wieder montiert.

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Technische Daten

Alle technischen Daten, Details, Standards und Infos zum Service der Trust The Message findet ihr im folgenden Abschnitt zum Ausklappen:

Technische Daten zum Ausklappen

 DT Swiss F535DVO SapphireFox 34Intend HeroManitou MattocMarzocchi Z2RockShox Pike Ultimate
Federweg130–160 mm120–140 mm (29")
130–150 mm (27,5")
120–140 mm (29")
130–150 mm (27,5")
0–150 mm100, 120, 160 mm100–140 mm (29")
100–150 mm (27,5")
120–160 mm
Verfügbare Laufradgrößen27,5"
29"
27,5"
29"
27,5"
29"
29"27,5"
27,5+
29"
27,5"
29"
27,5"
29"
FederLuft–Luft, Ausgleich beim EinfedernLuft–Stahl, OTT-Negativfeder-EinstellerLuft–Luft, Ausgleich beim EinfedernLuft–Luft, simultane Befüllung über ein VentilLuft–Luft, simultane Befüllung über ein Ventil, IRTLuft–Luft, Ausgleich beim EinfedernLuft–Luft, Ausgleich beim Einfedern
Lowspeed DruckstufeExtern, 9 KlicksExtern, 6 KlicksExtern, 22 Klicks + Open Mode AdjustExtern, 20 KlicksExtern, 5 KlicksExtern, Stufenlos, HSC
und LSC gleichzeitig
Extern, 19 Klicks
Highspeed DruckstufeInternExtern, 29 KlicksInternInternExtern, 6 KlicksExtern, Stufenlos, HSC
und LSC gleichzeitig
Extern, 5 Klicks
Lowspeed ZugstufeExtern, 28 KlicksExtern, 29 KlicksExtern, 14 KlicksExtern, StufenlosExtern, 11 KlicksExtern, 18 KlicksExtern, 21 Klicks
Highspeed ZugstufeInternInternInternInternInternInternIntern
Volumen-
veränderung
Intern, Volumen-SpacerIntern, Volumen-SpacerIntern, Volumen-SpacerIntern, Volumen-SpacerKeine, dafür
hydraulischer
Durchschlagschutz 5 Klicks
Intern, Volumen-SpacerIntern, Volumen-Spacer
Weiteres TuningOTT, 43 KlicksFox Factory TuningHighspeed-Shimstack
leicht entnehmbar für weiteres Tuning
IRT Luftfeder
Einbauhöhe551 mm (29", 140 FW)552 mm (29", 140 FW)547,1 mm (29", 140 FW)552 mm (29", 140 FW)549 mm (29", 140 FW)552,5 mm (29", 140 FW)551 mm (29", 140 FW)
SchaftTapered 1 1/8"-1,5"Tapered 1 1/8"-1,5"Tapered 1 1/8"-1,5"Tapered 1 1/8"-1,5"; integrierter KonusTapered 1 1/8"-1,5"Tapered 1 1/8"-1,5"Tapered 1 1/8"-1,5"
Standrohr-
durchmesser
35 mm34 mm34 mmHier Tauchrohr: 35 mm34 mm34 mm35 mm
AchseSchraubachse mit Hebel 15 mmSchraubachse 15 mmQR 15 mm SteckachseSchraubachse 15 mmSchraubachse 15 mmQR 15 mm SteckachseSchraubachse 15 mm
Offset51 mm (29")
44 mm (27,5")
44 mm (29")
42 mm (27,5")
44, 51 mm (29")
37, 44 mm (27,5")
48 mm (29")
51 mm (29")
48 mm (27,5+)
44 mm (27,5")
44, 51 mm (29")
44 mm (27,5")
42, 51 mm (29")
37, 46 mm (27,5")
Einbaubreite110 mm110 mm110 mm110 mm110 mm110 mm110 mm
Reifenfreiheit73–75 mm2,5" (29") 3,0" (27,5+)
2,6" (27,5")
2,5" (29")
3,0" (27,5")
75 mm2,6" (29")2,6" (29")
2,8" (27,5")
81 mm
Farbenschwarzschwarz, grün, blauschwarzblau, schwarzschwarzschwarz, rotschwarz, silber
Gewicht (Herstellerangabe)2.090 g1.900 g1.810 g1.830 g2.033 g2.020 g1.832 g (Angabe für 27,5")
Gewicht (nachgewogen)2.194 g2.060 g1.870 g1.839 g1.965 g2.057 g1.877 g
Preis (getestete Version)1.149,00 €899,99 €1.189,00 €1.799,00 €999,99 €699,00 €1.030,00 €

Service

Auf dem Trail

Komprimiert man die Message im Stand, zeigt sich ein sehr sensibles Ansprechverhalten; dann folgt schnell eine Rampe, die Gegenhalt bietet. Auch im Lock-Modus arbeitet man mit dieser Abstimmung: Auf den ersten Zentimetern des Hubs fühlt sie sich an wie im offenen Modus, erst dann setzt die sehr starke Plattform bei zirka 20% des Federwegs ein. Ziel ist es, damit die Traktion auch bergauf zu erhalten. Diese Charakteristik macht die Message zu einer der Gabeln, die man auch gerne mal im Wiegetritt bewegt. Im Uphill wird man angespornt, aus dem Sattel zu gehen und die Laktatsättigung nach oben schnellen zu lassen.

Unruhiger Boden und technische Singletrail-Uphills macht die Trust im offenen oder mittleren Modus entspannt mit, schaltet man die Message in den Lock-Modus, geht es im Wiegetritt ohne Bewegung kraftsparend bergauf
# Unruhiger Boden und technische Singletrail-Uphills macht die Trust im offenen oder mittleren Modus entspannt mit, schaltet man die Message in den Lock-Modus, geht es im Wiegetritt ohne Bewegung kraftsparend bergauf - Im Sitzen bleibt die Gabel trotzdem aktiv – eine Bewegung des Vorderrads ist sichtbar, aber nicht störend, dafür fällt ein etwas nervöseres Lenkverhalten auf. Wenn man sich auf den Lenker lehnt, macht die Gabel aber komplett zu.

Steileres, technisches Gelände bergauf, in dem man zur Verbesserung der Traktion am Heck sitzend fährt, bewältigt die Message gut. Eine leichte Bewegung an der Gabel ist sichtbar, wird aber nicht als störend empfunden – der Lockout fühlt sich bei Hindernissen nicht hölzern an. Die mittlere Position kann man nutzen, als notwendig empfanden wir dies aber nicht unbedingt.

Grundsätzlich stellt sich aber die Frage, unter welchen Bedingungen man ein Produkt am besten testet, das vollmundig vom Hersteller als kleine Revolution angepriesen wird. Griffiger Waldboden?

Unten angekommen, stehen jedem Tester nach der ersten Fahrt mehr als nur ein Fragezeichen im Gesicht. Was war da gerade passiert?

Staubtrocken? Siffig nass? Wir haben der Trust selbstverständlich das komplette Menü vorgesetzt. Die erste Ausfahrt mit der Message erfolgt direkt bei nassen Bedingungen auf einem Trail mit technisch sehr herausfordernden Kurven und ist sehr viel schneller vorbei, als man vorher annehmen mochte. Unten angekommen, stehen jedem Tester nach der ersten Fahrt mehr als nur ein Fragezeichen im Gesicht. Was war da gerade passiert? Worte werden wenig verloren und grübelnd strampelt man nochmal nach oben, um auf einer weiteren Abfahrt zu überprüfen, ob man heute irgendwie anders auf dem Rad sitzt oder vielleicht eine interplanetare Konjunktion stattfindet.

Jedes Produkt braucht etwas Eingewöhnungszeit, bei der Trust The Message kann das etwas länger dauern
# Jedes Produkt braucht etwas Eingewöhnungszeit, bei der Trust The Message kann das etwas länger dauern - Uns wusste sie von Beginn an in Kurven zu begeistern. Der dynamische Offset scheint sich hier bezahlt zu machen und macht die Parallelogramm-Gabel super berechenbar.

Die Wiederholung des gerade gefahrenenen, anspruchsvollen Trailabschnitts im Uphill führt zu mehr Fragen als Antworten. Also nochmal. Zack, wieder unten. Gleicher Eindruck. In Summe anders als so ziemlich alles, was man kennt. Das ist nicht nur spannend, sondern macht auch sehr neugierig auf mehr.

Trusts Angaben zum Thema Kurvenverhalten bestätigen sich direkt: Selbst die rutschigsten Kurven auf der Teststrecke aus nassem Lehm und Kalkstein lassen sich noch einmal ein paar Zentimeter weiter innen schneiden, ohne dabei großartig zu rutschen. Bei Richtungswechseln ist die Trust The Message berechenbar wie keine andere Gabel im gesamten Testfeld und kann von der ersten Minute an schwer beeindrucken.

Unsere Teststrecke wird im weiteren Verlauf weder einfacher noch flacher. Macht nichts, denn dafür sind die Kurven noch rutschiger. Es ist eine dieser Sektionen, die man sich bei nassen Bedingungen lieber nicht zumutet und dennoch: Das immense Sicherheitsgefühl beim Lenken bleibt erhalten. Am Ende des Trails angekommen gibt es dafür eine kleine Überraschung beim Blick auf den Federwegsmesser: wir haben vergleichsweise viel Federweg genutzt. Das hat zum einen nicht wirklich Überschlagsgefühle ausgelöst, zum anderen hätten wir für diese Menge an Federweg ein plüschigeres Fahrgefühl erwartet.

Transfer zur nächsten Teststrecke, welche nun mit flachen, offenen Kurven beginnt, dann aber steiler und technischer wird. Traktion und Bremsstabilität sind gefragt, gleichzeitig sollte die Front nicht abtauchen. Auch hier zeigt sich die Message wieder von einer sehr guten Seite. Bei den niedrigen Geschwindigkeiten und der hohen Präzision, die hier gefordert ist, schlägt sich die Gabel hervorragend und ist weiterhin vor allem eins: Sehr, sehr berechenbar.

Ihre hohe Bremsneutralität hält die Geometrie am Rad konstanter und sorgt dadurch für eine weniger nervöse Lenkung bei ungleichem Einfedern.
# Ihre hohe Bremsneutralität hält die Geometrie am Rad konstanter und sorgt dadurch für eine weniger nervöse Lenkung bei ungleichem Einfedern. - 100% neutral ist die Gabel aber nicht. Eine leichte Bewegung beim Bremsvorgang ist sichtbar, diese fällt aber wesentlich geringer aus als an der Teleskopgabel.

100-prozentige Bremsneutralität bietet die Parallelogramm-Gabel aber nicht. Störend? Im Gegenteil. Die Message bewegt sich hier auf den ersten sensiblen 20%, taucht danach aber unter diesem Krafteinfluss nur noch unwillig weiter ab. Das hält die Geometrie konstanter als bei hartem Bremseinsatz an der Teleskop-Gabel. Vor allem dem Grip kommt die leichte Bewegung auf der Bremse bei widrigen Bedingungen zugute, da der Reifen nicht alles an Bremskraft auffangen muss. Dieser Umstand erfordert Eingewöhnung.

Egal ob man es in einer Fahrtechnikschule beigebracht bekommen oder es sich instinktiv angewöhnt hat: Beim Bremsen stemmt man sich gegen den Lenker und verlagert sein Gewicht tendenziell nach hinten, um nicht ungünstig über der Front Gefahr zu laufen, vorne rauszufliegen. Dieser Bewegungsablauf ist über hunderttausende Bremsvorgänge in unserem Verhalten auf dem Bike einprogrammiert. Verhält man sich mit der Trust ähnlich, wird man spüren, dass etwas nicht passt. Da die Message weniger zum Bremsnicken neigt, entlastet man die Front unnötig und gibt so die Kontrolle ab. Hier sollte man sich seiner Bewegung bewusst werden und sich anpassen: Man darf vorne bleiben, die Trust wird nicht in der gleichen Art absacken wie eine Teleskop-Gabel. Hier spielt sie ihren Vorteil gegenüber gängigeren Systemen aus und man profitiert von einer deutlich verbesserten Balance im Bike, zudem werden auch bei hohen Geschwindigkeiten deutlich weniger Ausgleichsbewegungen notwendig. Man muss selten die Arme strecken, um sich „hinten“ zu verstecken. Hat man sich auf diese Fahrweise eingelassen, ist die Fahrdynamik sehr beeindruckend und der Firmenname klingt umso passender gewählt.

Die Message steht hoch im Federweg
# Die Message steht hoch im Federweg - Einen Großteil ihrer Arbeit verrichtet sie sehr früh im Federweg – generiert dadurch massig Traktion und Kontrolle.

Mit dem gestärkten Vertrauen, dass die Linie fahrbar ist und die Gabel es richten wird, dreht man die Geschwindigkeit stetig nach oben. Während unten die Hebel fleißig arbeiten, tut sich oben wenig. Vom Flex her ist die Gabel fast schon brutal steif: Positiv für Präzision und Umsetzung der Lenkeingaben. Unangenehm? Oft schimpfen wir auf zu steife Produkte – hier ist das nicht der Fall. Dafür kommt man bei viel Tempo zum Zeitpunkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man mehr Dämpfung einbringt oder die Positiv-Kammer verkleinert.

Nach Installieren von einigen Huck Pucks nutzen wir den Federweg seltener komplett. Auffällig ist, dass die Gabel vor allem auf den ersten 20% des Federwegs viel ihrer Arbeit verrichtet und wirklich gröbere Schläge braucht, um darüber hinaus komprimiert zu werden. Selbst in steilem Gelände (wo gerne mal vermehrt auf den Einsatz der Vorderradbremse angewiesen ist) steht die Gabel dadurch sehr hoch im Federweg, die hohe Front bietet zusammen mit dem eh schon hohen Sicherheitsgefühl durch den sich ändernden Nachlauf entsprechend viel Kontrolle. Ist diese 20%-Schwelle überwunden, fühlt sich die Abstimmung ähnlich an wie bei einer normalen Gabel. Der Übergang ist dabei nicht wirklich spürbar – ohne Huck Pucks war uns die Message nach hinten raus aber etwas zu linear, der Einsatz der Spacer passte die Federwegs-Ausnutzung an und wir konnten nur bei harten Schlagfolgen nahe ans Federwegs-Ende kommen.

Später im Federweg erwartet man etwas mehr Reserven
# Später im Federweg erwartet man etwas mehr Reserven - Im Werkssetup war uns die Endprogression nicht ausreichend.
Stimmt der Setup, werden Durchschläge nur bei sehr harten Landungen spürbar
# Stimmt der Setup, werden Durchschläge nur bei sehr harten Landungen spürbar - Behelfen kann man sich durch eine höhere Federrate oder Huck Pucks

Insgesamt zeigt sich an der Gabel ein durchaus eigenwilliger Charakter. Die Trust The Message stellt, egal ob man sie härter oder weicher fährt, Kontrolle eher vor den Fahrkomfort.

Insgesamt zeigt sich an der Gabel ein durchaus eigenwilliger Charakter. Die Trust The Message stellt, egal ob man sie härter oder weicher fährt, Kontrolle eher vor den Fahrkomfort. Fängt man an, über die weiteren Arbeitsfelder von Dave Weagle nachzudenken, entdeckt man Parallelen zu einigen seiner Hinterbausystemen. Verwunderlich ist das nicht, denn seine Federgabel bedient sich gleichermaßen einer aus Hebeln entwickelten Kinematik. Die DW-link-Hinterbauten sind auch nicht unbedingt dafür bekannt, die sattesten Staubkorn-Fresser zu sein, vielmehr sind sie sportlich und effizient ausgelegt. Mit der Message zielt der Hersteller in die gleiche Richtung.

So richtet sich die Message in ihrem aktuellen Grundcharakter deutlich an Fahrer, die gerne mit viel Kontrolle auf dem Bike unterwegs sind. In einer Paarung mit – im Bezug auf Federweg – eher freigiebigen Hinterbauten mag die Trust nicht ihr volles Potential ausschöpfen. Sie braucht einen Partner der ähnlich tickt, sonst überfordert sie das Heck. Hat man eine solche, stimmige Konstellation unter sich, sollte man sich auf neue Geschwindigkeitsregionen einlassen, denn diese Gabel wird Fahrer oder Fahrerin in der Abfahrt schneller machen. Nach einer Eingewöhnungsphase an ihre Funktionsweise fühlt sich das Bike in seinem Verhalten und der Rückmeldung vom Gelände zwar strammer, aber berechenbarer an.

Mit montierten Huck Pucks arbeitet die Trust The Message harmonischer durch den gesamten Federweg hindurch
# Mit montierten Huck Pucks arbeitet die Trust The Message harmonischer durch den gesamten Federweg hindurch - Die Gabel ist kein Komfort-Wunder, bietet dafür aber massig Kontrolle.

Etwas schwierig herauszufiltern ist der Einfluss der Dämpfung. Sind wir auf Teleskop-Systemen schon mit viel Erfahrung gewappnet, stellt die Message einen hier wirklich auf die Probe: Was kommt aus der Kinematik, was aus der Dämpfung? Einfacher geht das bei der Zugstufe, denn die Trust hält die Traktion durch den Federweg hindurch auf höchstem Level – die Zugstufe konnte für alle Gewichte passend abgestimmt werden. Druckstufenseitig lässt sich vor allem auf die ersten 20% Einfluss nehmen. Hier arbeitet voraussichtlich eher die Lowspeed-Druckstufe. Da es für die „Schwelle“ harte Schläge braucht, steigen entsprechend die Schaft-Geschwindigkeiten. Abschließend lässt sich sagen – unkontrolliert fühlt sich die Message selbst mit offener Dämpfung nicht an.

Ersteindruck Tobi Sindlinger
# Ersteindruck Tobi Sindlinger - „Ich muss zugeben, dass ich überrascht war - sie war deutlich potenter als ich es auf den ersten Blick erwartet hätte. Die Gabel war jetzt für die äußerst kurze Testphase sicher nicht bis ins letzte Detail abgestimmt, aber es war schon so, dass ich mich während des Fahrens wohl gefühlt habe. Bergauf war sie feinfühlig, auch im groben Gelände. Den Lockout-Hebel fand ich etwas ungeschickt zum Greifen, den hat man nicht immer so richtig erwischt, deshalb hab ich den nicht so oft bedient. Bergab hat sie mir soweit getaugt. Dämpfung war soweit ok, Kennlinie fand ich ebenfalls recht linear. Bei einem längeren Test hätte man da natürlich noch etwas mehr austüfteln können. Bei mir war sie bei kleinen Absätzen sehr sensibel, sodass man echt gut drüber bügeln konnte, bei großen Drops hat sie dann gegen Ende des Federwegs ziemlich abrupt zugemacht.“
Wenn man als Rennrad- und CX-Fahrer auf einem MTB-Branchen-Event wie unserem Bock auf Ballern-Event ständig gefragt wird, wie man die Gabel findet, ist das eine ganz besondere Erfahrung
# Wenn man als Rennrad- und CX-Fahrer auf einem MTB-Branchen-Event wie unserem Bock auf Ballern-Event ständig gefragt wird, wie man die Gabel findet, ist das eine ganz besondere Erfahrung - „Also, Befund eins: Auffallen und Tech-Talk garantiert! Meine wichtigster Eindruck von der 20 k-Testrunde sonst: Angenehmer im Wiegetritt am Berg! Die Trust-Gabel wippt zwar auch, taucht aber irgendwie anders ein, so dass es weniger stört. Gleiches gilt fürs Bremsen in der steilen Abfahrt: Auch da wirkt sich das Eintauchen nicht so stark auf das Fahren aus. Ansonsten ist sie kein Wunder an Komfort; ich fand sie ist etwas anstrengend zu fahren, aber wenn sie einmal in Arbeit ist, federt sie besonders viele schneller harte Schläge für mein Empfinden besser weg als die Gabeln, die ich so kenne.“ – Jan Gathmann, Chefredakteur Rennrad-News.de
Kurven attackieren wie nie zuvor: Sehr gute Lenkpräzision trifft auf ungewohnt hohe Berechenbarkeit.
# Kurven attackieren wie nie zuvor: Sehr gute Lenkpräzision trifft auf ungewohnt hohe Berechenbarkeit.

Das ist uns aufgefallen

  • Huck Pucks In einer der Bedienungsanleitungen überfliegen wir einen Satz, der von einem Garantieverlust bei eigenmächtiger Montage von Huck Pucks berichtet. Kann das sein? Die Rückfrage bei Trust Performance bestätigt das. Während an der großen Shout schon ein anwenderfreundlicheres System verwendet wird, muss das an der The Message klar als Nachteil anerkannt werden. Nachdem wir den Umbau mit den Spezialwerkzeugen gemacht haben, lässt sich sagen: Der Einbau ist schwieriger, der Hersteller muss sich absichern. Unschön finden wir das trotzdem.
  • Garantiebestimmungen So fehl am Platz die Huck Puck-Garantiebestimmung scheint, desto besser der Rest: Crash-Replacement und lebenslange Garantie auf die Lager.
  • Optik vs. Performance Wenn man mit der Gabel im Bike im Bekanntenkreis auftaucht, stellt man fest, dass viele Kaufentscheidungen auch maßgeblich durch die Optik des Produktes beeinflusst sind. Es werden sehr deutliche Äußerungen positiver wie auch negativer Natur laut. Wenn zwei Produkte gleich abliefern, nachvollziehbar. Wir aber fragen uns: Sollte man für die schönere oder besser gesagt gewohntere Optik Kompromisse bei der Performance machen?
  • Lernprozess Jedes Produkt bringt in einer gewissen Weise einen Lernprozess mit sich. Wo muss ich mich positionieren, wie kann ich in Kurven fahren, wann wird der Grip abreißen? Eine Vielzahl an Parametern nimmt hier Einfluss. Nachdem wir in unseren eigenen Rädern testen, müssen wir trotzdem umlernen. Die Message erlaubt dem Fahrer sehr viel zentraler zu stehen, ähnlich, wie es eine ausgeglichene Geometrie schafft. Weniger Einflüsse auf die Geometrie durch das Einfedern sorgen dafür, dass man weniger ausgleichen muss und sich vor allem bei schwierigen Gripverhältnissen sehr viel mehr auf die Lastverteilung konzentrieren kann.
  • Federwegsfreigabe Eine Teleskop-Federgabel verhält sich anders als eine Trust The Message. So lässt sich auf den ersten Fahrten gar nicht so genau abschätzen, in welcher Fahrsituation wie viel Federweg freigeben werden wird. Wie im Bremsabschnitt beschrieben, spielen hier erlernte Bewegungsmuster eine große Rolle. Es braucht ein paar Stunden auf dem Trail, um hiermit warmzuwerden. Danach ist einem deutlicher bewusst, welche Art von Hindernissen oder Sprüngen wie viel Federweg benötigen und dementsprechend kann man auch die Druckstufen oder die Progression leichter in die richtige Richtung anpassen.
  • Laufende Kosten Nicht selten erschrickt man bei einem Suspension-Produkt über die Rechnung, die nach einem Service ins Haus flattert. Trust empfiehlt den ersten Service nach 250 Stunden Betriebsdauer. Das liegt deutlich über dem, was andere Hersteller empfehlen. Somit senkt man sich die Unterhaltskosten und kann sich den hohen Anschaffungspreis etwas schönreden.

Im Vergleich

Trust The Message vs. Teleskop-Gabel
Optik, Bedienung und Preis müssen wir in diesem Vergleich nicht wirklich diskutieren – im Testfeld unseres Federgabel-Vergleichstest war selbst die komplexe Mattoc Pro deutlich einfacher zu handeln als die Trust, wenn man die Progressionsanpassung betrachtet. Wer an der Parallelogramm-Gabel die Federkennlinie beeinflussen will, steht vor einer wirklich großen Aufgabe. Das geringere Problem sind dabei die Spezialwerkzeuge, vielmehr schmeckt uns der Garantieverlust nicht – vor allem wenn man bedenkt, wie sorglos das an anderen Produkten funktioniert. An der größeren Version der Gabel, der Shout, hat Trust Performance in dieser Hinsicht aber bereits nachgebessert.

Dass man ein (Abfahrts-)Rennen in Kurven gewinnt, ist jedem Rennsport-Interessierten klar. In unserem Trailfedergabeltest lief die Trust im direkten Vergleich mit. Egal, wie gut man die Balance seines – nennen wir es mal – klassisches Fahrwerks abgestimmt hat, die Parallelogramm-Gabel war in technischen Kurven mit einem beeindruckenden Vertrauen zu steuern. Intuitiv geht man mit mehr Selbstbewusstsein in die Kurven, der Übermut wird nicht bestraft, sondern vielmehr belohnt. In Kurven ist dieses Produkt definitiv weiter vorne.

Fazit – Trust The Message

Mit der Trust The Message liefert der junge Hersteller ein ausgereifteres Komplettpaket als so manch etablierter Hersteller ab. Der große Lieferumfang mit nötigen Werkzeugen inklusive sinnvoller und nachvollziehbarer Anleitungen hat in Summe aber einen hohen Preis. Auf dem Trail konnte uns die Funktion der Parallelogramm-Gabel vor allem in Kurven stark begeistern, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit und etwas mehr Zeit mit dem Setup kann die Gabel auch ansonsten klar ihre Stärken ausspielen und zeigen, für wen sie gebaut ist. Aktiven Fahrern, die den Trail nicht planiert haben wollen, sondern ständig am Boden und im Luftraum auf der Suche nach schnellen Linien sind, spielt die Trust The Message definitiv in die Karten.

Pro
  • Super Kurvenverhalten
  • Hoher Grip
  • Wenig Geometrie-Veränderung sorgt für Kontrolle
  • Schenkt Vertrauen in schwierigem Gelände
Contra
  • Preis
  • Huck Puck-Montage
  • Mehr Performance geht zu Lasten des Komforts

Zu neu? Zu anders? Oder genau ein Schritt in die richtige Richtung? Maximale Performance oder Abstriche bei der Leistung machen und dafür ein optisch ansprechenderes Produkt erhalten? Was sagt ihr zu den Produkten von Trust Performance?

Nachricht angekommen: Der Performance kann man vertrauen
# Nachricht angekommen: Der Performance kann man vertrauen

Testablauf

Der Federgabel-Test wurde mit zwei Haupttestern und weiteren Testfahrern durchgeführt. Die Haupttester verwendeten dazu für über den gesamten Test-Zeitraum primär das gleiche, gut bekannte Rad. Ergänzende Testfahrten wurden auf anderen Bikes mit anderen Hinterbauten und Lenkwinkeln durchgeführt, um diese Einflüsse und das Zusammenwirken genauer zu untersuchen. Im Laufe des Tests wurden alle Federgabeln jeweils individuell über längere Zeiträume von den Testern bewegt. Zusätzlich dazu wurden direkte Vergleichsfahrten am selben Tag gemacht, bei denen die Gabeln mehrmals zwischen den Rädern hin und her getauscht wurden. Mit jeder Gabel wurde ein Grund-Setup erarbeitet, von dem aus weiter auf die verschiedenen Teststrecken optimiert wurde. Mit Ausnahme der Vergleichsfahrten im Bikepark wurden alle Höhenmeter selbst erarbeitet.

Hier haben wir die Trust The Message getestet

  • Bikepark Beerfelden: Kurze Abfahrten, die viele Vergleichsfahrten mit unterschiedlichen Einstellungen ermöglichen. Von harten Böden, bis lose und sandig, ruppig, mit Sprüngen und hohen Geschwindigkeiten.
  • Singletrails: Wechselhaftes Terrain mit technischen Uphill- und Downhill-Passagen. Steile und technische Abfahrten, aber auch flowiges Terrain. Verschiedenste Bedingungen.
Testerprofil Jens Staudt – bitte ausklappen
Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischen und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher

Testerprofil Christoph Spath – bitte ausklappen
Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel


Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Trail-Federgabel-Vergleichstests:


Der Beitrag Trust The Message im Test: Wie viel Revolution steckt in der Linkage-Federgabel? erschien zuerst auf MTB-News.de.

Trust Shout: Neue Enduro-Federgabel mit 178 mm Federweg

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Mit der Trust Shout schickt das Team um Suspension-Entwickler Dave Weagle nun eine Trail- und Enduro-Federgabel mit Twintube und Thru-Shaft-Technologie ins Rennen. Nach der 130 mm-Version mit Namen „Message“ verfügt die neue Shout über satte 178 mm Federweg und soll mit einer minutiös ausgeklügelten, durch den Federweg hindurch variablen Kinematik brillieren. Vorteile wären laut Trust vor allem eine verbesserte Traktion, ideales Ansprechverhalten sowie verbesserte Kontrolle des Bikes. Kompatibel mit 29″ und 27.5″ Laufrädern bedient man den Einsatzbereich von 160 – 180 mm Plattformen.

Trust Shout: Infos und Preise

  • Federweg: 178 mm
  • Laufradgröße: Kompatibel mit 29″ und 27.5″
  • Einbauhöhe: 580 mm
  • Farben: Carbon
  • Verfügbarkeit: ab September 2019
  • www.trustperformance.com
  • Preis: 1975 USD
Die Trust Shout Multilink-Federgabel verfügt über 178 mm Federweg und kostet 1975 $.
# Die Trust Shout Multilink-Federgabel verfügt über 178 mm Federweg und kostet 1975 $.
Diashow: Trust Shout - Neue Enduro-Federgabel mit 178 mm Federweg
Carbon-Chassis für mehr Lenkpräzision
Die Trust Shout Multilink-Federgabel verfügt über 178 mm Federweg und kostet 1975 $.
Saubere Optik von oben
Im groben Gelände die bessere Wahl?
Wuchtig – die Gabel wirkt auch von vorne gänzlich anders als gewohnte Federgabeln
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„Die Trust Shout ist eine Long-travel-Federgabel, welche den Ansprüchen von modernen Long-Travel-Enduro-Bikes gerecht wird,“ so beschreibt der Gründer und technische Leiter Dave Weagle die Shout. „Diejenigen, die Long-Travel-Bikes hart rannehmen, möchten von zwei Dingen immer mehr haben – Traktion und Stabilität. Die Shout bedient genau diese Ansprüche.“ – Trust

Hinter diesen Worten versteckt sich ein ganzes Paket an Eigenschaften, welches in der Trust Shout möglich gemacht wurde. Mit einer Kinematik – vergleichbar mit einem Suspension-Design eines Hinterbaus – eröffnet man sich weitaus mehr Möglichkeiten als mit einem reinen linearen System. Beispielsweise wird die Progression in einem konventionellen Design in der Regel über die Größe der Luftkammer erreicht. In der Trust Shout ist dies zwar auch der Fall und sie kann ebenfalls mit Huckpucks (Volumenspacer) auf die persönlichen Vorlieben angepasst werden, allerdings beeinflusst man durch die Lage, die Winkel sowie die Länge der einzelnen Hebel die Kinematik und somit auch unter anderem die Progression der Federgabel.

Somit addiert man – eben wie bei einem Rahmen – mehrere Eigenheiten zu einem Gesamtkonzept. Durchschlagschutz wird dementsprechend nicht mehr ausschließlich aus der Luftkammer generiert. Gleichzeitig kann sich der Offset und damit die Position der Achse beim Einfedern verändern. Wo an einer linearen Federgabel der Nachlauf beim Einfedervorgang variabel ist, kann man mit einer Multi-Link-Federgabel hier einen konstanteren Wert erreichen. Dadurch verändert sich nicht nur das Einfedern, sondern auch das Lenkverhalten und die Traktion am Vorderrad. Dadurch möchte man bei Trust ein System bereitstellen, welches berechenbarer als aktuelle, konventionelle Designs ist.

Carbon-Chassis für mehr Lenkpräzision
# Carbon-Chassis für mehr Lenkpräzision
Wuchtig – die Gabel wirkt auch von vorne gänzlich anders als gewohnte Federgabeln
# Wuchtig – die Gabel wirkt auch von vorne gänzlich anders als gewohnte Federgabeln

Weiterhin verwendet man einen Thru-Shaft-Dämpfer. Wer die Modellpalette von Trek aufmerksam verfolgt hat, kennt diese Terminologie. Sie beschreibt ein System, bei dem der Schaft komplett durch die Dämpfungskartusche hindurchläuft. Durch sein Austreten am Ende generiert er beim Einfedern keine Volumenänderung im Öl, welche über eine Gasladung in einer Bladder oder einem IFP kompensiert werden müsste. Ziel dabei ist es, dieses komprimierte Gas, was wie eine zusätzliche Feder wirkt, loszuwerden. Damit wird insbesondere die Zugstufe konstanter in ihrem Verhalten.

Optisch sicher nicht gewöhnlich
# Optisch sicher nicht gewöhnlich - Ein System mit Umlenkhebeln nutzen wir seit Jahren am Heck. Warum also nicht auch an der Front?

In der Trust Shout entspricht der Hub an der Twin-Tube-Dämpferkartusche nicht 1:1 dem Federweg der Gabel. Wie auch bei einem Hinterbau unterliegt der Federweg dem Übersetzungsverhältnis aus den Hebeln und der Anlenkung der Kartusche. Je nach Position der Drehpunkte, der Länge und der Lage der Hebel kann man sich somit ebenfalls über gewisse Probleme hinweghelfen. Sprich: Zu Beginn des Federwegs lässt sich ein höheres Übersetzungsverhältnis anlegen, hinten hinaus ein niedrigeres. Damit spricht die Gabel besser an, behält aber ihre Progression.

Verstellbar ist die Gabel extern in der Lowspeed-Zugstufe und in der Druckstufe via Werkzeug. An der Oberseite befindet sich ein Hebel mit drei Positionen: offen für die Abfahrt, mittel für Flow- und Jumptrails und einem Lockout. Wem die Progression aus der Kinematik nicht genügt, kann bis zu fünf Volumenspacer in die beiden Luftkammern einbringen.

Saubere Optik von oben
# Saubere Optik von oben - Wer möchte, kann am Hebel drei Positionen wählen: Offen, mittel und Lockout

Meinung @ MTB-News

An das neuartige Aussehen haben wir uns bereits etwas gewöhnt – so wirkt die Trust Shout nicht mehr wie ein futuristisches Raumschiff aus einer anderen Galaxie. Aktuell läuft auch die Trust Message bei uns im Test, insofern können wir einige der nun auch bei der Shout angepriesenen Vorteile bereits bestätigen. Das Funktionsprinzip der Trust-Federgabeln ist näher an dem eines Hinterbaus und dürfte für die Enthusiasten unter uns letztendlich ein Bike ermöglichen, welches sich berechenbarer verhält. Ob diese Fahreigenschaften die neuartige Konstruktion für jedermann rechtfertigen? Das können nur die Zeit und weitere Testfahrten zeigen.

Im groben Gelände die bessere Wahl?
# Im groben Gelände die bessere Wahl? - Trust verspricht viel mit der Shout. Ob sie sich in einem Praxis-Test behaupten kann, wird sich zeigen.

Wäre die Trust Shout etwas für euch?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Trust

Der Beitrag Trust Shout: Neue Enduro-Federgabel mit 178 mm Federweg erschien zuerst auf MTB-News.de.

Banshee Titan und Rune V3: Neues 29er-Enduro mit 155 mm, Rune mit 26″-Option

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Banshee überrascht kurz nach der Eurobike mit neuen Bikes: Das Banshee Rune kommt als Version 3 und mit Laufrad-Optionen für 26″ und 27.5″, eine weitere Neuheit ist aber ein Long-Travel-29er: Das Banshee Titan ist ein brachiales Enduro-Bike mit 29″ und 155 mm Federweg am Heck. Hier gibt’s die ersten Infos zu den neuen Bikes!

Banshee Rune V3: Infos und Preise

  • Federweg 170 mm/160 mm
  • Laufradgröße 27.5″ oder 26″
  • Farben schwarz, silber, orange
  • Verfügbarkeit in zwei bis drei Wochen
  • www.bansheebikes.net
  • Preis ab 2.299 € für die Framesets inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse
Rune V3 27,5" – Raw
# Rune V3 27,5" – Raw - Die Rahmensets gibt es ab 2.299 € und in drei Farben – inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse.

Nicht nur die Bikes sind neu – auch das Hinterbausystem hat eine Überarbeitung erfahren, dieses hört jetzt auf den Namen KS2 Link. Auch bei der Geometrie deckt man einen größeren Bereich ab, inklusive Flaschenmontage-Möglichkeit im Hauptrahmen. Man habe die letzten drei Jahre an den beiden Enduro-Bikes gearbeitet, so Banshee – Prototypen wurden in Aluminium und Carbon gefertigt und im Labor wie auch auf den Trails getestet. Herausgekommen sind zwei sehr moderne Aluminium-Bikes in einer jeweiligen ersten Auflage von 100 Stück weltweit.

Diashow: Banshee Titan und Rune V3 - Neues 29er-Enduro mit 155 mm, Rune mit 26″-Option
Innenverlegte Züge gab es an den letzten Banshee Modellen noch nicht
Anti-Squat-Profil
Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden
Anti-rise
Gründer, Designer und Bike-Nerd Keith Scott hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die neuen Räder zu entwickeln
Diashow starten »
Rune V3 27,5" – Schwarz
# Rune V3 27,5" – Schwarz
Rune V3 27,5" – Orange
# Rune V3 27,5" – Orange

Geometrie

Banshee Rune V3 27,5″

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge405 mm425 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge568 mm595 mm620 mm645 mm
Steuerrohrlänge120 mm120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°
Sitzwinkel76,2°/76,7°76,2°/76,7°76,5°/77°76,5°/77°
Kettenstrebenlänge437/435 mm437/435 mm437/435 mm437/435 mm
Tretlagerhöhe344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm
Radstand1178 mm1204 mm1233 mm1263 mm
Stack602 mm604 mm610 mm619 mm
Reach420 mm445 mm470 mm495 mm

Banshee Rune V3 26″

RahmengrößeSMLXL
Sitzrohrlänge405 mm425 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge568 mm595 mm620 mm645 mm
Steuerrohrlänge120 mm120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°64°/64,5°
Sitzwinkel76,2°/76,7°76,2°/76,7°76,5°/77°76,5°/77°
Kettenstrebenlänge428/426 mm428/426 mm428/426 mm428/426 mm
Tretlagerhöhe319/337 mm319/337 mm319/337 mm319/337 mm
Radstand1178 mm1204 mm1233 mm1263 mm
Stack602 mm604 mm610 mm619 mm
Reach420 mm445 mm470 mm495 mm
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Gründer, Designer und Bike-Nerd Keith Scott hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die neuen Räder zu entwickeln
# Gründer, Designer und Bike-Nerd Keith Scott hat die letzten drei Jahre damit verbracht, die neuen Räder zu entwickeln - Neben verschiedenen Materialien hat man bei Banshee auch die aktuell stark im Trend liegenden, eher extremen Geometrien ausprobiert. Auf der Suche nach einer guten Balance ist aber vor allem die Kettenstrebe gewachsen, während der Hauptrahmen gerade so unter der 500-mm-Reach-Marke am XL-Rad liegt.

Banshee Titan: Infos und Preise

  • Federweg 170/155 mm
  • Laufradgröße 29″ oder 27.5″ gemixt
  • Farben schwarz, silber, rot
  • Verfügbarkeit in zwei bis drei Wochen
  • www.bansheebikes.net
  • Preis ab 2.299 € für die Framesets inkl. Headset, Sattelklemme, modularem Ausfallende und Hinterradachse
Das Banshee Titan kommt in ähnlichem Look wie das Rune V3, das Frameset kostet ebenfalls 2.299 € mit Dämpfer und Zubehör
# Das Banshee Titan kommt in ähnlichem Look wie das Rune V3, das Frameset kostet ebenfalls 2.299 € mit Dämpfer und Zubehör
Banshee Titan – Raw
# Banshee Titan – Raw
Banshee Titan – Rot
# Banshee Titan – Rot

Geometrie

RahmengrößeMLXL
Sitzrohrlänge430 mm455 mm490 mm
Oberrohrlänge595 mm623 mm650 mm
Steuerrohrlänge120 mm130 mm140 mm
Lenkwinkel64,5°/65°64,5°/65°64,5°/65°
Sitzwinkel76,75°/77,25°76,75°/77,25°76,75°/77,25°
Kettenstrebenlänge452 mm452 mm452 mm
Tretlagerhöhe344 mm/352 mm344 mm/352 mm344 mm/352 mm
Radstand1235 mm1265 mm1293 mm
Stack635 mm644 mm653 mm
Reach445 mm470 mm495 mm

Im Detail

Optisch wie technisch ist einiges neu bei Banshee Rune und Titan: Der Dämpfer steht nun senkrecht im Rahmen und das ganze System ist etwas geschrumpft, um nun Platz im Hauptrahmen für eine Flasche zu haben. Das KS-Link genannte System gibt es auch in den neuen Bikes – verfügt aber als aktualisierter Nachfolger jetzt über eine „2“ im Namen. Die Infos im Detail gibt es hier.

Optimierter Tretlagerbereich
# Optimierter Tretlagerbereich - Anstatt auf ein aufwändiges Frästeil im Tretlagerbereich zu setzen, verwendet man 3D-geschmiedete Hälften, die zu einem Teil zusammengefügt werden.
Dank senkrechter Dämpfer-Anordnung konnte der Schwerpunkt zentriert und abgesenkt werden
# Dank senkrechter Dämpfer-Anordnung konnte der Schwerpunkt zentriert und abgesenkt werden - Außerdem ist im Hauptrahmen Platz für einen Trinkflaschenhalter – dem KS-Link bleibt man trotzdem treu.
Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden
# Das Rune bleibt auch in V3 sehr variabel und kann weiterhin mit X12 und Boost-Ausfallenden sowie als 26"- und 27,5"-Aufbau gefahren werden - Bei 800 mm Abstand zwischen Sattel und Tretlagermitte liegt der Sitzwinkel bei S und M bei 75,5° bzw. 76,6° sowie bei 75,9° und 77,4° an L und XL.
Banshee gibt in der Geometrietabelle auch die Werte für längeren Stützenauszug an
# Banshee gibt in der Geometrietabelle auch die Werte für längeren Stützenauszug an - Bei 800 mm Abstand zwischen Sattel und Tretlagermitte liegt der Sitzwinkel immer noch bei angenehm steilen 76,1° bzw. 76,6° in neutraler Einstellung.
Innenverlegte Züge gab es an den letzten Banshee Modellen noch nicht
# Innenverlegte Züge gab es an den letzten Banshee Modellen noch nicht - Die neue Modellreihe bricht damit, Brems-, Schalt- und Dropper-Leitung verschwinden in den Rahmen.
Übersetzungsverhältnis
# Übersetzungsverhältnis - Mit einem geringeren Übersetzungsverhältnis am Dämpfer (unter 2.5:1) kann man nicht nur geringere Drücke fahren. Auch die Einstellbarkeit des Dämpfers dürfte besser nutzbar sein. Je nach Vorliebe kann man Dämpfer mit großer oder kleiner Luftkammer verwenden, um die Charakteristik des Hinterbaus zu beeinflussen.
Axlepath
# Axlepath - Zu Beginn soll der etwas nach hinten gerichtetete Weg des Hinterrades helfen die eckigen Hindernisse etwas besser abzufedern. In Kombination mit mehr Anti-Squat am Anfang des Federwegs soll dadurch auch mehr Geschwindigkeit generiert werden wenn man im Gelände in Wellen pusht.

Anti-Squat-Profil
# Anti-Squat-Profil - Im Sagbereich wurde optimiert um mehr Vortrieb zu generieren. Tiefer im Federweg wird der Wert geringer, um Pedalrückschläge zu minimieren.
Anti-rise
# Anti-rise - Hier wurde optimiert um eine gute Traction unter harten Bremsmanövern zu gewährleisten. Man soll später bremsen können für schnellere Abfahrten.
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Meinung @MTB-News

Banshee Bikes konnten uns in der Vergangenheit bei Tests immer wieder mit einem extrem spaßigen und sicheren Fahrverhalten überzeugen. Jetzt holt der kleine Hersteller aus Kanada seine beiden wichtigsten Modelle in die Moderne: Mit einer neuen Geometrie und jeder Menge Updates an Kinematik und Rahmenform. Auf dem Papier sieht alles sehr vielversprechend aus – wir sind auf einen ersten Test gespannt!

Zurück in die Zukunft in Alu? Werden die beiden Modelle bei eurer nächsten Kaufentscheidung berücksichtigt?

Infos und Bilder: Pressemitteilung Banshee

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (1/8): Auf der Suche nach dem perfekten Bike

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Mountainbikes sind sehr komplexe Sportgeräte. Sie sind so unterschiedlich wie die unzähligen Ausrichtungen der Sportart und die Menschen, die sie betreiben. Wie viele Bikes ich in Summe besessen habe oder probegefahren bin, weiß ich nicht mehr. Klar ist aber: Jedes einzelne davon hatte seine ganz spezifischen Vor- und Nachteile. Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre innerhalb der Geometrien, so sind Tendenzen ablesbar – dennoch gehen immer noch wenige Hersteller ein Risiko ein und greifen vor. Seit Jahren stelle ich mir die Frage, wohin die Reise bei Rahmengrößen und Form sowie Setup gehen wird, und da diese von bestehenden Konzepten am Markt nicht beantwortet wurde, beschloss ich, Ende 2013 die Realisierung eines Konzept-Bikes auf eigene Faust anzugehen …

Vorab

(Noch eine Information zur Diskussion: Soweit es geht, werde ich wie immer versuchen, auf alle Fragen und Kommentare einzugehen.)

Das Projekt nahm wortwörtlich Gestalt an. Zielsetzung dafür: Ein Bike, das eine moderne Geometrie und Setup besitzt und mit dem man eine Menge Spaß in einem sehr breiten Spektrum haben kann. In dieser achtteiligen Artikelserie werde ich meine Untersuchungen, die Realisierung des Prototypen und den Fahreindruck schildern. Holt euch schonmal einen Kaffee und macht es euch bequem, denn das wird in Summe etwas länger dauern!

Mit den oben beschriebenen Überlegungen war und bin ich natürlich nicht alleine. Auch andere arbeiteten parallel an Ideen für modernere Mountainbikes: Mondraker, Nicolai/Mojo und Pole, um nur einige zu nennen. Manche Ideen dieser Firmen gingen in andere Richtungen und manche Teile überschnitten sich mit meinen und wurden sogar zwischenzeitlich schon recht ähnlich am Markt angeboten. Ärgerlich? Eher eine Bestätigung, dass ich an etwas arbeitete, das so falsch nicht sein kann.

Den großen Vorteil, den ich dabei hatte, war, dass ich kein Bikehersteller bin und somit nichts verkaufen muss. Wirtschaftlichen Druck hatte ich somit schon mal keinen und konnte mir (fast) alle Zeit der Welt nehmen, um jeden Parameter genauestens zu untersuchen, mit unterschiedlichsten Fahrern zu testen, zu messen und zu vergleichen.

Ganz nach dem Grundsatz „wer nichts weiß, muss alles glauben“ ging ich bei der Wahl der Geometrie bewusst über die Grenzen dessen hinweg, was am Markt als richtig oder verspielt eingestuft wird.

Ganz nach dem Grundsatz „wer nichts weiß, muss alles glauben“ ging ich bei der Wahl der Geometrie bewusst über die Grenzen dessen hinweg, was am Markt als richtig oder verspielt eingestuft wird. Damit öffnete ich die Büchse der Pandora und jede Antwort, die ich auf meinem Weg fand, enthielt weitere Fragen, zu scheinbar gesetzten Normen und Zusammenhängen, zwischen einzelnen Parametern, die es zu untersuchen und zu verstehen galt. Am Ende stand ich vor einem Berg an Erkenntnissen, die mir einen völlig neuen Zugang zu Mountainbikes eröffnet haben.

In dieser achtteiligen Artikelserie möchte ich einen Einblick in meine Arbeit geben. Sie ist in folgende Teile gegliedert:

1. Meine Bike-Vorgeschichte der letzten 21 Jahre und eine Analyse bestehender Geometrien (dieser Artikel)

2. Warum sind Rahmengrößen, wie sie sind und wie beeinflusst die Körpergröße das Fahrverhalten?

3. Glaubensfrage: Kettenstrebenlänge

4. Vorbaulängen und die Abhängigkeit beim Fahrverhalten

5. Sitzwinkel, Sitzrohrlänge

6. Federweg und Lenkwinkel

7. Eigenschaften meines Prototyps

8. Fahreindruck

Die Idee

Grundsätzlich lässt sich zu Beginn sagen: Ein Fahrrad ist ein sehr komplexes System mit sich gegenseitig beeinflussenden Parametern, welches bergauf und bergab bewegt wird. Gleichzeitig wirkt eine sehr große Masse von oben auf das System ein, verlagert sein Gewicht und erzwingt Richtungsänderungen. Geschwindigkeit, Masseträgheit, Reibung und Impulse – Fahrradfahren unterliegt sehr vielen Bereichen der Physik und das Verständnis der Theorie dahinter hilft einem, ein besseres Fahrerlebnis zu generieren.

Damit nicht genug – es gibt unterschiedlich schwere Fahrer und verschieden große Fahrer, deren Hauptmassen und Krafteinwirkungspunkte unterschiedlich verteilt sind. Von Klickpedalen und Flats und den damit verbundenen verschiedenen Fahrpostionen ganz zu schweigen: Also wo welche Kraft wirkt und wie stark, ist nicht in einer einfachen Formel mit einheitlichem Ergebnis darstellbar. Um hierfür ein Verständnis zu bekommen, wurden zwei Größen-Versionen meines Konzept-Bikes knapp drei Jahre lang von über 30 MountainbikerInnen bewegt. Doch bevor ich auf den Fahreindruck zu sprechen komme, gilt es, die Theorie hinter dem Projekt zu erklären.

Alles begann mit einer simplen Idee
# Alles begann mit einer simplen Idee - An diesem Punkt war zwar klar, dass hinter diesen Zeilen viel Arbeit stecken würde, aber was die Büchse der Pandora für mich bereithielt, war mehr als ich dachte.

Exkurs – Meine Bike-Vorgeschichte der letzten 21 Jahre

Auf der Suche nach einem Mountainbike landete ich immer wieder bei sehr schrägen Lösungen, die als unfahrbar deklariert wurden. Sei es ein Rocky Mountain RM6 mit Manitou X-Vert Carbon, ein Stumpjumper EVO in Rahmengröße S bei 1,91 m Körpergröße oder einem Slopestyle-Fully mit 160 mm Gabel… Das war glücklicherweise nicht nur für einige verwirrte Blicke anderer Biker oder Lacher im Freundeskreis gut. Mit jedem Experiment nahmen Wissen und Erfahrung zu, und sei es nur, dass ich danach wusste, was ich eben nicht als Eigenschaft an einem Bike wollte. Zu jedem neuen Rad, das sich in meinem Besitz befand oder mit jedem Testbike oder neuem Produkt am Markt, fing ich auch an, immer mehr Dinge in Frage zu stellen:

  • Warum gibt es Lenker nur bis 700 mm für Downhilleinsatz?
  • Warum kommen kleinere Rahmen mit kürzeren Vorbauten als große Rahmen?
  • Warum untersteuert ein M-Rahmen unter mir weniger als ein L-Rahmen?
  • Warum ist ein L von Hersteller A größer als ein L von Hersteller B?
  • Warum brauche ich einen längeren Vorbau, um Druck aufs Vorderrad zu bekommen?
  • Warum kann ich meinen Sattel nicht weit genug versenken, obwohl meine Sattelstütze lang genug wäre?
  • Warum wächst ein vorderer Rahmen über die Größen hinweg mit aber die Kettenstrebe nicht?
  • Warum kann man flache Lenkwinkel nicht auch an CC-Bikes haben?
  • Warum ist man, was Laufradgrößen angeht, so sehr auf einen Einsatzbereich beschränkt?
Kurzer Reach und Radstand, schmaler Lenker, (zwischenzeitlich) steiler Lenkwinkel
# Kurzer Reach und Radstand, schmaler Lenker, (zwischenzeitlich) steiler Lenkwinkel - Ein Bike war vor 10 Jahren weitaus schwerer zu kontrollieren als heute.

Nicht alle dieser Fragen sind heute noch relevant, denn die Entwicklung blieb natürlich nicht stehen. Dennoch wuchs die Liste der Fragen immer weiter an und kann nur jedem Biker ans Herz legen, neugierig zu bleiben und Hintergründe und Funktionsweisen oder die eigenen Vorlieben immer wieder in Frage zu stellen. Viel zu oft findet man sich mit einem Umstand oder einer Eigenheit eines Produktes ab, ohne nach einer Lösung zu suchen, die möglicherweise sehr einfach zu erreichen wäre und zu einem sehr viel entspannteren oder spaßigeren Fahrerlebnis führen würde. Man muss sich nur mal die Zeit nehmen, ein paar ältere Fahrfotos oder -videos anzuschauen, um einen bestimmten Aspekt zu erkennen: Man sieht Fahrer fast durchgängig eine rückwärtige Fahrposition einnehmen, welche durch kurze Reachwerte begünstigt wird.

Hoch und über der Front – eine ungünstige Kombination mit einem kurzen Radstand und steilem Lenkwinkel
# Hoch und über der Front – eine ungünstige Kombination mit einem kurzen Radstand und steilem Lenkwinkel - Ging man aktiv nach vorne, um Anpressdruck auf das Vorderrad zu bekommen, lief man aufgrund des kurzen Radstandes, des steilen Lenkwinkels, als großer Fahrer mit langen Beinen und entsprechend hohem Schwerpunkt, sehr leicht Gefahr, in einer brenzligen Situation über den Lenker zu gehen.

Über die Jahre kam ich als Tester in Kontakt mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Philosophien über Rahmenkonzepten und Fahrverhalten. Die Chance, die sich hier auftat, war gigantisch und jede Gelegenheit, einen Entwickler eines Bikes oder einer Suspension mit dem „Wieso, weshalb, warum…“ zu löchern, nahm ich wahr. Unterschiede in Geometrien, Fahrverhalten und Ausrichtung an eine bestimmte Nutzergruppe kristallisierten sich heraus und es wurde mir bewusst: Ein Rad, deklariert für einen bestimmten Einsatzbereich, von dem einen Hersteller, muss sich nicht zwangsläufig mit den Ideen oder dem Fahrverhalten eines anderen Herstellers decken, auch wenn beide für den gleichen Einsatzbereich gedacht sind. Nicht jede Eigenheit funktioniert für jeden und so beschloss ich, meinem eigenen Forschungsdrang freien Lauf zu lassen, indem ich meine eigenen Ideen in einem eigenen Rad realisieren würde.

Dass die Verhältnisse hier nicht passen sieht – heute – jeder auf den ersten Blick.
# Dass die Verhältnisse hier nicht passen sieht – heute – jeder auf den ersten Blick.
Immer wieder fanden auch Prototypen ihren Weg mit mir auf die Trails.
# Immer wieder fanden auch Prototypen ihren Weg mit mir auf die Trails.

Mountainbike oder BMX?
# Mountainbike oder BMX? - Ein größerer Rahmen wurde damals von diesem Hersteller nicht angeboten.

Analyse allgemeiner Parameter

Körpergröße und Fahrstil

Mit genau 1,91 m und einem Gewicht in Radbekleidung von über 95 kg (mit Rucksack gerne auch mal 100 kg) sowie einem eher aktiven Fahrstil entstehen bei mir durchaus hohe Betriebslasten. Gleichzeitig benötige ich Platz, um meine Arme und Beine unterzubringen. Dazu leitet mein Gewicht, in Kombination mit der Fahrweise, ein hohes Maß an Energie in das Gesamtsystem Fahrrad ein. Eine entsprechende Abstimmung der Federelemente und Haltbarkeit der Komponenten steht somit schon immer auf der Agenda.

Die Erfahrung auf einer Vielzahl an Fahrrädern hat gezeigt, dass diese Faktoren von vielen Herstellern zugunsten leichterer Fahrer, einem niedrigeren Gesamtgewicht oder Fahreigenschaften des Bikes anders bewertet und priorisiert werden. Das ist keineswegs eine falsche Herangehensweise. Hierzu ein Beispiel aus einer anderen Branche, welches sehr gut nachvollziehen ist: Wenn es primär Leute gibt, die in weite T-Shirts der Größe M passen, ist es aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll, primär dieses Produkt anzubieten.

Im Gespräch stellte sich dann oft heraus, dass man als Großgewachsener viele der Einschränkungen einfach hinnimmt

Allerdings scheint es da draußen auch viele Leute mit anderer Statur zu geben, die sich gerne ein passendes T-Shirt – in unserem Fall natürlich Bike – kaufen würden. Denn wie ich im Laufe der letzten Jahre glücklicherweise lernen durfte, bin ich mit meinen Anforderungen an ein Rad absolut nicht alleine. Ich habe viele Biker über 1,91 m kennen gelernt, die oftmals sehr seltsame Lösungen an ihren Bikes hatten, um es für sich passend zu machen. Im Gespräch stellte sich dann oft heraus, dass man als Großgewachsener viele der Einschränkungen einfach hinnimmt. Sei es, weil man nicht weiß, dass es eine Alternativen gäbe (bei einem Nischenhersteller, der nicht so bekannt ist wie die großen Marken) oder einfach, weil manche Optionen zu teuer wären (Maßrahmen, der am Ende vielleicht doch nicht passt). Mein Projekt-Bike sollte also auf jeden Fall größer sein als das, was es aktuell am Markt gibt und was ich in der Vergangenheit fahren konnte.

Wie geht es weiter?

Dies war der Beginn einer langen Reise und endlosen Stunden der Analyse aktueller Bikes und Geometrien der letzten 21 Jahre. In den kommenden Wochen wird jeweils dienstags das nächste Kapitel veröffentlicht. Darin werden alle einzelnen Parameter der Untersuchung einzeln erklärt und wie diese dann in den Prototyp einflossen – bis dieser dann schlussendlich tatsächlich auf zwei Rädern stand.

Was sind eure Erfahrungen mit Rahmengrößen? An welcher Stelle musstet ihr so lange herumwerkeln, bis euch das Bike wirklich passte?


Alle Artikel zum Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie:

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (2/8): Wie entstehen Rahmengrößen?

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Warum sind Rahmengrößen, wie sie sind? Alles begann mit der Frage, warum es wenige bis keine Bikes in großen Größen gibt. Die Antwort dämmerte mir nach einigen Jahren, in denen ich Hausbesuche für MTB-News gemacht habe oder mit Entwicklern über den Testprozess reden konnte. Ich traf in den allerseltensten Fällen einen Testfahrer oder Entwickler mit meiner Körpergröße. Weiterhin werden Prototypen bei vielen – nicht allen – Firmen nach wie vor lediglich in Rahmengröße Medium gefertigt und die restlichen Größen daraus am Rechner adaptiert. Welche Schwierigkeiten daraus entstehen, möchte ich hier vereinfacht darstellen.

Natürlich braucht Entwicklung immer Zeit. Dieser Aufwand steht immer in Konkurrenz mit dem anstehenden Erscheinungstermin des Rades und letzten Endes wirtschaftlichen Interessen. Wer nur entwickelt, aber nichts verkauft, kann den Laden dichtmachen – das ist in jeder Branche so. Früher war das jährliche Event für Neuheiten die Eurobike und glücklicherweise lösten sich viele Hersteller von diesem fixen Termin, um (unter anderem) der Entwicklung die Zeit zu geben, die sie braucht.

Was bedeutet dies für die Entwicklung eines Fahrradrahmens in bis zu 5 Größen?

Verlängert man einen Rahmen, verändern sich so ziemlich alle Eigenschaften, obwohl er aus dem gleichen Rohrsatz wie sein kleineres Pendant gefertigt ist. Obwohl? Besser gesagt: gerade deswegen. Hebelverhältnisse, Steifigkeitswerte, Nachgiebigkeit, Flex und nicht zuletzt die komplette Stabilität unterliegen plötzlich komplett neuen Parametern. Nicht zu vergessen, dass ein Fahrer mit mehr Körpergröße in der Regel mehr Körpergewicht mit sich bringt, was zu höheren Lasten auf den Rahmen in jeder Fahrsituation führt.

Ändert man eine Rahmengröße, ändern sich Hebelverhältnisse, Steifigkeitswerte, Nachgiebigkeit, Flex und nicht zuletzt die komplette Stabilität. Alles unterliegt plötzlich komplett neuen Parametern.

Letztendlich kann sich niemand in den Körper eines anderen hineinversetzen, um sprichwörtlich am eigenen Leib zu erfahren, warum ein leichterer Fahrer bei schnellen Kurvenmanövern weniger Probleme mit schleifenden Reifen im Hinterbau hat oder wie sich das andere Verhältnis zwischen Front-Center (Abstand der Vorderradachse zum Tretlager) zu Hinterbaulänge am kleineren Rahmen anfühlt. In unserer Testredaktion-Süd und in meinem Bekanntenkreis finden tagtäglich endlose Gespräche über Bikes und Anbauteile zwischen Fahrern unterschiedlichster Könnerstufen, Körpergrößen und Fahrstilen statt. Es zeichnete sich immer mehr das Bild ab, dass man als Radfahrer abseits des Durchschnittsgewichts und der Durchschnittsgröße (egal ob am oberen oder unteren Spektrum) schneller an Grenzen stößt, als einem lieb wäre. Aber wie schon im ersten Artikel erwähnt – es sind nicht wenige Leute, die mangels Alternativen diese Einschränkungen nach wie vor einfach hinnehmen.

Das Dilemma mit der Vergleichbarkeit der Größen

Wenn ein Testfahrer auf MTB-News ein Rad fährt, welches oberhalb der Herstellerempfehlung für seine Körpergröße liegt, sind manche Kommentare vorprogrammiert: „Kann nichts werden. Aber da verfälscht sich doch der Testeindruck. Die Herstellerempfehlung ist anders bei der Körpergröße …“

Dann aber kam in den letzten Jahren der Wert „Reach“ hinzu. Alles wird besser! Alles wird vergleichbar. Denkste.

Argumente gegen solches „Upsizing“ haben zumeist einige Vertreter. Wer aber einen genaueren Blick in die Geometrieangaben der Hersteller wirft, der wird schwer überrascht sein: Medium bei Hersteller A ist nicht unbedingt das gleiche Medium wie bei Hersteller B und dann wäre ja da noch der Vorbau in unterschiedlichen Längen, die Lenkerbreite und die Lenkerhöhe.

Niedrige Stackwerte fressen den Reach auf
# Niedrige Stackwerte fressen den Reach auf - Durch Spacertürme wandert die Lenkerposition zurück in Richtung Tretlager. Letztendlich sind Geometrietabellen nicht ganz einfach vergleichbar.

Dann aber kam in den letzten Jahren der Wert „Reach“ hinzu. Alles wird besser! Alles wird vergleichbar. Denkste. Und dann gibt es ja noch etwas – den Stack-Wert: Ein Rad mit mehr Stack bei gleichem Reach ist letztendlich wieder größer und schon ist wieder alles durcheinander. Somit kann niemand, ohne ein komplexes Verständnis zu all diesen Zusammenhängen, mit einer simplen Größeneinteilung losziehen und herstellerübergreifend ein Bike nur anhand der Geometrie-Tabelle auswählen. Aber sind wir mal ehrlich: Bei Schuhen oder Hosen passt uns der eine Hersteller auch besser als der andere und da akzeptieren wir diesen Umstand.

Größenverhältnisse zwischen Bike und Fahrer

Wichtig für das grundsätzliche Fahrverhalten eines Mountainbikes sind die Größenverhältnisse innerhalb des Rahmens. Bei genaueren Untersuchungen in diesem Bereich bekommt man eine genauere Vorstellung davon, wie sich manche Verhältnisse ändern (oder gleich bleiben). Mit genügend Erfahrung lassen sich hier auch bereits erste grobe Einschätzungen zu den Eigenheiten auf dem Trail ableiten.

Wirklich spannend wird diese Rechnung allerdings, wenn man die Fahrergröße mit in Betracht zieht. Nachfolgend eine stark vereinfachte Rechnung* darüber, wie sich ein Rad in den Größen und seinen Verhältnissen ändert.

Reach an einem fiktiven Endurobike in zwei Größen:

  • Rahmengröße S 380 mm
  • Rahmengröße XL 460 mm

Beide Rahmengrößen verfügen über die gleiche Kettenstrebenlänge von 430 mm.

Daraus entstehen folgende Verhältnisse. Reach- zu Kettenstrebenlänge an Rahmengröße S:

Verhältnis zwischen Kettenstrebenlänge und Reach bei unterschiedlichen Rahmengrößen
# Verhältnis zwischen Kettenstrebenlänge und Reach bei unterschiedlichen Rahmengrößen

Das Reachverhältnis S zu XL ist nun folgendes:

460 mm / 380 mm = 1,211

Wenn der große Fahrer die gleiche Beziehung zwischen Rahmen- und Körpergröße haben soll wie ein 160 cm großer Fahrer auf S, ergibt sich folgende Rechnung, um herauszufinden, für welche Größe der XL-Rahmen geeignet ist:

Verhältnisrechnung Körpergröße zu Reach
# Verhältnisrechnung Körpergröße zu Reach

Unser fiktiver großer Fahrer (mit gleichen Körperproportionen wie der kleine Fahrer) sollte also 193,68 cm groß sein. Soll er nun das gleiche Fahrverhalten wie der Fahrer mit Körpergröße 160 cm erfahren, müsste die Kettenstrebe also ebenfalls um den Faktor 1,211 verlängert werden. Wodurch man diese bescheidene Länge erreicht:

430 x 1,211 = 520,53 mm

*Der Faktor Stack und die Laufradgröße wurden hier vernachlässigt. Das Problem besteht dennoch.

Zusammenfassung:

Dieses Rechenbeispiel berücksichtigt nicht alle Faktoren, die notwendig wären, um ein gleiches Fahrverhalten abzubilden. Dennoch zeigt es ein Grundproblem auf, welches dank aktuell vieler Testevents jeder einzelne von euch mit zwei Ausfahrten und zwei Rahmengrößen überprüfen kann. Ein Rad mit durchgängig gleicher Kettenstrebenlänge hat zwangsläufig ein anderes Fahrverhalten bei unterschiedlichen Rahmengrößen als ein Modell, welches über mitwachsende Kettenstreben verfügt.

Dies führt mich zu einer meiner eingangs gelisteten Fragen:

Warum untersteuert ein M-Rahmen unter mir weniger als ein L-Rahmen?

Da man (insbesondere bei Plattformpedalen) die Hauptkraft des Körpergewichts (in den meisten Fahrsituationen) in die Pedale und somit näher an der Hinterradachse einleitet, liegt auch die Hauptlast auf dem Hinterrad (im Abschnitt Reach und Achslast weiter unten wird dieser Umstand noch etwas weiter beschrieben).

Aus Last lässt sich Anpressdruck ableiten, welcher maßgeblich für Reibung zuständig ist. Wer in Physik aufgepasst hat, weiß, dass Reibung in diesem Fall für das steht, was man beim Biken nicht mehr hatte, wenn einem das Vorderrad weggerutscht ist – Grip.

Als Faustregel kann man festhalten:

Wenn es vorne länger wird, dann muss es hinten auch länger werden, um den Grip gleichmäßig zu verteilen. An Bikes, die auch bei den größeren Rahmen auf eine gleichbleibend kurze Kettenstrebe setzen gilt es, in bestimmten Fahrsituationen bewusst das Gewicht nach vorne zu verlagern, um genügend Grip am Vorderrad zu generieren.

Reach und Achslast

Egal in welcher Position man sich auf dem Rad befindet, stehend oder sitzend, in defensiver, rückwärtiger Haltung oder zähnefletschend, keuchend über dem Vorbau: Die Summe der Radlasten aus Vorder- und Hinterrad ergibt immer das Gesamtgewicht des Fahrers. Dieses stark vereinfachte Schaubild soll ein Grundverständnis von Achslastverteilung in der Ebene ermöglichen:

Achslasten – Schematische Darstellung
# Achslasten – Schematische Darstellung

Im Bild ganz links denke man sich einen 80 kg-Fahrer auf einem Einrad. Sein Gewicht wird zu 100 % nach unten in die Achse und über das Laufrad und den Reifen in den Boden geleitet. In der mittleren Grafik befindet sich das Tretlager in exakt in der Mitte der beiden Achsen und der Fahrer steht aufrecht. Sein Gewicht verteilt sich auf Vorder- und Hinterachse zu jeweils 50 %. Im Bild auf der rechten Seite kommen wir der Lastverteilung am Fahrrad näher: Je näher man an eine Achse rückt, desto mehr Last ruht auf ihr und umso mehr Gewicht wird über das Laufrad und den Reifen in den Boden geleitet. Mehr Last kann man auch als Anpressdruck betrachten, was wiederum mit Grip verstanden werden kann.

Lenkerhöhe sowie dessen Breite, Lenkwinkel, Körperdimension, Fahrposition und Geländeneigung beeinflussen diese Werte auf komplexe Art und Weise. Grundsätzlich gilt aber, dass wir den Großteil unseres Körpergewichts auf dem Fahrrad über unsere Füße abstützen. Unsere Hände am Lenker übernehmen weniger Last. Ändert sich die Position des Fahrers, so ändern sich auch die Achslasten, was zu einer Umverteilung des Grips zwischen Vorder- und Hinterrad führt. Ziel meiner Geometrieplanung war, ein möglichst ausgeglichenes System zu schaffen, in dem ich weder Vorder- noch Hinterrad bewusst je nach Fahrsituation anders belasten muss.

Im Uphill lastet zwangsläufig mehr Druck auf dem Heck
# Im Uphill lastet zwangsläufig mehr Druck auf dem Heck - Rückt das Hinterrad zu weit unter den Schwerpunkt des Fahrers, beginnt in steilen Anstiegen das Vorderrad zu steigen.
Je nach Fahrstil und Bike verlagert sich der Schwerpunkt in der Abfahrt nach vorn
# Je nach Fahrstil und Bike verlagert sich der Schwerpunkt in der Abfahrt nach vorn - Hintern nach hinten hilft die Last von der Front zu nehmen. Die Gabel taucht weniger weit zusammen, der Lenkwinkel wird weniger steil.

Meine These zu einer ausgewogenen Rahmengeometrie

Ab einer gewissen Geschwindigkeit ist es nicht mehr möglich, den Positionswechsel auf dem Rad schnell genug zu vollziehen, um aus einer „überrollfreundlichen“, hecklastigen Fahrweise nach vorn zu kommen, um wiederum das Vorderrad mit Grip in einer nach außen abfallenden Kurve zu belasten. Optional kann man für mehr Grip am Vorderrad einen längeren Vorbau montieren, aber das bringt den Schwerpunkt des Fahrers gegenüber der Vorderradachse in eine sehr ungünstige Position. Ein Abgang über den Lenker ist hiermit sehr viel wahrscheinlicher. Zusätzlich holt man sich weitere Nachteile ins Boot wie zum Beispiel indirekteres Fahrverhalten und schlechteres Handling. Damit der Raum zwischen Tretlager und Cockpit nicht in zu einer Dysbalance im Grip zwischen Vorder- und Hinterrad sorgt, verlängerte ich an meinem Konzeptbike also nicht nur das Front-Center, sondern auch die Kettenstrebe. Im nächsten Kapitel wird dieser Punkt dann eingehend behandelt.

Jetzt ihr: Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen mit unterschiedlichen Rahmengrößen gemacht?


Alle Artikel zum Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie:

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge?

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Bei einem Bike wird häufig sehr viel Geometrie-Wert auf die Kettenstrebenlänge gelegt. Bike-Entwickler holen weit aus und gehen viele Kompromisse in der Konstruktion ein, um die Hinterradachse näher ans Tretlager zu rücken. Alles für eine möglichst kleine Zahl, welche leicht vergleichbar ist mit Geometrietabellen anderer Hersteller. Besser um die Kurven soll man kommen. Das Fahrverhalten soll agiler sein. Bei den meisten Herstellern bleibt die Länge der Kettenstrebe durch alle Rahmengrößen hindurch gleich. Es wird allerhöchste Zeit, hier etwas genauer hinzuschauen und die Aussagen der Hersteller nicht nur zu hinterfragen, sondern selbst zu experimentieren.

Kettenstrebenlänge und Agilität

Im ersten und im zweiten Artikel dieser Serie haben wir ja schon eingehend behandelt, dass Fahrradgeometrie sehr komplex ist und von vielen Parametern abhängt. Es gibt keine grundsätzliche Aussage über auch nur einen Wert, der ideal wäre, wenn er größer oder kleiner wäre. Für den potenziellen Kunden, der im Fahrradladen steht, ist dies aber schwer verständlich: Bei einem Auto ist mehr PS ja auch besser – oder?

Überträgt man dies in die Bikeindustrie, hört man leider immer wieder neben „leichter ist besser“, „mehr Federweg ist besser“ und „steifer ist besser“ immer noch eine zentrale Aussage:

„Bikes müssen kurze Kettenstreben haben!“ Bikeindustrie

Bei niedrigen Geschwindigkeiten verhält sich eine kurze Kettenstrebe definitiv wendiger als eine längere. Zusätzlich kann es leichter sein, die Front anzuheben und/oder Wheelie zu fahren. Zu spitz angefahrene Kurven lassen sich damit oftmals auch noch ganz gut retten. Vor knapp 25 Jahren, als ich nach meinen einzigen Erfahrungen auf dem Starrbike meine ersten vollgefederten Bikes auf dem Parkplatz vor dem Fahrradladen zur Probe fuhr, war ich genau hiervon beeindruckt. Aber im Gelände bewegt man die Bikes in der Regel sehr viel schneller. Dass sich dort eine längere Kettenstrebe besser anfühlen kann, erfuhr ich (vor allem aus Mangel an Angebot am Markt) wortwörtlich erst einige Jahre später.

Höhere Front bei gleichem Radstand = Bike geht leichter aufs Hinterrad
# Höhere Front bei gleichem Radstand = Bike geht leichter aufs Hinterrad - Ein Grund, warum Bikes, die am Berg schnell sein sollen gerne tiefere Fronten haben. Das Vorderrad steigt später.
Höhere Front mit mehr Reach geht immer noch leicht aufs Hinterrad
# Höhere Front mit mehr Reach geht immer noch leicht aufs Hinterrad - Insbesondere, wenn sich die Angriffswinkel zwischen Lenker, Tretlager und Hinterradachse durch einen größeren Fahrer ändern.

Das Gerücht, dass ein langes Bike oder ein Bike mit längeren Kettenstreben zu schwer aufs Hinterrad zu holen ist, hält sich hartnäckig. Anhand der beiden obigen Darstellungen möchte ich dies relativieren:

Ein langes Rad mit langen Kettenstreben kann agiler werden und leichter aufs Heck gezogen werden, wenn man den Abstand zwischen Tretlager und Lenkerhöhe (vertikal im Lot gemessen) erhöht. Mit dieser Maßnahme ändert sich der Angriffswinkel im Bezug zum Drehpunkt (Hinterradachse). In der Illustration ist ebenfalls aufgezeigt, wie sich der effektive Reach verkürzt (hellorangener Angriffspunkt gegenüber dem hellblauen) wenn man nur einen höheren Lenker oder einen Spacerturm verwendet. Verlängert man den Reach und erhöht man den Stack (dunkelorangener Punkt), kann man immer noch einen Vorteil des größeren Angriffswinkels für Manual-Aktionen mitnehmen. Dieser Vorteil besteht aber nur, wenn der Fahrer groß genug ist und seinen Angriffspunkt auf den Lenker und die Länge seiner Beine seinen Schwerpunkt weit genug nach hinten bringen kann. Hier ist sehr wichtig zu verstehen, dass ein kleinerer Fahrer auf dem gleichen Setup nicht den gleichen fahrerischen Einfluss nehmen kann, wohl aber auf einem kleineren Rad, welches andere Verhältnisse zwischen Reach/Stack, Lenkerhöhe und Kettenstrebenlänge hat.

Vergrößert man Front/Center, sollte man meiner Meinung nach gleichzeitig das Heck verlängern, um die Gesamtbalance zu erhalten. Einige Hersteller machen dies (Norco, Liteville …), aber nicht alle. Im Zeitalter von Carbon-Rahmen ist dies natürlich auch immer ein Kostenfaktor. Bleibt man bei einer Länge der Kettenstrebe durch die Größen hindurch, resultiert aus den unterschiedlichen Verhältnissen und der veränderten Position der Angriffspunkte des Fahrers ein unterschiedliches Fahrverhalten zwischen den Rahmengrößen.

Ein Rahmen wächst nur im vorderen Bereich
# Ein Rahmen wächst nur im vorderen Bereich - Zwangsläufig entsteht zwischen den Rahmengrößen ein anderes Fahrverhalten aufgrund geänderter Achslasten.
Ein Rahmen wächst komplett
# Ein Rahmen wächst komplett - Da die Verhältnisse ähnlicher bleiben – nicht gleich – verhält sich ein größerer Rahmen ähnlicher wie ein kleinerer.

Das bedeutet nicht, dass kurze Kettenstreben an großen Rahmengrößen generell falsch sind! Es erfordert einen anderen Fahrstil und kann manchen Fahrern mehr entgegenkommen als anderen. Im späteren Verlauf und bei der Planung meines Prototyps war eine Verstellung dieses Parameters besonders wichtig, um diesen Punkt im Fahrbetrieb praktisch zu untersuchen und zu belegen.

Kann ein Hinterbau beliebig lang sein?

Viele werden sich fragen, wie sich ein Rad mit der im letzten Artikel errechneten Kettenstrebenlänge fährt und warum es sowas am Markt nicht gibt. Die Antwort liegt nicht am Rad, sondern an einer anderen Stelle. Grundsätzlich würden sich für zwei Fahrer der Größe 160 cm und 190 cm, deren Bikes proportional in allen Werten bis hin zur Laufradgröße angepasst wurden, in der Handhabung erstmal gleich anfühlen.

Begeben sie sich aber ins Gelände, steht man vor einer unlösbaren Problematik. Denn die Kurven, Absprünge, sprich alle Parameter, mit denen man beim Mountainbiken konfrontiert wird, werden nicht skaliert, und da stößt man sprichwörtlich an Grenzen bei der Länge – und sei es nur der Baum beim Fichtenslalom, der Kurven- oder Absprungradius.

Weiterhin verkleinert sich der Kurvenradius des Hinterrades mit steigendem Radstand immer weiter gegenüber dem Kurvenradius des Vorderrades. Hier spielen dann stärker abnehmende Seitenführungskräfte und eine Position des Rades innerhalb der Kurve oder einem Anlieger eine zunehmend größere Rolle.

Kreisbahnen der Laufräder bei kurzem Radstand
# Kreisbahnen der Laufräder bei kurzem Radstand
Kreisbahnen der Laufräder bei längerem Radstand
# Kreisbahnen der Laufräder bei längerem Radstand
Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterreifen in Rillen und Anliegern
# Gripverteilung zwischen Vorder- und Hinterreifen in Rillen und Anliegern - Während das Vorderrad lotrecht auf dem Boden aufsteht und somit den größtmöglichen Grip bietet durch den Ausgleich von G- und Zentripetalkraft, wird der Hinterreifen stärker beansprucht. Der seitliche Aufstand des Reifens zieht an den Seitenstollen und verformt die Karkasse. Im schlechtesten Fall kommt es zum sogenannten Burping, wo der Reifen von der Felgenflanke weggezogen wird und Luft entweicht.

Besonders im Schnee lassen sich die unterschiedlichen Kurvenradien von Vorder- und Hinterrad deutlich aufzeigen. Das Hinterrad folgt dem Vorderrad und legt aufgrund des kleineren Kurvenradius weniger Strecke zurück. Der engere Kurvenradius bedeutet allerdings auch, dass bei gleicher Geschwindigkeit der Räder die Seitenführungskräfte stärker abnehmen als an der Front. Schlussendlich bedeutet dies bei identischer Radlast zwischen beiden Rädern einen früheren Grip-Verlust. In engen Anliegern und kleinen Rillen zeigt sich dieses Phänomen stärker an einem Rad mit mehr Radstand.

Letztendlich sollte man auch die Bremstraktion am Heck nicht vernachlässigen, denn die nimmt mit einer aufs Vorderrad verlagerten Gewichtsverteilung ebenfalls ab einem gewissen Punkt ab. In steilem Gelände kann man ein solches Bike dann nur noch auf den Geraden mit der Vorderradbremse verlangsamen. Das sorgt für Bestzeiten oder eben eine Bodenprobe abseits der Linie. Sinnvoll ist es also, zwischen den Rahmengrößen als Hersteller und Fahrer einen Unterschied im Fahrverhalten hinzunehmen und nur in gewissem Maße eine Anpassung dieser Verhältnisse vorzunehmen.

Sinnvolle Gründe für kurze Kettenstreben

Warum gibt es überhaupt Hersteller, die keine mitwachsenden Kettenstreben nutzen? Wer sich etwas tiefer mit der Fahrdynamik an Fahrrädern beschäftigt und möglicherweise auch mal den einen oder anderen Fahrtechnikkurs absolviert hat, weiß, dass man nicht an eine bestimmte Fahrposition gebunden ist. Man kann ein Bike über die Front, zentral oder übers Heck fahren. Kurze Kettenstreben erfordern zumeist eher Letzteres.

Kurz, kürzer, Enduro
# Kurz, kürzer, Enduro - Specialized war lange Zeit eine der lautesten Firmen im Rennen um die kürzesten Kettenstreben. Mit 419 mm wartete das Enduro Evo aus 2013 auf. Bei allen Rahmengrößen. Sieben Jahre später hat das weiterentwickelte Bike neben größeren Laufrädern auch 442 mm Kettenstreben an allen Rahmengrößen.

Meine Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass insbesondere Mountainbike-Neulinge sich oft auf Rädern mit kurzen Kettenstreben wohler fühlen. Das hängt mit dem Umstand zusammen, dass der notwendige Input, um die Front zu heben oder um passiv um Kurven herumzufahren, sehr viel niedriger ausfällt und weniger Linienplanung voraussetzt als mit längeren Kettenstreben. In unserem Pool an Testern verschiedenster Könnerstufen zeigte sich so oft auf Bikes mit kurzen Kettenstreben eine stark verkürzte Eingewöhnungsphase, insbesondere bei Leuten mit weniger bewusst eingesetzter Fahrtechnik und bei weniger an hohen Geschwindigkeiten orientierten Fahrern.

Fahrposition locker und über der Front
# Fahrposition locker und über der Front - In den meisten Fahrtechnikschulen würde diese Haltung in einem Kurs nach hinten korrigiert werden. Aber gestreckte Arme und eine Position hinter dem Sattel können bei einem schnellen Übergang ins Flache für ungünstige Kraftwirkung auf den Fahrer führen. Wer so weit über der Front fährt, sollte im steilen Gelände wissen, was er tut.

Allerdings bedeutet das nicht, dass man diese Bikes nicht auch sehr schnell durch heftiges Gelände bewegen kann. Es gibt hier – und das möchte ich ausdrücklich betonen – kein Schwarz oder Weiß beziehungsweise richtig oder falsch. Dies macht diese Thematik nicht nur delikat in der Diskussion, sondern auch sehr schwierig in der Erklärung, weil wir Menschen gerne dazu neigen, das Optimum von etwas zu suchen. Sprich: Das Beste ist gerade gut genug und dafür kann es nur eine Lösung geben! Oder?

Was die beste Länge einer Kettenstrebe ist, kann nicht mit einem Prüfstand oder einem Messverfahren festgelegt werden. Zu komplex ist der Faktor Mensch in seiner Individualität und unterschiedlichem Fahrstil oder notwendigen Anpassungen aufgrund der Größe und Anatomie. Einige Hersteller bieten mitwachsende Kettenstreben an. Um verschiedene Vorlieben abzudecken, wäre dennoch eine Verstelloption die bestmögliche Lösung.

Was sind eure Erfahrungen mit Kettenstrebenlängen?

Disclaimer: Das Forschungsprojekt Geometrie ist komplett privat finanziert worden und steht in keinerlei finanzieller Verbindung zu MTB-News oder externen Herstellern.

Der Beitrag Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge? erschien zuerst auf MTB-News.de.

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (4/8): Wie wirkt sich die Vorbaulänge aus?

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Während die Älteren unter uns noch in den Genuss von 120-mm-Vorbauten gekommen sind, kennen die Jüngeren diesen zweifelhaften Kick der konstanten Nahtoderfahrungen gar nicht mehr. Heute sind die Vorbaulängen bis hin zum Cross Country kürzer geworden. Aber warum eigentlich? Mich hat interessiert, in welchem Zusammenhang Vorbaulänge, Lenkerbreite und das damit verbundene spezifische Lenkverhalten stehen.

Früher fuhren wir mit schmaleren Lenkern und längeren Vorbauten. Heute sind die Lenker mehr oder minder durch alle Disziplinen breiter und die Vorbauten kürzer geworden. Wer seine Lenkerbreite an seine Schulterbreite, Armlänge und den Einsatzzweck anpasst, kann bei zwischenzeitlich kürzerem Vorbau und breiterem Lenker immer noch den gleichen Winkel im Oberkörper gegenüber dem Boden haben. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt von unterschiedlicher Flexibilität im Rücken und genereller Anatomie von Fahrern ist dies ein wichtiger Faktor. Umfassende Feinheiten zur Ergonomie und Biomechanik sollen aber an dieser Stelle vorerst nicht komplett ausgeführt werden, ich beschränke mich in diesem Text auf die Einflüsse auf das Fahrverhalten.

Unterschiedliches Lenkverhalten via Vorbaulänge

Breitere Lenker brachten uns sehr viel mehr Sicherheit und Kontrolle, dass einem auf dem alten Bike schier Angst und Bange wird, sobald man nur annähernd in die heutigen Geschwindigkeitsregionen vordringt.

Wer in den Untiefen seines Kellers noch ein 20 Jahre altes Mountainbike finden kann, sollte es von Zeit zu Zeit mal herausholen und auf den gleichen Trails bewegen wie den modernen Ur-ur-ur-Enkel, der zumeist weiter vorn in der Garage steht. Dies erdet einen immer mal wieder ziemlich stark in Bezug darauf, welche Evolution Mountainbikes dann doch in den letzten Jahren hingelegt haben.

Breitere Lenker brachten uns sehr viel mehr Sicherheit und Kontrolle, dass einem auf dem alten Bike schier Angst und Bange wird, sobald man nur annähernd in die heutigen Geschwindigkeitsregionen vordringt. Was bei unterschiedlichen Vorbaulängen/Lenkerbreiten genau passiert, soll folgende Skizze verdeutlichen.

Lenkeinschlagsdistanzen
# Lenkeinschlagsdistanzen - Diese Skizze soll Lenkdynamiken verdeutlichen. Beide orange-farbenen Lenker sind 680 mm breit, der blaue Lenker 800 mm. Ganz links wäre ein 120 mm-Vorbau, in der Mitte und rechts jeweils ein Vorbau mit 40 mm Länge. Um einen Lenkeinschlag von 10° zu erreichen, fallen die Werte x, y, und z unterschiedlich groß aus. Das bedeutet: Die Wegstrecke, die ich mit meinem Arm machen muss, fällt anders aus. Hierdurch ändert sich gleichzeitig auch die Zeitspanne, bis ein Lenkimpuls übertragen wird. Weiterhin beeinflusst diese Wegstrecke die Körperposition auf dem Bike. Mehr Wegstrecke in der Bewegung erfordert ebenfalls mehr Bewegung (und dadurch natürlich auch Zeit), um zur Ausgangsposition zurückzukehren.

Verkürzt man nur den Vorbau und belässt die Lenkerbreite, so verändert man die Angriffsposition der Hände. Man entfernt sich vom Vorderrad. In Summe wandert der Gesamtschwerpunkt des Fahrers damit weiter hinter die Vorderradachse. Kräfteverhältnisse, Hebel- und Lenkgefühl folgen damit anderen Regeln. Es braucht nach wie vor den gleichen Drehwinkel wie mit einem langen Vorbau, aber der Weg, den man dafür an der Lenkeraußenseite machen muss, ändert sich entscheidend. Vergleicht hierfür die grünen Pfeile x und y in der Grafik oben.

Behält man nun den kurzen Vorbau bei und verbreitert den Lenker, verändert man erneut den Weg, den man machen muss, um den gleichen Drehwinkel des Vorderrades zu erreichen. Bei gleichem Weg erreicht man weniger Lenkeinschlag. Faustregel zirka: 1 Grad weniger je 6 cm mehr Lenkerbreite. Im rechten Beispiel oben könnt ihr das visuell nachvollziehen.

Zusammenfassung:

Der kurze Vorbau beschleunigt das Lenkverhalten und lässt das Rad schneller den Eingaben des Fahrers folgen. Ein breiterer Lenker fängt diese Agilität auf und auch die damit auftretenden Kräfte und macht durch die höhere Hebelwirkung das Rad besser kontrollierbar.

Wenn ich in wenig anspruchsvollem Gelände unterwegs bin und ernsthaft Kilometer im dreistelligen Bereich hinter mich bringen möchte, würde ich auch zu einem schmaleren Lenker und längerem Vorbau greifen. Nach meiner ganz persönlichen Meinung kann ich auf Strecken diesen Stils aber auch fast schon ein Gravelbike bewegen und muss nicht die breiten Stollenreifen mitschleppen. Beim Mountainbike geht es um die Herausforderung am Berg und darum, technisches Gelände bergauf wie bergab zu meistern. Ein kurzer Vorbau brachte mir hier in jeder Situation in jedem Gelände nur eines – Vorteile.

Für Mountainbiken, das den Namen verdient, brauche ich keinen Vorbau über 40 mm. Jens Staudt

Ein Vorbau oder eine ganze Lenkzentrale ist leicht und kostengünstig austauschbar. Dabei kristallisierte sich in den von mir betreuten Tests in der Regel der kürzere Vorbau als die bessere Lösung (für mich) heraus. Wohin aber nun mit dem Rest der 1,90 m, wenn ich mir die Reachwerte und das Cockpit eines regulären XL-Bikes anschaue? Mit den Größen, die am Markt angeboten werden, gerät meine Gesamtreichweite viel zu kurz. Diesen verkürzten Abstand kann man eigentlich recht einfach ausgleichen. Man verlagert die am Vorbau gekürzten Zentimeter an eine andere Stelle: Nämlich ins Tretlager bis hin zur vorderen Achse – dem sogenannten Front-Center.

Vorbau-Reach-Rechnung der letzten Jahre

Es war es mir wichtig, ein Rad zu konzipieren, welches mir bei der Verwendung eines kurzen Vorbaus immer noch genügend Platz für meine Knie beim Pedalieren lässt sowie eine für meine Größe entspannte Sitzposition ermöglicht.

Vorlieben sind verschieden und man kann auch (fast) alles mit einer anderen Vorbaulänge und/oder Lenkerhöhe passend machen, oder? Vielleicht auch nicht. Hierfür ein kleines, exemplarisches Rechenbeispiel:

Ein Rad mit Werten im Bereich von 480 mm Reach bei 630 mm Stack wird heute bei vielen Main-Stream-Marken immer noch als ein L oder sogar XL behandelt. Allerdings ergibt sich ein spannendes Bild, wenn man die Vorbaulänge mit dem Reach kombiniert. Vor fast 10 Jahren montierte man gerne in Crosscountry-Manier einen 100 mm langen Vorbau – und das selbst an Trailbikes. Jetzt finden man an den gleichen Bikes zumeist noch 50 oder eher 60 mm lange Vorbauten. Die Verlierer? Große Fahrer. Für sie wurde das Bike von der Stange effektiv kleiner und Umbaumaßnahmen notwendig.

Schauen wir uns einfach mal ein paar exemplarische Bikes der letzten Jahre an und rechnen zusammen. Diese Werte von älteren Modellen und eher konservativ orientierten Marken vergleichen wir mit zukunftsgetriebenen Marken wie Mondraker und seit einiger Zeit auch Nicolai und Pole:

ca. 420 mm + 120 mm Vorbau = 540 mm
Exemplarisches „Trailbike“ aus 2009

514 mm + 30 mm Vorbau = 544 mm
Mondraker Foxy XL 2018 Stack 625 und 150er Steuerrohr

508 mm + 30 mm Vorbau = 538 mm
Mondraker Dune XL 2017 Stack 613 und 130er Steuerrohr

530 mm + 30 mm Vorbau = 560 mm
Nicolai Geolution XL 2017 Stack 637 und 150er Steuerrohr

510 mm + 30 mm Vorbau = 540 mm
Pole Evolink 140 L 2017 Stack 630 und 135er Steuerrohr

Zusammenfassung:

Abgesehen von fast schon vernachlässigbaren 20 mm an der Nicolai Geolution ist die Gesamtreichweite an einem Großteil der sogenannten Newschool-Geometrien gar nicht so anders oder teilweise sogar kleiner als bei einem Bike, das fast 10 Jahre auf dem Buckel hat. Lediglich die Vorbaulänge und der Radstand haben sich geändert.

Zu wenig Reach bei relativ kurzer Kettenstrebe benötigt einen langen Vorbau
# Zu wenig Reach bei relativ kurzer Kettenstrebe benötigt einen langen Vorbau - Besonders im Uphill neigt ein Bike ansonsten zum Steigen. YT besserte genau hier im nachfolgenden Modelljahr nach.
Nach heutigen Maßstäben ist das Mondraker Dune gar nicht mehr so lang
# Nach heutigen Maßstäben ist das Mondraker Dune gar nicht mehr so lang - Wenn man nie passende Bikes hatte, fühlt sich ein Mondraker Dune schon anders an. Wirklich groß ist das XL es aber nicht, wie man sieht.

Meine ersten Trailerfahrungen Anfang der 90er machte ich auf einem Bike mit 120 mm langem Vorbau. Über die Jahre habe ich lange gebraucht, um mich an das direkte Fahrverhalten von kurzen Vorbauten zu gewöhnen. Steige ich heute auf ein Bike mit einem längeren Vorbau und schmalem Lenker, fühle ich mich schwer in die Vergangenheit zurückversetzt. Solange ein Bike über genügend Reach, Stack und Kettenstrebenlänge verfügt, nutze ich bis hin zum Cross Country-Bike einen möglichst kurzen Vorbau und genieße Sicherheit in der Abfahrt und keine Nachteile beim Klettern.

Mit welchen Vorbaulängen habt ihr experimentiert und wo seid ihr am Ende gelandet?

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (5/8): Sitzwinkel und Sitzrohrlänge

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Während man am Hardtail deutlich weniger Diskussionen um den Sitzwinkel hat, so ist die Diskussion um diesen Wert beim Fully in den letzten Jahren schier endlos. Zu flach? Realer Winkel? Effektiver Winkel? Was passiert bei viel Sattelauszug? Mit mehr Sag, mit weniger Sag? In der Theorie lässt sich hier oft keine belastbare Aussage treffen, ob ein Sitzwinkel für einen selbst passt oder nicht. Warum also ist dieser Wert so umstritten und warum sind die Werte verschiedener Hersteller so schwer vergleichbar?

Sitzwinkel

Kurze Kettenstreben, Umlenkhebel, etc. Viele Faktoren sorgen dafür, dass in den Rahmenkonstruktionen ein Sitzrohr nicht mehr klassisch geradlinig aus dem Tretlager nach oben führt.

Je nach Art des Trails finde ich Uphills durchaus spannend (ich werde bereuen, dies hier für jeden nachlesbar aufgeschrieben zu haben), dennoch gehören sie nicht zu meinen allerliebsten Übungen. Es ist mir also daran gelegen, diesen Teil der Ausfahrt, der nun mal immer mit dazugehört, so angenehm und schnell wie möglich zu gestalten.

Kurze Kettenstreben, Umlenkhebel, etc.: Viele Faktoren sorgen dafür, dass in den Rahmenkonstruktionen ein Sitzrohr nicht mehr klassisch geradlinig aus dem Tretlager nach oben führt. Das Sitzrohr ist an solchen Rahmen tendenziell sehr viel flacher angebracht. Zwar bleibt der effektive Sitzwinkel bis zu einem bestimmten Punkt immer noch steiler als der Winkel des Sitzrohrs – aber auch nur genau bis dahin. Danach wird er wieder flacher. Teilweise sogar deutlich. Erschwerend kommt hinzu, dass man durch den flachen Winkel effektiv etwas vom möglichen Gesamtauszug der Variostütze verliert. Aktuell wird das Angebot an Stützen mit mehr Hub als 150 mm immer größer, dennoch ist es erwähnenswert.

Sitzwinkelangaben
# Sitzwinkelangaben - Der grüne Pfeil zeigt den Punkt, an dem für langbeinige Fahrer ein nach vorn verlagertes, flach angebrachtes Sitzrohr zum Problem werden kann. Durch einen hohen Auszug wird der effektive Sitzwinkel ad absurdum geführt, da man mit jedem Zentimeter Sitzhöhe im Verhältnis weiter über/hinter die Hinterradachse gebracht wird.

Ein wenig kann man über die Sattelposition kompensieren und bei vielen Bikes, die ich in den letzten Jahren fahren durfte, bekam ich mit einer Schrittlänge von 91 cm und einer Sitzhöhe von 80 cm (Mitte Tretlager bis Oberkante Sattel) ein Phänomen zu spüren, welches viele Bikes für mich auf steilen Auffahrten zur Qual machte:

Durch den flachen Sitzwinkel an manchen Bikes und den langen Auszug der Stütze ist meine Position und somit mein Schwerpunkt derart nach hinten verlagert, dass ich mich stark nach vorne lehnen muss, um einem steigenden Vorderrad entgegenzuwirken. Das kostet nicht nur Kraft, es ist auf Dauer auch sehr unangenehm für den unteren Rücken.

Eine bekannte Optik an Bikes von Langbeinern
# Eine bekannte Optik an Bikes von Langbeinern - Am Nachfolgemodell des Jeffsy besserte YT deutlich nach, sodass dieses Problem nicht mehr besteht.

Optional könnte man die Sattelnase nach unten neigen, den Vorbau länger und die Front tiefer machen, aber diese Ausrichtung wäre wieder ein Kompromiss in der Abfahrtsfähigkeit des Bikes. Die Hintergründe dazu findet ihr im Artikel über die Vorbaulänge. Also musste für mich eine andere Lösung her.

Kann man also einen Sitzwinkel immer noch steiler machen?

Wer auf langen Ausfahrten viel selbst in die Pedale tritt, ist zumeist sehr viel penibler, was seine Sitzposition angeht, als jemand, der kürzere Zeitspannen tretend im Sattel verbringt. Dauerbelastungen ergeben sich dennoch für beide Nutzergruppen.

Menschen kommen in unterschiedlichsten Größen und mit extrem variablen Größenverhältnissen zwischen Oberkörper und Beinen sowie Ober- und Unterschenkeln. Ab einem gewissen (steilen) Punkt des Sitzrohres und/oder einem langen Oberschenkel ergibt sich ein ungünstiger Winkel im Knie. Die klassische Knielot-Methode, bei der man von der Kniescheibe ein Lot durch die Pedalachse führt, hilft, hier einen guten Startwert zu finden.

Insbesondere mit Klickpedalen, bei denen man in der Regel und systembedingt etwas mehr mit dem Vorfuß über der Pedalachse steht, kann dies in Kombination mit einem steilen Sitzwinkel aus ergonomischer Sicht zum Problem werden. Der Wert X in der Illustration zeigt, wie sich die Fußposition und/oder die Fußgröße auf die Position über der Pedalachse auswirkt. Nicht jede Krafteinleitung ins Kniegelenk unter jedem Winkel ist ideal. Im schlechtesten Fall kann eine falsche Ergonomie am Bike auf Dauer zu Beschwerden führen.

Ein steiler Sitzwinkel kann das Knielot ungünstig beeinflussen
# Ein steiler Sitzwinkel kann das Knielot ungünstig beeinflussen - Hier exemplarisch ein Klickschuh mit maximal hinten montiertem Cleat. Man steht mehr mit dem Vorfuß auf dem Pedal. Dementsprechend verschlechtert sich die Ergonomie.
Es ist wichtig, die Fußposition auf dem Pedal mit zu berücksichtigen
# Es ist wichtig, die Fußposition auf dem Pedal mit zu berücksichtigen - Wer beispielsweise mit Plattformpedalen fährt und etwas mehr mit der Mitte des Fußes über der Pedalachse steht, erreicht einen passenden Wert beim Knielot, auch bei steilem Sitzwinkel.

Über ein Verschieben des Sattels oder im CC-Bereich über eine Setback-Stütze kann man hier einem zu steilen Sitzwinkel entgegenwirken. Bei der Verwendung einer Variostütze ist dieser Verstellbereich allerdings eingeschränkt. Ob es bald Variostützen mit anpassbarem Setback gibt? Es wäre zu begrüßen.

Sprinteinlagen mit komplett ausgezogener oder ausgefahrener Sattelstütze können auch zu einem Problem werden, denn nach dem Aufstehen befindet sich der Sattel noch recht nah am Hintern des Fahrers. Zieht man nun am Lenker, um mehr Anpressdruck auf die Pedale zu bekommen, und legt das Rad entsprechend von links nach rechts, bleibt man eher mit der Hose an der Sattelnase hängen.

Sitzrohrlänge

Manche Hersteller geben die Größen ihrer Mountainbikes immer noch mit der Länge des Sitzrohres an. Was für Rennräder funktionieren mag, ist bei Mountainbikes meiner Meinung nach schlicht fehl am Platz. Zusätzlich frage ich mich ernsthaft, welcher Hüne ein Bike fahren soll, welches über eine Sitzrohrlänge von über 50 cm verfügt? In Kombination mit einer Remote-Sattelstütze ergibt sich hier folgende Beispielrechnung:

Sitzrohrlänge: 500 mm
Hub Fox Transfer-Stütze: 150 mm
Gesamtlänge einer exemplarischen Fox Transfer-Stütze: 450 mm
Mindesteinstecktiefe: 100 mm

In dieser Kombination mit einem montierten Sattel ist eine maximale Sitzhöhe von zirka 890 mm möglich (gemessen von Mitte Tretlager bis zur Oberkante Sattel). Verwendet man eine Kurbel mit 170 mm Länge, ergäbe sich eine maximale Schrittlänge von zirka 106 cm. Geht man von einem durchschnittlichen Verhältnis von Beinlänge zu Körpergröße aus, käme mit solch einem langen Sattelrohr erst ein Mensch mit einer Größe von zirka 2,21 m an die Grenze des maximalen Auszugs.

Inklusive Sattel ergibt sich eine Gesamtlänge von 490 mm an der Fox Transfer mit 150 mm Hub
# Inklusive Sattel ergibt sich eine Gesamtlänge von 490 mm an der Fox Transfer mit 150 mm Hub - Abzüglich der Mindesteinstecktiefe von 10 cm bleiben maximal 39 cm übrig, die man auf das Sitzrohr addieren kann.
Die maximale Sitzhöhe am Projektbike
# Die maximale Sitzhöhe am Projektbike - In Summe ergibt sich bei einem Sitzrohr von 460 mm somit eine ungefähre Sitzhöhe von 88 bis 89 cm – je nach Position auf dem Sattel.

Ich bin 1,91 m groß und meine Schrittlänge liegt bei 91 cm. Testfahrer Chris Spath hat vergleichsweise längere Beine von 96 cm bei gleicher Körpergröße. Nicht jeder Mensch hat also bei gleicher Größe die gleichen Dimensionen. Wer sich hier weiter informieren möchte, dem empfehle ich die Lektüre des sogenannten Affenindex und auch im IBC-Forum gab es schon spannende Erhebungen zum Thema.

Umkehrrechnung Schrittlänge-Körpergröße
# Umkehrrechnung Schrittlänge-Körpergröße

Vergleicht man das Verhältnis von Schrittlänge zur Körpergröße, wäre jemand mit 107,5 cm Schrittlänge und dem gleichen Verhältnis von Schrittlänge zu Körpergröße wie ich zirka 2,24 m groß. Wenn derjenige dann noch mit einem Reach von 480 mm konfrontiert ist, wird er weiterhin gezwungen sein, einen Vorbau mit mindestens 100 mm zu nutzen, um nicht wie der Affe auf dem Schleifstein zu sitzen. Rahmengröße darüber? Leider immer noch oft Fehlanzeige. Möglichkeiten für kleinere Fahrer, einen größeren Rahmen mit kurzem Vorbau zu fahren? Nicht gegeben.

In der Vergangenheit musste ich immer wieder zu kleineren Rahmen mit kürzeren Sitzrohren greifen, um meine gewünschte Bewegungsfreiheit zu erreichen. Mit allen Nachteilen, die damit ins Haus kommen.

Daraus ergaben sich drei Hauptprobleme:

  • Vorbau zu lang für agiles Fahren
  • Kurzer Radstand
  • Nervöses Fahrverhalten

Wenn es in technisches oder verspieltes Gelände geht, ist es für mich essenziell, den Sattel aus dem Weg zu bekommen, um meinen Schwerpunkt tiefer zu legen für die Schläge, die da von vorne kommen. Hierfür montiere ich auch gerne noch einen zusätzlichen Schnellspanner an meine Variostütze, wenn sie nicht über mehr als 150 mm Hub verfügt.

Kurze Sitzrohre ermöglichen agilere Fahrmanöver
# Kurze Sitzrohre ermöglichen agilere Fahrmanöver - Wer die Beine anwinkelt, um seinen Schwerpunkt über dem Bike abzusenken, muss seinen Oberschenkel über den Sattel bewegen können. Ist das Sitzrohr zu lang und der Sattel damit nicht weit genug absenkbar ist man hinter den Sattel gezwungen, wodurch man das Vorderrad unnötig entlastet.

Es gibt am Markt mittlerweile Variostützen mit bis zu 200 mm Hub. Warum braucht es dann noch so unfassbar lange Sitzrohre? Wenn die Kräfte am Übergang zum Oberrohr grenzwertig werden, könnte man das durchs kürzere Sitzrohr eingesparte Material hier unterbringen, um die Lebensdauer zu erhöhen. Somit wird der Rahmen nicht schwerer und man ermöglicht einem breiteren Spektrum an Körpergrößen die Option, ein Bike nach der Länge und nicht nur danach auszusuchen, ob man den Sattel aus dem Weg schaffen kann.

Hattet ihr schonmal das Problem, aufgrund eines zu kurzen Sitzrohrs keine ausreichende Sitzhöhe zu erreichen?

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Push ACs3 Coil Kit im Test: Pneumatische Mechanik

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Push ACs3 Coil Kit im Test: Vom Service- und Tuning-Anbieter zum Suspension-Hersteller – Push Industries hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und baut inzwischen eine Handvoll eigener Produkte. Neben einem Federbein und einer Dämpfungseinheit erfreut sich vor allem das ACs3 Stahlfeder-Kit zum Nachrüsten großer Beliebtheit. Es soll alle Vorteile einer Stahlfeder mit einem anpassbaren Durchschlagschutz via zusätzlichem Luftkolben kombinieren. Wir haben die Kombi-Feder unter die Lupe genommen und herausgefunden, wie sich das Produkt in der Praxis schlägt. Ist dieses Upgrade seinen Preis wert?

Push ACs3 Coil Kit – Infos und Preise

Das ACs3 Coil Kit von Push Industries richtet sich an diejenigen, die Stahlfeder-Performance zu Federwegs-Beginn mit der Endprogression einer Luftfeder zum Federwegs-Ende kombinieren wollen.

Das ACs3 Coil Kit von Push Industries richtet sich an diejenigen, die Stahlfeder-Performance zu Federwegs-Beginn mit der Endprogression einer Luftfeder zum Federwegs-Ende kombinieren wollen. Laut Push bekommt man so das Beste aus beiden Welten: sehr hohe Sensibilität, Traktion und ordentlich Gegenhalt, gepaart mit genug Kontrolle bei harten Schlägen. Dazu sitzt innerhalb der Stahlfeder ein zusätzlicher Luftkolben, welcher sich individuell abstimmen lässt.

Satte sieben verschiedene Federhärten bietet Push für die Einheit an – ein Spitzenwert! Von unseren zuletzt getesteten Stahlfeder-Gabeln lag die MRP Ribbon Coil mit fünf Federn vorne. Push stuft in 5 lbs-Schritten ab, los geht es ab 30 lbs mit der roten Feder. Je nach Federweg soll sich diese für Fahrer von 48 kg bis 61 kg Körpergewicht eignen. Am anderen Ende des Spektrums deckt die 60-lbs-Feder 91 kg bis 116 kg schwere Fahrer ab. Aufgrund des Luftventils auf der Oberseite des linken Gabelholms gibt es keine externe Federvorspannung. Diese wird über kleine Kunststoff-Spacer intern geregelt.

  • Federgabeln Fox 36, RockShox Pike, RockShox Lyrik (getestet)
  • Federweg 140 – 170 mm
  • Federung Stahlfeder mit parallel geschalteter Luftfeder für die Endprogression
  • Federhärten 30 lbs (rot), 35 lbs (gelb), 40 lbs (orange), 45 lbs (blau), 50 lbs (grün), 55 lbs (schwarz), 60 lbs (grau)
  • Endprogressions Abstimmung 5 – 50 psi
  • Gewicht ACs3 252 g Feder (schwarz), 161 g Topcap inkl. Bump-Stop + Federschaft
  • www.pushindustries.com

Preis ACs3 Kit ohne Feder 329 € (UVP) | Bikemarkt: Push ACs3 Coil Kit kaufen
Preis Feder 85 € (UVP)

Herzstück des Push ACs3 Coil-Kits und Unterschied zur herkömmlichen Stahlfedergabel
# Herzstück des Push ACs3 Coil-Kits und Unterschied zur herkömmlichen Stahlfedergabel - Der Bump-Stop verleiht der linearen Kennlinie einer Stahlfeder das gewisse Bisschen Endprogression.

Diashow: Push ACs3 Coil Kit im Test - Pneumatische Mechanik
„Meine Gabel wiegt über zwei Kilo, ich kann nicht mehr bergauf fahren“
Voll drauf!
Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket
Mehr Dämpfung bitte
Zwischen 5 und 50 psi dürfen in den Bump-Stop, der auf den letzten Zentimetern des Federwegs aktiv wird.
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Im Detail

Fangen wir noch einmal von vorne an und werfen den Blick aufs Detail. Neu ist das Prinzip einer Luft-Progressions-Unterstützung bei einer Stahlfedergbel nämlich nicht: Auch MRP will mit der Ribbon Coil eine ähnliche Charakteristik bieten, Formula arbeitet wohl auch an einer Kombination aus Stahlfeder mit einstellbarer Endprogression für die Selva Coil. Wenn drei Hersteller an dieser Idee arbeiten, muss wohl etwas dahinter stecken.

Betrachtet man rein die Technik, ist der Aufbau recht simpel: In der Spiralfeder sitzt eine kleine Luftfeder mit schmalem Durchmesser. Fährt die Gabel weit genug ein, läuft der Federkolben beziehungsweise der Federteller auf den Luftschaft auf. Der Luftschaft wird dann vom Federteller weiter in den Federweg geschoben und komprimiert die Luftfeder. Um einen möglichst geschmeidigen Übergang in die Endprogression zu gewährleisten, setzt man am Bump-Stop auf ein System mit Positiv- und Negativ-Luftfeder. Die Positiv-Feder lässt sich von oben mit einer Dämpferpumpe befüllen. Zwischen 5 und 50 psi Druck empfiehlt Push im Bump-Stop.

Besonders gut anpassbar ist die Einheit dank sieben verschiedener Federhärten
# Besonders gut anpassbar ist die Einheit dank sieben verschiedener Federhärten - Je nach Federweg wird so in feiner Abstufung ein Fahrergewicht von 48 bis 116 kg abgedeckt.
Zwischen 5 und 50 psi dürfen in den Bump-Stop, der auf den letzten Zentimetern des Federwegs aktiv wird.
# Zwischen 5 und 50 psi dürfen in den Bump-Stop, der auf den letzten Zentimetern des Federwegs aktiv wird. - Somit gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um jeden Fahrertypen glücklich zu machen.

Neben einer speziellen, Micro-XD getauften Beschichtung der beiden Kolbenstangen ist vor allem auch die Produktion spannend: Gefertigt und montiert wird in den USA. Noch spannender? Das Konzept hinter dem Push ACs3 Coil Kit.

Hier nochmal im Detail für die Nerds zum Ausklappen.
Zugegeben: Raketentechnik verbirgt sich nicht dahinter, werfen wir also einen Blick auf die Kennlinien. Herkömmlich gewickelte Stahlfedern haben eine lineare Federkennlinie. Bei Luftfedern lässt sich die Kennlinie je nach Druckverhältnis bzw. Größenverhältnis zwischen Negativ- und Positiv-Feder verändern, grundsätzlich sind sie aber progressiver Natur. Die Grundlagen hierfür wurden kürzlich hier behandelt.

Beide Systeme bieten Vorteile: Bei der Stahlfeder entfallen Dichtungen, die Reibung fällt geringer aus, die Gabel arbeitet sensibler. Zudem sind lineare Federkennlinien konstanter durch den Federweg hindurch und erleichtern die Abstimmung der Dämpfung. Wärmeentwicklung spielt bei Stahlfeder-Gabeln weniger eine Rolle. Auch die Wartungsintervalle fallen nicht so hoch aus, der Service selbst ist zudem wesentlich unaufwändiger.

Leichtbaufans kommen zumeist nicht an der Luft-Variante vorbei. Wie beschrieben, lässt sich die Kennlinie stufenlos anpassen, das Setup via Gabelpumpe ist schneller und einfacher gemacht. Inzwischen ist auch die Performance auf einem Level angekommen, auf dem sich die Luftgabel nicht mehr vor der Coil-Variante verstecken muss.

Nachteile? Den haben vor allem die Weight-Weenies. Eine Stahlfeder bringt zwangsläufig mehr Gewicht ins Produkt. Zudem ist das Setup zeitintensiver und gegebenenfalls mit weiteren Kosten verbunden, wenn die Federhärte nicht direkt passt. Ist die Federvorspannung nicht von außen beeinflussbar, muss man zum Vorspannen jedes Mal die Gabel öffnen. Die Kennlinie selbst lässt sich nur durch eine andere Federhärte ändern, vorspannen der Feder wirkt sich nur auf den ersten Bereich des Federwegs aus. Durch Verwindung bewegt sich die Spiralfeder beim Ein- und Ausfedern außerdem – neben möglichen Kratzern auf der Innenseite der Standrohre erhöht sich das gegebenenfalls auch auf die Geräuschkulisse.

Was passiert noch auf der Luftseite? Zwar arbeiten die meisten Hersteller unter Hochdruck daran, die Reibung immer weiter zu reduzieren, ohne Dichtungen kommt ein abgeschlossenes System aber nicht aus. Dichtungen erzeugen Reibung, Reibung wirkt sich negativ auf die Reaktionszeit und Sensibilität aus, was wiederum die Traktion mindert. Dieser Nachteil ist inzwischen aber zumeist verschwindend gering. Dichtungen müssen außerdem regelmäßig getauscht werden, damit das System den Druck halten kann – der Service ist häufiger nötig, aufwändiger und teurer. Auch bei den meisten Luft-Gabeln muss man für eine Feineinstellung der Kennlinie ans Innenleben. Die Anpassung der Dämpfung für eine nicht lineare Feder ist zudem immer etwas mit Kompromissen behaftet.

Picken wir uns also die guten Eigenschaften heraus, die wir gerne in einem Produkt vereinen wollen: sensibel und berechenbar, aber gerne mit anpassbarer Federkennlinie. Geringe Serviceintervalle und konstante Performance, bei möglichst wenig Gewicht.

Wer nicht so tief ins Detail gehen will, bekommt hier die Zusammenfassung: Stahlfedern sind linear. Luftfedern progressiv. Beide Systeme bieten Vor- und Nachteile. Push setzt an, um die Performance-Vorteile in einem Produkt zu vereinen. Dabei bleiben aber gewisse Nachteile bestehen: Das System benötigt beide Federsysteme, ist also sogar noch schwerer als eine reine Coil-Gabel. Um die Federvorspannung zu erhöhen, muss man ans Innenleben, da durch das Luftventil und den Bump-Stop keine externe Einstellmöglichkeit Platz findet. Zudem gibt es die Geräuschkulisse der Stahlfeder mit den Dichtungen der Luftfeder. Was kann das Kit also mehr, was diesen Punkt wettmacht?

Auf der mit Micro-XD-Beschichtung überzogenen Kolbenstange sitzt auf dem roten Kolben/Federteller die Stahlfeder auf
# Auf der mit Micro-XD-Beschichtung überzogenen Kolbenstange sitzt auf dem roten Kolben/Federteller die Stahlfeder auf - Federt die Gabel weit genug ein, schiebt der Federteller den Bump-Stop in dessen Federweg.

Mit einem Wartungsintervall von 12 bis 18 Monaten für den Bump-Stop, dem Serviceangebot via Vertrieb MRC-Trading oder der Option, die zum Service nötigen Teile selbst zu kaufen, wird es schonmal etwas einfacher. Das Feintuning der Federrate ist zumeist eine einmalige Sache. Push empfiehlt, anfangs ohne Preload-Spacer zu starten, insofern fällt das Grundsetup recht einfach aus. Fürs spätere Feintuning benötigt man zwar etwas mehr Zeit, aber auch zum Einbau von Volumenspacern muss man ans Innenleben. Nach der Abstimmung bekommt man aber die gewohnt konstante Performance einer Coil-Gabel, auch über lange Zeiträume.

Wer sehr geräuschempfindlich ist, sollte sicherstellen, dass der Schrumpfschlauch genau mittig sitzt. Alternativ empfiehlt Push-Gründer Darren Murphy, bei Bedarf die Feder zu drehen – das kann schon ausreichen, dass sie besser positioniert ist und die Lautstärke abnimmt.

Für das Push ACS3 Coil-Kit gibt der Hersteller spezifisch für den Federweg entsprechende Empfehlungen
# Für das Push ACS3 Coil-Kit gibt der Hersteller spezifisch für den Federweg entsprechende Empfehlungen - Auch wenn auf dem Datenblatt auf der Website nur die Fox 36 angegeben ist, gelten die Empfehlungen auch für Pike und Lyrik.
Zur Empfehlung der Federrate gibt es für die 36 mit HSC/LSC-Kartusche noch Empfehlungen zur Abstimmung der Dämpfung
# Zur Empfehlung der Federrate gibt es für die 36 mit HSC/LSC-Kartusche noch Empfehlungen zur Abstimmung der Dämpfung - Jede Feder kommt übrigens mit einem speziell zugehörigen Preload-Spacer, zu dem man zusätzlich zwei weitere Spacer montieren kann.

Auf dem Trail

Zu Beginn kann man gleich eines klarstellen: Das Push ACs3 Coil Kit richtet sich vor allem an performance-orientierte Fahrer, die hauptsächlich bergab das Bestmögliche aus ihrem Rad holen wollen. Insofern weisen wir auf das etwas höhere Gewicht zwar hin, eine wirklich bedeutende Rolle spielt es für uns aber vorerst nicht. Nachdem wir das Kit nicht an einem leichtfüßigen Trail-Bike fahren, sondern auf einem vollwertigen Enduro-Bike mit dicken Reifen, fällt das Gewicht auf dem Weg nach oben ebenfalls nicht so sehr auf. Vielmehr stellt man fest, dass die Gabel auch bergauf schon sehr feinfühlig arbeitet. Im Wiegetritt kann das etwas stören, wenn man keine Dämpfungskartusche à la Fit 4 oder RCT3 fährt, bei der man bergauf eine Dämpfungs-Plattform zuschalten kann.

„Meine Gabel wiegt über zwei Kilo, ich kann nicht mehr bergauf fahren“
# „Meine Gabel wiegt über zwei Kilo, ich kann nicht mehr bergauf fahren“ - Tatsächlich wurde exakt dieser eine Testaufbau nur Lift-unterstützt für Laufradtests verwendet, mit anderen Laufrädern sind wir das gleiche Rad inklusive Lyrik mit Push ACs3 Coil Kit aber auch viele tausend Höhenmeter aus eigener Kraft nach oben gefahren.

Coil-Fans, die es mit der zupumpbaren Progression nicht übertreiben, profitieren von einer sehr ruhigen und gleichmäßigen Charakteristik beim Ausfedern der Gabel mit verbessertem letztem Drittel des Federwegs.

Neigt sich der Trail gen Tal, muss die Gabel liefern, damit man über das Gewicht hinwegsieht. Und tut sie das? Soviel vorweg: Ja, das tut sie. Stahlfeder-Gabeln erfreuen sich nicht umsonst einer treuen Fangemeinde: Sensibel und ohne das berüchtigte Loch in der Mitte des Federwegs verschlucken sie fleißig alles, was man ihnen in den Weg stellt. So nicht anders bei der Lyrik mit Push-Kit. Nachdem die Feder sich sehr berechenbar verhält, kann man mit der Dämpfung ebenfalls effizienter arbeiten. Ungünstige (Luft-)Kennlinien müssen nicht korrigiert werden, somit kann die Druckstufe hervorragend nach Belieben und Vorliebe abgestimmt werden. Gleiches gilt für die Zugstufe – vor allem hier macht sich die hohe Berechenbarkeit bezahlt. Coil-Fans, die es mit der zupumpbaren Progression nicht übertreiben, profitieren von einer sehr ruhigen und gleichmäßigen Charakteristik beim Ausfedern der Gabel mit verbessertem letztem Drittel des Federwegs. Die Zugstufe arbeitet extrem zuverlässig, die Front wird dadurch ruhiger und neigt weniger zum Tänzeln, wenn die Schläge rasch aufeinander folgen.

Ganz ohne Kompromisse kommt aber auch eine Stahlfeder-Gabel nicht ins Haus. Wie schon bei der Cane Creek Helm – hier der Vergleichstest zwischen Coil- und Air-Version – experimentierten vor allem die Fahrer, die laut Empfehlung zwischen zwei Federhärten liegen, mit beiden Federn. Grundsätzlich hat man dann die Wahl zwischen der weicheren Feder mit etwas mehr Dämpfung und mehr Endprogression, oder der härteren Feder mit weniger Dämpfung und Endprogression, um die gewünschte dynamische Lenkerhöhe zu erreichen. Bei der weicheren Feder gibt die Feineinstellung der Progression, über den Luftdruck der ACs3-Einheit, gute Kontrolle über das letzte Stück der Federweg. Den verbleibenden Teil der Kennlinie muss man durch die Dämpfung genauer unter Kontrolle bekommen. Vor allem den schwereren Fahrern war die Dämpfungs-Abstimmung der Charger 2-Dämpfung zu gering. Eine Lösung wäre eine neuere Kartusche von RockShox oder eben das Push HC97-Druckstufen-Kit nachzurüsten.

Wer es beim breiten Angebot an Federhärten von Push trotzdem schafft, zwischen zwei Federn zu sitzen, kann natürlich versuchen sich mit der Druckstufe zu helfen und die Fahrhöhe bei wiederholten Schlägen somit besser zu erhalten. Das ist ein grundsätzliches Thema bei Vertretern der Gattung Stahlfeder-Gabel.

Voll drauf!
# Voll drauf! - Hier setzt die Endprogression ein, den Übergang spürt man im Einsatz aber nicht.

Die Besonderheit der Push-Gabel spürt man natürlich auch besonders deutlich beim Übergang in die Endprogression. Hier kann man stufenlos und völlig frei mit dem Druck spielen, um eben genau das unangenehme KLOCK zu verhindern, was eben der größte Nachteil von reinen Coilgabeln ist. Wer bei der Federrate auf der weichen Seite unterwegs ist, kann die 50 psi Bandbreite in der zusätzlichen Luftkammer gut ausnutzen. Wer lieber eine höhere Federrate fährt, kommt auch mit geringerem Druck aus. Wir bewegten uns hauptsächlich im Spektrum zwischen 20 und 50 psi. Mit 20 psi fällt die Endprogression nicht zu hoch aus – wer Strecken ohne größere Sprünge oder starke Kompressionen fährt, kommt mit diesem Druck aber bereits recht gut hin. Steigen die Geschwindigkeiten und die Härte der Strecke, greift man doch lieber zur Dämpferpumpe und befüllt die Kammer mit ein paar psi mehr. Ein Fahrwerk, das nur in den seltensten Fällen durchschlägt, wie bei maximaler Volumenspaceranzahl in der Air-Gabel, bekommt man aber auch so nicht. Der Durchschlagschutz war manchen Testern aber nur bei sehr harten, flachen Landungen aus ordentlicher Höhe zu gering.

So schafft es die Push-Lyrik, neben der Erzeugung eines immensen Sicherheitsgefühls, auch die Kraft zu schonen. Über kleine Schläge gleitet die Gabel angenehm hinweg und entlastet den Oberkörper deutlich. Bei großen Schlägen reißt es einem auch nicht den Lenker aus der Hand, weil man das Federwegs-Ende zu abrupt erreicht hat.

Genügend Pop auch mit Stahlfeder
# Genügend Pop auch mit Stahlfeder - Wo herkömmlichen Stahlfeder-Gabeln auf Absprüngen schon die Endprogression fehlt, kann die Lyrik mit Push ACs3 Coil Kit mehr Gegenhalt bieten und für ein sprungfreudigeres Fahrverhalten sorgen.

Das ist uns aufgefallen

  • Geräuschkulisse Steigt man vom Rad mit Push-Gabel auf ein anderes Rad um, lernt man spätestens jetzt die angenehme Geräuschkulisse moderner Federgabeln zu schätzen. Bei der Push Lyrik ACs3 wird es wieder etwas lauter. Nach den ersten Stunden gelingt es dann aber, die Geräuschkulisse etwas zu verdrängen. Ein Neupositionieren des Schrumpfschlauchs hilft auf jeden Fall, die Gabel etwas ruhiger zu stellen.
  • Federempfehlung Je nach Fahrstil sollte man auch die Federhärte wählen. Die Herstellerempfehlung lag für unseren Geschmack etwas zu sehr auf der weichen Seite. Mit den Preload-Spacern lässt sich zwar einiges machen, die Wahl der richtigen Feder ist aber essenziell. Wer gerne sportlich mit dem Rad unterwegs ist und an der Gabel über keine breite Abstimmbarkeit der Druckstufen verfügt, sollte tendenziell eine Federhärte nach oben korrigieren.
  • Abstimmung Vor allem schwere Fahrer, die nicht eindeutig mit einer Federhärte glücklich wurden, griffen an der Lyrik mit Charger2-Kartusche zur härteren Feder. Steckt dann zusätzlich noch ein Coil-Dämpfer im Heck, kann es schwierig werden für die Feinabstimmung der Balance im Bike. An den Federn lässt sich nicht so einfach 5 bis 10 psi Federhärte zupumpen.
Mehr Dämpfung bitte
# Mehr Dämpfung bitte - Vor allem schwere Fahrer, die zwischen zwei Federhärten standen, wünschten sich beim Einsatz der weicheren Feder mehr Dämpfung.

Im Vergleich

Push ACs3 Coil Kit vs. MRP Ribbon Coil
Der große Unterschied zwischen der Ribbon mit Stahlfeder und dem ACs3-Kit: Ein Produkt ist nachrüstbar, eines gibt es nur im Komplettsystem zu erwerben. In dieser Hinsicht hat Push die Nase vorn. Man kann die Einheit zwar nicht in jede beliebige Federgabel stecken, sondern ist aktuell auf 36, Pike und Lyrik limitiert, aber bereits hier gibt es ein großes Spektrum an Dämpfungskartuschen. Neben den Fit- und den Grip-Kartuschen bei Fox kann man die Charger-Kartuschen in ihren verschiedenen Ausführungen fahren oder das Push HC97-Dämpfungs-Kit einbauen. Im rechten Gabelholm gibt es also mehr Möglichkeiten als bei MRP.

MRP deckt mit zwei Federn weniger ein ähnlich breites Spektrum an Fahrergewichten ab. Die Empfehlungen hinsichtlich des Fahrergewichts sind bei MRP etwas besser getroffen, bei Push können aktive, schnelle Fahrer durchaus mit der härteren Feder liebäugeln. Zwei weitere Vorteile an der Ribbon Coil: Vorspannung und Ramp Control sind extern verstellbar, ersteres mit Innensechskant-Schlüssel, zweiteres werkzeuglos. Zudem bietet die Ramp Control ein etwas breiteres Spektrum hin zur härteren Endprogression.

Push ACs3 Coil Kit vs. herkömmliche Stahlfeder-Gabeln
Bei den meisten Stahlfeder-Gabeln lässt sich die Federvorspannung inzwischen extern verstellen. Das, der geringere Service-Aufwand und ein kleiner Gewichtsvorteil sprechen für herkömmliche Coil-Gabeln. Bei der Performance hat Push aber ganz klar die Nase vorn: Sensibel wie eine Stahlfeder-Gabel und ein sanfter Übergang in die Endprogression vereinen Grip mit Kontrolle bei großen Schlägen.

Mit einem ähnlichen Feature ist die Ribbon Coil ausgestattet
# Mit einem ähnlichen Feature ist die Ribbon Coil ausgestattet - Die Endprogression lässt sich etwas härter abstimmen und ist von Hand einstellbar. Beim Push ACs3 Coil Kit kann man die Feder von oben entnehmen und hat eine breitere Auswahl bei der Dämpfungseinheit im rechten Gabelholm.
Die Cane Creek Helm Coil kommt ohne Endprogressions-Einsteller
# Die Cane Creek Helm Coil kommt ohne Endprogressions-Einsteller - Sie kann auf den ersten Zentimetern des Federwegs mitspielen und fängt dank etwas stärkerer Dämpfung eine weichere Feder besser ab als die RC2-Charger in unserer Test-Lyrik.

Fazit – Push ACs3 Coil Kit

Mit dem Push ACs3 Coil Kit bietet der amerikanische Suspension-Hersteller eines der populärsten und funktionell stärksten Tuning-Produkte auf dem Markt an. Die Kombination aus den charakteristischen Merkmalen einer Stahlfeder-Gabel mit der zusätzlichen Option, die Endprogression anzupassen, macht sich auf dem Trail bezahlt: Hohe Berechenbarkeit, feinfühliges Arbeiten, superber Grip und ausreichend Progression schaffen Vertrauen und sorgen auf langen Abfahrten für weniger Ermüdung. Seinen hohen Preis und das etwas höhere Gewicht relativiert das Produkt ab den ersten Metern auf dem Trail.

Pro
  • Erhöht die Traktion
  • Sanfte Endprogression
  • Verbesserte Funktion der Zugstufe
  • Feine Abstufung der Federhärten
Contra
  • Hoher Preis
  • Kein Leichtgewicht
Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket
# Wer nicht gerade zwischen zwei Federhärten steht, bekommt bei Push ein sehr fähiges Paket - Das Push ACs3 Coil-Kit kann die guten Eigenschaften beider Federn vereinen, bietet einen sinnvoll abgesteckten Einstellbereich und wartet auf dem Trail mit hervorragender Performance auf.

Coil, Air oder eine Mischform wie beim ACs3 Kit – was ist eurer Ansicht nach das Optimum für die Federgabel?


Testablauf

Das ACs3 Coil Kit wurde in einer RockShox Lyrik 2019 mit Charger RC2-Dämpfungskartusche getestet. Das Produkt wurde von verschiedenen Fahrern unterschiedlicher Gewichtsklassen auf einer Vielzahl von Strecken getestet. Neben sehr langen und schnellen Trails waren wir auch auf langsamen, technischen Trails unterwegs und haben den Großteil des Tests ohne Liftunterstützung absolviert.

Hier haben wir das Push ACs3 Coil Kit getestet

  • Reschenpass: Lange, teils ruppige Abfahrten, verschiedene Untergründe
  • Singletrails: Rutschige bis griffige Böden, schnelle, aber auch verwinkelte Trails mit knackigen Gegenanstiegen
Testerprofil Jens Staudt
Tester-Profil: Jens Staudt
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 91 cm
Oberkörperlänge 56 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 95 kg
Jens fährt von Bahnrad bis Downhill alles, was zwei Räder und eine Kette hat. Bikes fürs Gelände am liebsten in herausforderndem, technischem und steilem Gelände, egal mit welchem Federweg.
Fahrstil
Schnellste Linie, auch wenn es mal ruppig ist
Ich fahre hauptsächlich
Singletrails, sprunglastiger Local Spot, Freeride, DH
Vorlieben beim Fahrwerk
Straff, gutes Feedback vom Untergrund, viel Druckstufe, moderat progressive Kennlinie
Vorlieben bei der Geometrie
Kettenstreben nicht zu kurz (ca. 430 mm oder gerne länger), Lenkwinkel tendenziell eher flacher


Testerprofil Christoph Spath
Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

Der Beitrag Push ACs3 Coil Kit im Test: Pneumatische Mechanik erschien zuerst auf MTB-News.de.

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